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Jetzt 730 Corona-Infizierte

Robert Tönnies fordert Rücktritt von Onkel Clemens

Wegen Gefährdung des Unternehmens und der Bevölkerung sowie unverantwortlichem Handeln fordert Robert Tönnies die gesamte Geschäftsführung des Schlachtunternehmens zum Rücktritt auf.

Lesezeit: 4 Minuten

Die angespannte Lage beim Schlachtunternehmen Tönnies nach der Explosion der Corona-Zahlen bei den Mitarbeitern nutzt Robert Tönnies, der Neffe von Clemens Tönnies, um den nächsten Konter im schwelenden Gesellschafterstreit zu fahren.

Laut einem Bericht des Manager Magazins fordert Robert Tönnies den Rücktritt von Clemens Tönnies, der übrigen Geschäftsführung und vom designierten BDI-Präsidenten Siegfried Russwurm, der im Beirat sitzt. Zur Begründung führt Robert Tönnies - dem die Hälfte des Unternehmens gehört - das „unverantwortliche Handeln“ sowie eine „Gefährdung des Unternehmens und der Bevölkerung“ in der Corona-Zeit an. Die Geschäftsleitung und die verantwortlichen Beiratsmitglieder müssten daraus jetzt die notwendigen Konsequenzen ziehen. Stattdessen müsse die Führung so schnell wie möglich einem erfahrenen und verantwortungsbewussten Krisenmanagement übertragen werden, heißt es demnach in einem Brief, der dem Manager Magazin vorliegt.

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Robert Tönnies soll das Unternehmen schon lange dazu auffordern, keine Mitarbeiter mehr über Werkverträge zu beschäftigen, berichtet das Magazin weiter. Das Personal in Schlachthöfen wird zumeist über Arbeitsvermittler aus Osteuropa angeworben. Zudem gibt es länger Streit um eine Kreditlinie des Konzerns über angeblich 25 Mio. Euro, über die Clemens Tönnies "für sein Hobby Schalke 04" frei verfüge.

Eltern wütend; Bundeswehr hilft

Am Donnerstag lag die Zahl der mit Corona infizierten Mitarbeiter bei 730. Die Produktion ruht für ein bis zwei Wochen, der Kreis Gütersloh hat bis zu den Sommerferien Schulen und Kindertagesstätten geschlossen. 7000 Menschen wurden unter Quarantäne gestellt. Wie Radio Gütersloh meldet, demonstrieren wütende Eltern heute gegen die Führung des Konzerns. In Rheda-Wiedenbrück findet u.a. auf dem Kirchplatz eine Mahnwache statt.

Der Kreis Gütersloh hat Soldaten der Bundeswehr angefordert. Rund 25 Soldaten sollen die Arbeit des Kreises in dem Fleischwerk in Rheda unterstützen. Bei Tönnies ist eine mobile Arztpraxis installiert worden, in der die Mitarbeiter untersucht werden sollen. Im Klinikum soll eine zweite Coronapraxis eingerichtet werden.

Die Grünen im Kreis Gütersloh fordern unterdessen Konsequenzen für Tönnies. Der Vorfall zeige, dass die Arbeits- und Wohnungs-Bedingungen im Umfeld von Tönnies dringender Verbesserungen bedürften. Das Unternehmen habe die Familien im Kreis Gütersloh in eine schwierige Situation gebracht, diese sei teils existenzbedrohend, berichtet das Radio. Tönnies müsse Verantwortung übernehmen und den Schaden wieder gut machen.

Landwirte verunsichert

Betroffen von der Schließung sind auch die Landwirte im Kreis Gütersloh. Der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes, Andreas Westermeyer aus Verl, selbst Schweinemäster, machte sich gegenüber Radio Gütersloh Sorgen. Westermeyer befürchtet Platzmangel in den Schweineställen. Etwa eine Woche könnten die Landwirte die Schließung überstehen, dann werde es eng.

Hubertus Beringmeier, Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes, sieht die Lage dagegen gelassener. Nach Stand heute erwartet er, dass es wohl nur zu einer Schließung des Schlachthofes für drei bis vier Tage kommt. Wie es dann weitergeht, werde sich in den nächsten Tagen entscheiden. „Wir gehen davon aus, dass es in den nächsten Tagen nicht zu einem Rückstau kommen wird“, so Beringmeier in einer Pressemitteilung. Die Schweine würden zu den anderen Tönnies-Schlachtbetrieben umgeleitet. Auch die anderen aus der Branche würden Schweine aufnehmen und verarbeiten. „Wir gehen davon aus, dass es nicht zu einem nennenswerten Überhang kommen wird“, so Beringmeier. „Wir hoffen, dass die Preise stabil bleiben.“

NGG für sofortiges Verbot von Werkverträgen in Fleischindustrie

Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) fordert unterdessen ein umgehendes Verbot von Werkverträgen. Gegenüber der Funke Mediengruppe sagte der stellvertretende NGG-Bundesvorsitzende, Freddy Adjan, er erwarte von der Politik, „dass diesem kranken System nun endlich ein Ende gemacht wird und der Beschluss der Bundesregierung mit dem Verbot von Werkverträgen ohne Abstriche im Gesetzgebungsverfahren umgesetzt wird". Die Fleischwarenindustrie sieht die Umsetzung des von der Bundesregierung angekündigten Verbots von Werkverträgen dagegen skeptisch.

Adjan betonte, das Geschäftsmodell von Werkverträgen mit seinem Subunternehmersystem und die katastrophalen Arbeits- und Lebensbedingungen für die zumeist osteuropäischen Werkvertragsbeschäftigten hingen ganz offensichtlich mit dem aktuellen, starken Ausbruch von Infektionen zusammen.

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