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Kritik per Modellbahn

Miniatur Wunderland plakatiert Tierrechtlersprüche

Babys vor dem Schredder, Menschen in Kastenständen und Frauen an Melkmaschinen: Die Modellbahnausstellung Miniatur Wunderland provoziert mit Bildern auf seiner Anlage. Die Bauern sind entsetzt.

Lesezeit: 5 Minuten

Auf der Hamburger Modellbahnanlage „Miniatur Wunderland“ gibt es neuerdings eine Plakatkampagne gegen Massentierhaltung. Wie der NDR meldet, sind in der Ausstellung Mini-Plakate zu sehen, auf denen beispielsweise Frauen an Melkmaschinen angeschlossen sind, Babys direkt nach Geburt in den Schredder gefahren werden oder Menschen in Kastenständen sitzen. Daneben stehen Slogans wie "Stoppt die Massenmilchproduktion", "Stoppt das Jungen-Schreddern" oder "Stoppt die Menschenmast".

Im Interview mit dem Sender erklärte einer der Gründer des Miniatur Wunderlandes, Frederik Braun, dass man beim Verbraucher ein Umdenken bewirken wolle. Die Kunden würden im Supermarkt nur das billigste des billigsten Fleisches kaufen und sich nicht klarmachen, was wir da essen. Er selbst esse gerne Fleisch, nur die Deutschen müssten wieder bewusst einkaufen und auch ganz bewusst essen. So würde man den Bauern, wenn man mehr bezahlt, mehr Möglichkeiten geben, die Tiere artgerechter zu halten.

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Laut Braun reagierten die Besucher durchweg positiv. „Ich würde sagen, 95 Prozent sagen, dass es schön ist, wenn man ihnen den Spiegel mal vor die Augen hält und schockierend, wenn man sich diesen Rollentausch mal anschaut. Viele sagen, dass man was ändern muss und sagen auch, dass es das schwierigste ist, bei sich selbst anzufangen.“

Für Bauernverband SH ist das „abartig“

Scharfe Kritik kommt dagegen vom Bauernverband Schleswig-Holstein. Was da auf der Modellbahnanlage passiere, sei „abartig“, schreibt der Verband auf Facebook. „Szenen, in denen Frauen gemolken, Kinder geschreddert werden sollen und Nackte im LKW mit Käfigaufsatz transportiert werden. Das spinnt also als Idee in den Köpfen der Menschen, wenn man Mensch und Tier auf eine Ebene stellt. Furchtbar!“

Aus Sicht des Verbandes wird hier die Täterideologie der Tierrechtler deutlich. Ihnen gehe es nicht darum, ob ein Tier getötet wird. Es gehe darum, wer es tötet. Macht es der Mensch, ist es falsch. Machen es Tiere, ist es ok, schreibt der Bauernverband.

„Liebe Brauns, ihr seid Ingenieure. Tretet einen Schritt zurück und überlegt nochmal, welche menschenverachtende Botschaft ihr hier vermittelt. Und was das mit einer gesellschaftlichen Minderheit, den Bauern, macht. Ihr empfehlt eure Bioprodukte. Merkt ihr nicht, wie widersinnig das ist? Denn diese Szenen gelten ja auch im Biobereich! Macht euch nicht eins mit der Täterethik von Tierrechts.

Der Bauernverband hat Frederik und Gerrit Braun zu einem Hofbesuch eingeladen. Dazu hieß es: „Wenn ihr tatsächlich etwas bewirken wollt, dann ist das die Gelegenheit!“, so der Verband.

Antwort-Brief von Braun an den Bauernverband

Braun reagierte überrascht über die Schärfe des Bauernverbandes. Er spricht von Hass-Post und vielen Landwirten, die die Unternehmer mit ihrer Wut überschüttet hätten. „Da mussten wir erstmal reagieren und nachdenken. Wir haben das falsch eingeschätzt und die Landwirte fühlen sich wahnsinnig auf den Schlips getreten“, sagte Braun dem NDR. Er gehe eben nicht darum, den Fleischverzehr zu verurteilen oder Bauern anzugreifen.

In einem Brief an den Bauernverband schrieb Braun: "Liebe Bauern, wir merken, dass einige von Euch sich durch diesen Post von uns verletzt fühlen. Ihr seht, wie neben Euren "Nie wieder Wunderland" Kommentaren auch massenhaft positive Kommentare zu lesen sind. Das zeigt, wie kontrovers das Thema ist. Wir haben uns viele Gedanken vor der Veröffentlichung gemacht und leider außer Acht gelassen, dass es Euch treffen könnte. Es ist wirklich wahr!

Wir wollten eigentlich uns Verbraucher aufrütteln, endlich umzudenken, dass immer billigeres Fleisch nicht der richtige Weg ist. Ich persönlich habe viele Reportagen über Fleischproduktion gesehen und weiß sehr wohl, dass viele Bauern sich große Mühe geben.

Wir alle haben sicherlich eine Art Doppelmoral, wir wollen am liebsten, dass Tiere nach einem langen, erfüllten Leben totgestreichelt werden, bevor sie auf unserem Teller landen. Das ist nicht die Realität und wir finden es wichtig, dass man sich damit auseinandersetzt.

Und gerade, weil die Bilder überzogen sind, so helfen sie dabei in einer abgestumpften Gesellschaft für ein Nachdenken zu sorgen. Ich selbst esse Fleisch, kaufe es aber nur auf dem Wochenmarkt, da ich mir das leisten kann. Ich versuche es immer seltener und dann bewusster zu essen.

Und ja Ihr habt Recht, vielleicht hätten wir VORHER mit Euch sprechen sollen. Aber es ist und bleibt ein Problem, wie wir Menschen teilweise mit Tieren umgehen. Unser Wunsch wäre zumindest eine bessere Haltung der Tiere.

Vielleicht ist das aus unserer Sicht für Euch betrachtet sehr subjektiv. Aber ist es zu romantisch gedacht, dass es irgendwann keine Massentierhaltung in der Form, wie wir Laien das sehen, mehr gibt. Weil wir wieder den "Sonntagsbraten" als Wochenhighlight würdigen und der ordentlich bezahlt wird, so dass Ihr mit viel weniger Tieren mindestens das Gleiche, bestenfalls sogar mehr verdient.

Ja das klingt nach Träumerei, ist aber unser Ziel mit diesem Post...Und in keinster Weise wollten oder wollen wir Eure Existenz gefährden. Wenn das bei Euch so angekommen ist, dann tut mir das aufrichtig leid!

Liebe Grüße, Frederik Braun"

Wie stehen Sie dazu? Finden Sie, der Weg der Brüder Braun ist OK und fördert das Umdenken? Und ist die Kritik des Bauernverbandes richtig oder überzogen? Schreiben Sie einen Kommentar unten...

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