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Mehr Wölfe, mehr Risse: BMU beharrt auf strengen Wolfsschutz

Ein betroffener Mutterkuhhalter hat sich beim Bundesumweltministerium nach einer Wolfsstrategie erkundigt. Die Antwort ist aus Sicht der Landwirte ernüchternd.

Lesezeit: 4 Minuten

Die Wolfspopulation in Deutschland wächst jährlich um 35 %. Der Deutsche Jagdverband rechnete im Frühjahr 2020 mit 1800 Wölfen in Deutschland, aktuell könnten es über 2400 Tiere sein. Der Wolf breitet sich flächendeckend aus. Waren zunächst Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Niedersachsen von Rissen betroffen, gibt es inzwischen Meldungen aus allen Regionen.

Darum sorgen sich vielerorts Weidetierhalter um ihre Existenz. Ein Beispiel ist Markus Kühn (54), Landwirt aus Nisterberg im Westerwald. Der „Noch-Tierhalter“, wie er sich selbst bezeichnet, hält in der Grünlandregion 85 Mutterkühe in Weidehaltung mit Aufzucht der gesamten Nachzucht als Schlachtvieh. Allein schon die Düngeverordnung und andere Auflagen bedrohen seiner Meinung nach die Bewirtschaftung des Grünlandes, die jetzt schon nicht mehr regional angepasst möglich sei. „Die Wolfspolitik der Regierung und der EU tragen den Rest bei, um die Weidehaltung ins Aus zu manövrieren“, betont er. Ihm geht dabei nicht allein um die gerissenen Tiere, sondern um den Rest der Herde, der, in der Regel nachts durch Wolfsangriffe in Panik durch den Zaun ausbricht und wieder eingefangen werden muss. „Meine Frau und meine Kinder haben schon gesagt, dass sie das nur einmal mitmachen“, sagt er und betont, dass es keine wolfssicheren Einzäunungen gibt.

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Landwirt wendet sich ans Umweltministerium

Aus diesem Grund hat sich Kühn mit seinen Sorgen an die Bürgerinfo des Bundesumweltministeriums gewendet und Umweltministern Svenja Schulze persönlich angeschrieben. „Ich wünsche mir, dass die Umweltpolitik sich wieder an der Umwelt, also der regionalen Natur, orientiert. Nur so ist unsere Natur zu retten und nicht mit überzogenen, vereinheitlichten Verordnungen, um das der Durchschnittsbeamte alles ohne Fachwissen kontrollieren kann“, schrieb Kühn dem Ministerium.

Mit der Antwort auf den Brief vom 5. April 2021 ließ sich das Ministerium mehr als vier Wochen Zeit. Die Verzögerung begründete die Abteilung „Bürgerkommunikation im BMU“ am 7. Mai so: „Derzeit erhält das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) täglich viele Anfragen und Kommentare zu dem Thema Wolf und damit zusammenhängenden Fragen. Vor diesem Hintergrund bitten wir um Verständnis für unsere späte Antwort.“

Für die weiteren Ausführungen machten es sich die Mitarbeiter einfach und kopierten einen älteren Facebook-Eintrag von Ministerin Schulze vom 22. Mai 2019, ohne konkret auf das Anliegen von Landwirt Kühn einzugehen: „Der Wolf bleibt eine streng geschützte Tierart. Er darf auch weiterhin nicht gejagt werden. Ausnahmegenehmigungen zur Entnahme von Wölfen aufgrund von Nutztierrissen dürfen nur von den zuständigen Landesbehörden und nur in Ausnahmefällen erteilt werden, wenn Wölfe wiederholt ausreichend geschützte Nutztiere töten.“

Mit den Änderungen des Bundesnaturschutzgesetzes würde der strenge Schutz des Wolfes gesichert. Diese seien mit dem zweiten Gesetz zur Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes am 13. März 2020 in Kraft getreten. Wenn Wölfe allerdings gelernt hätten, auch gut geschützte Nutztiere zu reißen, hätten die Landesbehörden jetzt mehr Rechtssicherheit, wann Wölfe entnommen werden dürfen.

Zwar sei die Population des Wolfs in Deutschland in den vergangenen Jahren stetig gewachsen, von einem günstigen Erhaltungszustand (d. h.: ein Überleben der Art kann ohne Schutzmaßnahmen gesichert werden) sei der Wolf aber noch weit entfernt.

Risse von Weidetieren gäbe es vor allem in Regionen, in denen der Wolf gerade einwandert und erst seit kurzem wieder heimisch ist und die Halter sich noch nicht auf die neue Situation eingestellt hätten. Die Zahl der Risse sinke deutlich, wenn die Halter die empfohlenen Schutzmaßnahmen ergreifen, also Herdenschutzzäune aufstellen oder Herdenschutzhunde anschaffen. Die Kosten für die Schutzmaßnahmen könnten vollständig von den Ländern erstattet werden.

„Sie können versichert sein, dass sich das Bundesumweltministerium seiner Aufgaben für den Artenschutz bewusst ist und Interessenkonflikte, die im Rahmen der Rückkehr des Wolfes entstehen, auch künftig beachtet und sich um Ausgleich bemüht. Weitergehende aktuelle Informationen zur Rückkehr des Wolfes finden Sie auch auf der Seite www.bmu.de/WS4811.“

Keine befriedigende Antwort

Für Landwirt Kühn war die pauschale und wenig konkrete Antwort enttäuschend. „Wenn 1000, 1500 oder 1800 Wölfe in Deutschland kein guter Erhaltungszustand sind, dann muss man sich fragen, wie aus 0 oder 1 oder 2 Wölfen Anfang der 90er Jahre jetzt ein so schlechter Erhaltungszustand von 1800 Wölfen werden konnte?“, fragt er und führt das Beispiel Skandinavien an: „Dort halten sich, trotz Entnahme von mindestens 80 Tieren in 2020, schon seit 100 Jahren ca. 510 Wölfe ( Norwegen: 100 Wölfe, Schweden: 210 Wölfe, Finnland: 200 Wölfe ).“ Kühn hofft, dass dem Ministerium der Unwille zur Regulierung der Population und zur Rettung von Natur und Klima nicht auf die Füße fällt.

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