Im Kühlhaus der Nagel Transthermos GmbH in Dissen (Niedersachsen) gibt es eine „sehr große Rattenpopulation“, wie es die Behörden ausdrücken. Maßnahmen zu deren Bekämpfung hätten bisher keinen Erfolg gezeigt, die Ratten „bevölkerten" das gesamte Gebäude.
Der Landkreis Osnabrück hat nun ein Verarbeitungsverbot für sämtliches Fleisch erlassen, das seit dem 15. Januar in den Betrieb gelangt war und zudem die Vernichtung aller in den Räumen hergestellten Lebensmittel angeordnet. Die Rede ist von 470 t Ware, die bereits an 37 Unternehmen in 22 Ländern geliefert wurde, teilte der Landkreis Osnabrück am Freitag mit. Es handele sich vor allem um Schweine-Innereien. Ob das Fleisch bereits verkauft und verzehrt wurde, ist demnach unklar. Die Staatsanwaltschaft prüfe derzeit, ob die Dissener Firma bei dem Befall ihre Informationspflicht vernachlässigt hat.
Lagerräumung und Produktionsverbot rechtens
Das Haller Kreisblatt berichtet unter Berufung auf das Landesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES), dass der LVD Fleisch GmbH Dissen, die in einem Teil des Kühlhauses Fleisch zerlegt und behandelt hat, schon im Juni durch den Landkreis Osnabrück die Produktion untersagt worden sei.
Das Verwaltungsgericht in Osnabrück bestätigte vergangene Woche diese Anordnung sowie die Räumung des Lagers als rechtmäßig. Die Entscheidung kann allerdings noch vor dem niedersächsischen Oberverwaltungsgericht in Lüneburg angefochten werden, meldet der NDR. Mehrere Unternehmen hatten zuvor per Eilantrag versucht, die Vernichtung ihrer Ware zu verhindern.
Hintergrund
Seit Mitte Januar sollen sich Ratten in erhöhter Anzahl in Bereichen des Kühlhauses angesiedelt haben. Es seien Kotpillen, Laufwege, Fellreste und Anzeichen für Nestbau der Ratten in einem Umfang gefunden worden, der auf eine sehr große Population hindeute, heißt es.
Nagel Transthermos soll bereits im Januar 2020 erste Hinweise von Rattenkot dokumentiert haben, doch erst eine Routinekontrolle des Veterinärdienstes im Juni habe den Rattenbefall aufgedeckt, zitiert die Zeitung die Behörden weiter. Entsprechend verärgert ist man dort, dass fünf Monate lang nichts geschah.
Neben der LVD Fleisch GmbH lagerten im Kühlhaus auch Fleisch der Tönnies-Gruppe und Lebensmittel von anderen Firmen. Nach Behördenangaben sei Fleisch der Tönnies-Gruppe und anderer Firmen sichergestellt worden, das im selben Produktionsraum behandelt wurde. Dr. André Vielstädte, Sprecher der Tönnies-Gruppe, sagte auf Anfrage des Haller Kreisblatts: „Wir haben hier keine feste Zusammenarbeit, sondern haben das Kühlhaus sporadisch in einem geringen Umfang für beispielsweise die Lagerung von Waren in Anspruch genommen."
Nach einer ersten Information am 12. Juni 2020 durch den Kreis Gütersloh habe man die im Zugriff befindliche Waren in diesem Zusammenhang gesperrt. Eine Mitteilung über einen Rattenbefall sei Tönnies am 3. Juli 2020 vom Landkreis Osnabrück zugegangen. Vielstädte stellt klar, dass Tönnies in keinerlei Geschäftsbeziehung zum Unternehmen LVD Fleisch stehe.
