Nestlé hat in Frankreich gerade Stress mit einer Untersuchungskommission im französischen Senat. Die hat festgestellt, dass der Lebensmittelkonzern bei seinem „natürlichen Mineralwasser“ Perrier Filtersysteme einsetzt, die dabei nicht erlaubt sind. Die Prüfer sprechen daher von Verbrauchertäuschung.
Laut einem Bericht in der Tagesschau würde das verkaufte Produkt daher nicht dem Etikett übereinstimmen. Statt natürlichem Mineralwasser hätten die Kunden normales, aufbereitetes Getränkewasser getrunken. Es geht hier daher nicht um eine gesundheitliche Gefährdung der Verbraucher, sondern um Betrug am Kunden. Schließlich hat Perrier den Ruf, angeblich der "Champagner" unter den Mineralwassern zu sein, was am hohen Preis liegt. Grund für die Manipulationen sind Verunreinigungen bei den Quellwassern, die neben Perrier zwischenzeitlich auch die Nestlé-Marken Vittel und Contrex betrafen, so die Tagesschau.
Wiederholungstäter
Heikel ist dabei die Tatsache, dass Nestlé schon einmal wegen der gleichen Sache in die Schlagzeilen gekommen war. Trotz gegenteiliger Bekundungen habe der Konzern bei Perrier dann offenbar mit der verbotenen Aufbereitung des Mineralwassers weitergemacht. Anfang 2024 hatten Radio France und die Zeitung Le Monde dann genauer hingeschaut und den Skandal aufgedeckt.
Politisch schlägt der Fall aktuell auch deshalb so hohe Wellen, weil die Regierung die Nestlé-Praxis aus höchsten Kreisen gedeckt haben soll. Der Untersuchungsausschuss des Senats stellt fest, dass die Regierung zumindest gegen ihre Pflichten verstoßen habe, diese Praxis vor Gericht zu bringen. Auch die Verbraucher erfuhren nichts, abgesehen davon dass die Firma auch gegen europäisches Recht verstößt. Das alles sei zum Vorteil eines Industriekonzerns geschehen, heißt es im Bericht.
Und der Generalsekretär des Elysée-Palastes, Alexis Kohler, der als Zeuge aussagen sollte, sei im März einfach nicht zum Termin vor dem Ausschuss erschienen. Er galt damals als enger Vertrauter von Präsident Emmanuel Macron. Die Medien im Land berichten von engen Kontakten von Nestlé bis in die französische Staatspitze, die nun aufgeflogen seien.
Folgen für Nestlé
Beobachter erwarten nun juristischen Ermittlungen beim Nahrungsmittelkonzern. So soll ein hoher Manager bei Nestlé Waters vor den Senatoren falsch ausgesagt haben.
Am Produktionsstandort Vergèze in Südfrankreich fürchten nun rund 1.000 Mitarbeiter um ihre Jobs. Denn die Quellen, die seit 120 Jahren aus den kohlenstoffreichen Kalksteinschichten der Garrigues entspringen, entsprechen wegen Verunreinigungen offenbar nicht mehr den Normen für natürliches Mineralwasser.
Bis Anfang August hat die Präfektur im Département Gard Nestlé noch eine Lizenz zur Abfüllung des natürlichen Mineralwassers gegeben. Bis dahin muss der Konzern eine Lösung finden.