Gegen die agrarpolitisch verursachten Wettbewerbsnachteile für den heimischen Rübenanbau gehen derzeit viele Landwirte im Rheinland auf die Straße. Diese Nachteile haben, so der Vorsitzende des Rheinischen Rübenbauer-Verbandes (RRV) Bernhard Conzen, eine existenzbedrohende Größenordnung. Noch nie seien die Produktionsbedingungen innerhalb der Europäischen Union so uneinheitlich gewesen wie derzeit, so Conzen weiter.
Beihilfen für den Anbau von Zuckerrüben in 11 von 19 EU-Staaten und große Unterschiede bei Pflanzenschutzmittelzulassungen benachteiligen seiner Meinung nach deutsche und damit rheinische Zuckerrübenanbauer massiv. Heimische Rübenanbauer erhalten keine gekoppelten Rübenbeihilfen. Zudem dürfen die seitens der EU verbotenen Neonicotinoid-haltigen Rübenbeizen zur Bekämpfung virusübertragender Blattläuse per Notfallverordnung in mittlerweile 12 von 19 EU-Staaten weiter eingesetzt werden.
In Deutschland lehnt das Bundeslandwirtschaftsministerium dies bisher strikt ab, obwohl die genannten Beizen im Zuckerrübenanbau nicht gleichwertig ersetzbar sind und der Verzicht mit Ertragsverlusten und Einkommenseinbußen verbunden ist, erklärt Conzen. "Rüben blühen im Anbaujahr nicht und werden deswegen nicht von Bienen angeflogen."
Das Rheinland ist eines der traditionsreichsten und prinzipiell wettbewerbsstärksten Rübenanbaugebiete Europas. Auf rund 50.000 ha bauen 3800 Landwirte Zuckerrüben an. Die dargestellten Nachteile gegenüber EU-Anbauregionen mit gekoppelten Beihilfen und mit Notfallzulassungen sind selbst für Gunststandorte wie dem Rheinland nicht aufzuholen, so der RRV-Vorsitzende Conzen. Der RRV beziffert diese Nachteile auf insgesamt mehr als 500,- €/ha. Die rheinischen Rübenanbauer fordern deshalb von der deutschen und europäischen Agrarpolitik eine schnellstmögliche Kurskorrektur in beiden Themen und Fair Play für den heimischen Zuckerrübenanbau. Gekoppelte Rübenbeihilfen und Pflanzenschutzmittelzulassungen müssen EU-weit einheitlich geregelt sein.