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topplus Fleischersatzprodukte

Oldenburger Münsterland diskutiert über das Essen von morgen

Die Nachfrage nach Fleischersatzprodukten wächst. Unternehmen wie der Wursthersteller Rügenwalder Mühle und der Geflügelspezialist Wiesenhof haben das erkannt und investieren zusätzlich zum Kerngeschäft in die neuen Märkte.

Lesezeit: 4 Minuten

Die Ernährung wird immer individueller. Ein wachsender Teil der Verbraucher isst künftig weniger Fleisch. Die Digitalisierung wird die gesamte Wertschöpfungskette Lebensmittel von der Urproduktion bis zum Verbrauch verändern. Nur die Unternehmen, die diese Trends erkennen und es schaffen, den Verbrauchern einen individuellen Mehrwert zu bieten, werden auch in Zukunft wettbewerbsfähig sein. Das sind die vier zentralen Botschaften des Zukunftsforschers Michael Carl von der Leipziger Denkfabrik „2beahaed“ an die Land- und Ernährungswirtschaft. „Einfach nur Standard zu produzieren, wird künftig nicht mehr reichen“, sagte der Zukunftsexperte den 160 Teilnehmern bei der vom Verbund Oldenburger Münsterland (OM) und dem Agrar- und Ernährungsforum (AEF) in Cloppenburg organisierten Podiumsdiskussion.

„Deshalb ist es so wichtig, dass wir als Region Oldenburger Münsterland, in der die Ernährungs- und insbesondere die Fleischwirtschaft große Bedeutung hat, immer über den Tellerrand schauen und uns intensiv mit den wichtigen Zukunftsfragen befassen“, erläutert Johann Wimberg, Landrat des Kreises Cloppenburg und Präsident des Verbunds Oldenburger Münsterland, die Zielsetzung der Veranstaltung, die von top agrar-Chefredakteur Dr Ludger Schulze Pals moderiert wurde.

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Pflanzliche Ernährung auf dem Vormarsch…

Die von Carl skizzierten Veränderungen seien schon heute erkennbar, macht Enrico Krien vom Marktforschungsunternehmen Nielsen deutlich. „Die Menschen kaufen bewusster ein. Aktuell gibt es einen großen Trend hin zur Regionalität und der pflanzlichen Ernährung.“ Das seien langfristige Entwicklungen und kein kurzfristiger Zeitgeist, ist der Marktexperte überzeugt.

Godo Röben, Geschäftsführer des Wurstherstellers Rügenwalder Mühle ist sicher, dass der Fleischverzehr in Deutschland auch in den nächsten Jahren weiter zurückgehen wird. „Zumindest wird weniger Schweinefleisch gegessen.“ Weltweit werde der Fleischverbrauch aber weiter zunehmen. Das Unternehmen erwirtschaftet bereits heute 30% des Umsatzes im Nicht-Fleisch-Bereich. Künftig sollen es 40 % sein. „Ob vegetarische oder vegane Produkte am Markt erfolgreich sind, hängt vor allem vom Geschmack ab“, ist Röben überzeugt.

Aber auch die Nachhaltigkeit werde zunehmend wichtiger für die Kaufentscheidung. „Deshalb setzen wir vor allem auf heimische Rohstoffe“, erläutert der Manager. Ein Viertel des verarbeiteten Sojas der Rügenwalder Mühle stamme bereits aus der Donauregion. Einen Widerspruch, auf der einen Seite Wurst aus Fleisch und Wurst aus pflanzlichen Produkten herzustellen, sieht Röben nicht. „Man muss beides mit Leidenschaft und hohem Qualitätsanspruch tun. Dann ist man auch glaubwürdig.“

… trotzdem steigt der Geflügelfleischverzehr

Für Peter Wesjohann, Vorstandsvorsitzender der PHW-Gruppe, zu der unter anderem Wiesenhof gehört, bleibt Geflügelfleisch auch weiterhin das Kerngeschäft. 2018 hat der Konzern einen Umsatz von fast 2,6 Mrd. € gemacht und wächst weiter. „Auch 2018 ist der Geflügelfleischverzehr in Deutschland gestiegen, trotz der Diskussionen um Tierwohl“, beschreibt Wesjohann die Entwicklung. Dennoch kümmert sich der Geflügelspezialist auch intensiv um alternative Proteinquellen. So ist die PHW-Gruppe an einem israelischen Start up-Unternehmen beteiligt, dass daran arbeitet, Fleisch im Bioreaktor herzustellen. Bis zur Marktfähigkeit werde es aber sicher noch fünf Jahre dauern. „Und dann müssen wir noch die Zulassung bekommen“, skizziert Wesjohann den weiteren Weg. „Aber ich bin überzeugt, dass es Verbraucher gibt, die nicht auf Fleisch verzichten wollen, die es aber nicht vertreten können, dass dafür Tiere geschlachtet werden müssen. Für diese Verbraucher ist das sog. „clean Meat“, das saubere Fleisch, eine Alternative.“

Die PHW-Gruppe ist darüber hinaus ein einem kanadischen Unternehmen beteiligt, das Insektenmehl herstellt. Dieses könnte in der Fütterung eine alternative Proteinquelle für Soja werden. Und PHW ist in Deutschland Vertriebspartner des amerikanischen Unternehmens Beyond Meat, das Burger auf pflanzlicher Basis herstellt. Das Unternehmen ist vor kurzem in den USA an die Börse gegangen und wird aktuell mit knapp 4 Mrd. Dollar bewertet, obwohl es derzeit noch Verluste macht.

Alternative Proteinquellen mehr Chance als Risiko

„Wir sehen in den alternativen Proteinquellen keine Bedrohung unseres Kerngeschäfts, sondern eine Chance. Die meisten Verbraucher werden weiter Fleisch essen. Diese Nachfrage werden wir bedienen und dabei Tierwohl und Nachhaltigkeit vorantreiben. Und wir werden gleichzeitig die wachsenden Märkte für alternative Proteinquellen bedienen“, erläutert der Konzernchef die Strategie. Wie ernst gemeint das ist, zeigt sich auch daran, dass es bei PHW seit 2018 einen eigenen Vorstand für alternative Proteinquellen gibt.

Uwe Bartels, Vorsitzender des Agrar- und Ernährungsforums, begrüßt, dass traditionelle Fleischhersteller aus dem Oldenburger Münsterland wie die Rügenwalder Mühle oder die PHW-Gruppe sich „massiv in diesem hochinteressanten Produktbereich engagieren“. „Die Politik muss diese Entwicklung auf kommunaler sowie auf Landes- und Bundesebene in Zusammenarbeit mit der Wissenschaft aufmerksam begleiten und ihre Auswirkungen auf die ländlichen Räume und die dortige Wirtschaft erforschen“, fordert Bartels von der Politik mehr Engagement.

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