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Paetow: "Die Forderungen einiger Bauern nach Dürrehilfe waren unglücklich"

Zu einem Streitgespräch zum Thema Wasserverbrauch, Wasserverschmutzung und Kostenerstattung trafen sich DLG-Präsident Hubertus Paetow und Umweltschützer Benjamin Adrion auf Einladung der ZEIT. Paetow bezeichnete die Rufe nach Dürrehilfe einiger Bauern dabei als "unglücklich".

Lesezeit: 4 Minuten

Sind die Bauern schuld, dass es zu wenig sauberes Wasser gibt?, fragt DIE ZEIT in ihrer Donnerstagsausgabe den Aktivisten Benjamin Adrion und DLG-Präsident Hubertus Paetow.

Adrion vom Verein Viva con Agua de Sankt Pauli führt an, dass die Landwirtschaft weltweit 70 % des Wassers verbrauche. „Vor allem die industrielle Landwirtschaft ist problematisch“, sagt er. Paetow kontert, dass die deutschen Bauern nur 14 % verbrauchen würden. Und das im Wesentlichen für die Tierhaltung, nicht zur Bewässerung von Ackerflächen. Adrion hält dagegen, dass Deutschland aber Lebensmittel aus Ländern importiere, die viel bewässern.

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„Ja, das nennt man virtuelles Wasser“, bestätigt der Bauernvertreter. Für Paetow gibt es aber eine Vielzahl hocheffizienter Länder, die mit minimalem Wassereinsatz auskommen, wie z.B. Israel. Als Negativbeispiel nannte er die USA. Der DLG-Präsident würde es daher unterstützen, wenn der Verbraucher schon im Laden erkennt, wieviel virtuelles Wasser in einem Lebensmittel steckt. „Das kann ziemlich viel sein, auch beim Rindfleisch.“

Das bestätigt der ehemalige Fußballprofi. Adrion spricht von 15.000 Litern Wasser pro Kilo Rindfleisch und dass die Menschen jedes Jahr 60 Mrd. Nutztiere verspeisen. „Die Zahl scheint mir arg hoch gegriffen“, entgegnet Paetow. „Ich halte ja selbst Schweine. Die Deutschen essen jedes Jahr pro Kopf 59 kg Fleisch. Das entspricht grob dem, was an Fleisch aus einem normalen Schwein verwendet wird. Wenn die Zahl von 60 Mrd. Tieren stimmt, muss irgendwer auf der Welt gewaltig reinhauen.“ Adrion verweist in diesem Zusammenhang auf das Geflügel.

Nährstoffe ungleich verteilt

Im weiteren Gespräch kamen beide auf das Thema Gülle und Grundwasserbelastung. Paetow betonte, dass in Deutschland jährlich 200 Mio. t Gülle anfallen. Auf die gesamte landwirtschaftliche Fläche bezogen sei das aber nicht kritisch. „Das Problem ist, das die Tierhaltung auf wenige Regionen wie das Oldenburger Münsterland konzentriert ist und dass dort eher zu viel Gülle anfällt. Anderswo, etwa in Mecklenburg, werden die Nährstoffe im Ackerbau dringend gebraucht. Um Nitratkonzentrationen aus der Landwirtschaft in bestimmten Gebieten zu verringern, könnte die Tierhaltung stärker über die Fläche verteilt werden“, erklärte der Unternehmer.

Kosten der Wasserreinigung überzogen

Zu der Rechnung von Umweltverbänden, dass die Reinigung von Trinkwasser jährlich bis zu 25 Mio. Euro kosten könnte, sagte Paetow, dass er diesen Wert für überzogen hält. „Das wären mehr als 6 Euro pro Kubikmeter. Meines Wissens kostet die Aufbereitung bei hohen Nitratmengen um die 50 Cent pro Kubikmeter.“ Adrion meint dennoch, dass die Landwirtschaft dafür zahlen müsse. Paetow warnt hier aber vor einer drohenden Ungerechtigkeit, weil ein Sandboden deutlich mehr Nitrat durchlasse als ein Lehmboden. „Sollen wir einzelne Landwirte für die Qualität ihrer Böden bezahlen lassen?“, fragt er und schlägt stattdessen vor, dass jeder Landwirt seine Düngeeffizienz überprüfen sollte. Wer da gut abschneide, bekomme Fördermittel.

Zum Vorschlag der ZEIT, man solle Großverbraucher in der Landwirtschaft für die Wassernutzung bezahlen lasse, bestätigte der Landwirt, dass es das schon gebe, der Kubikmeter koste etwa 2 Cent. Die Probleme sieht er eher in instabilen Ländern. Wegen der politischen Unsicherheit und Korruption investiere dort niemand in moderne Präzisionsbewässerungsanlagen, wenn er fürchten muss, dass ihm morgen jemand sein Grundstück wegnimmt. Deswegen müsse Entwicklungshilfe nicht nur technische Lösungen im Blick haben, sondern auch Marktwirtschaft und Politik.

Landwirte müssen sich selbst gegen Dürreperioden wappnen

Zum Ende hin wurde der DLG-Chef auf die Rufe der Landwirte nach Dürrehilfen im Jahr 2018 angesprochen. Hierzu gestand Paetow ein, dass die Forderung einiger Landwirte „unglücklich“ gewesen sei. „Trockene Jahre mit schlechter Ernte sind nichts Neues. Landwirtschaft ist eine Unternehmeraufgabe, und dazu gehört Risikovorsorge. Übersteht ein Betrieb ein trockenes Jahr nicht, muss er sich auch fragen, ob er vorausschauend geplant hat. Es ist aber auch nicht fair, den Bauern die Schuld für den Klimawandel zuzuschieben. In Deutschland ist die Landwirtschaft für gerade mal 7 % der Treibhausgase verantwortlich“, so der DLG-Präsident.

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