Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Sonstiges

Stilllegung 2024 Agrardiesel-Debatte Bürokratieabbau

topplus Reportage

Plötzlich Chefin: Julia Jäger allein im Forstlohnbetrieb

Julia Jäger hatte zuvor selten im Forstlohnunternehmen ihres Vaters mitgeholfen. Doch als er krank wurde, stemmte sie die Arbeit im Alleingang.

Lesezeit: 3 Minuten

Als sie alleine vor der Rückemaschine stand, war Julia dann doch skeptisch: Ob das gut geht?

Ihr Vater, Landwirt und Forstlohnunternehmer in Leibertingen im Landkreis Sigmaringen, hatte sie erst wenige Tage vorher in die Arbeit eingewiesen. Davor war sie noch nie mit der Maschine gefahren. Aber jetzt, wo bei ihrem Vater eine dringende Hüft-OP anstand, wurde sie zur Chefin des Unternehmens – und zur Fahrerin. Das war letzten Dezember.

Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Ihre Skepsis war berechtigt, findet sie heute. „Die Arbeit ist gefährlicher, als ich gedacht habe“, sagt sie. Wenn besonders schwere Stämme in der Greifzange sind und man den Kran komplett ausfährt, könne die Rückemaschine ins Kippen kommen. „Man muss schon mit Hirn fahren und darf nicht einfach im Wald rumheizen“, so Julia.

Alleine lernt man schneller

Aber sie meisterte die Wintersaison mit Bravour. Im Nachhinein ist sie froh, dass sie auf sich alleine gestellt war. „Da lernt man letztlich doch schneller.“

Die Kundschaft musste sich umgewöhnen. Sie kannte Julia eher als schüchternes Mädchen. „Die waren dann begeistert, dass ich selbst gefahren bin“, sagt sie. Auch die Waldarbeiter hätten oft zweimal geschaut, ob da wirklich eine Frau auf dem Rücker sitzt.

Dabei begann Julia eher spät, sich für Maschinen zu interessieren. Mit zwölf Jahren fuhr sie zum ersten Mal den Hoflader auf dem elterlichen Milchviehbetrieb. Später erledigte sie auch das Kreiseln bei der Grasernte.

Lieber im Freien als im Büro

Doch erst als sie mit 17 ihre Ausbildlung zur Landwirtin begonnen hatte, ließ ihr Vater sie auch Mähen. „Da hat er wohl erst etwas Fachkompetenz von mir erwartet“, lacht Julia.

Schon als Kind wollte sie Bäuerin werden. Um zu prüfen, ob ihr ein Bürojob besser liegt, absolvierte sie ein Praktikum im Vermessungsamt. Danach war ihr klar: „Ich will im Freien arbeiten und kann nicht im Büro sitzen.“

Ihr Abschlusszeugnis hat sie nun in der Tasche, ihr Vater ist wieder einsatzbereit. Julias nächstes großes Ziel ist die Technikerschule.

Bis dahin stellt sie sich einer neuen beruflichen Herausforderung: Für den Maschinenring Alb-Oberschwaben arbeitet sie als Betriebshelferin.

Dem Klischee entflohen

Dass sie sich dort wohlfühlt, war für Julia nicht selbstverständlich: Zuerst sorgte sie sich, ob man sie ernst nimmt, wenn sie als Frau mit den Maschinen eines fremden Betriebs unterwegs ist. Und dann wollte sie ein Maschinenring, bei dem sie sich zuerst beworben hatte, nur als Hauswirtschafterin einsetzen.

„Im Nachhinein sehe ich das völlig anders“, sagt Julia. Gerade packt sie auf einem Betrieb mit 100 Milchkühen, 130 ha Land mit an. Der Betriebsleiter hat gerade eine Operation hinter sich, seine Familie schätzt die tatkräftige Unterstützung Julias sehr.

Das viele Lob von allen Seiten, z. B. bei der jüngsten Siloernte, habe sie bestärkt: „Auch Frauen sollten sich nichts einreden lassen und sich den Job zutrauen,“ so ihr Appell.

Die Redaktion empfiehlt

top + Letzte Chance: Nur noch bis zum 01.04.24

3 Monate top agrar Digital + 2 Wintermützen GRATIS

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.