Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Sonstiges

Stilllegung 2024 Agrardiesel-Debatte Bürokratieabbau

Aktionsprogramm Insektenschutz

Runder Tisch Insektenschutz: "Landwirtschaft steht zu ihrer Verantwortung"

Bauernpräsident Eberhard Hartelt stellte beim Bundesagrarministerium klar, dass die Ursachenforschung und Maßnahmenumsetzung im Bereich Insektenrückgang nicht bei der Landwirtschaft stehen bleiben dürfe. Auch Ministerin Klöckner hält es für wichtig, nicht nur einen Verursacher rauszustellen oder Schuldzuweisungen reflexartig abzuwälzen.

Lesezeit: 5 Minuten

Am Montag fand im Bundesagrarministerium ein Runder Tisch mit dem Titel „Insektenschutz: Landwirtschaft und Umwelt im Dialog“ statt. Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner sprach dabei mit Vertretern zahlreicher Landwirtschafts- und Umweltverbände und der Wissenschaft über die Insektenpopulation.

Die Ergebnisse des Gespräches werden in den kommenden Wochen ausgewertet. Im Anschluss daran haben die Beteiligten Gelegenheit zur Kommentierung. In einer weiteren Sitzung werden die Maßnahmenvorschläge dann endgültig abgestimmt. Ziel ist es, das „Aktionsprogramm Insektenschutz“ der Bundesregierung aktiv und konstruktiv zu begleiten.

Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

„Die Landwirtschaft braucht einen intakten Insektenbestand, und Insekten brauchen eine intakte Landwirtschaft. Das ist eine Symbiose, die mich umtreibt und die wir ohne Scheuklappen gemeinsam fördern können. Denn wir wissen um den Rückgang von Insekten, der wahrscheinlich flächendeckend ist", so Klöckner am Montag. Umweltschutz und Landwirtschaft müssten dabei Hand in Hand gehen.

Die Datenbasis sei aber noch ausbaufähig, da das bisherige Monitoring nur sehr punktuell funktioniert. "Ich halte es für wichtig, dass wir nicht nur einen Verursacher rausstellen, oder dass Schuldzuweisungen nicht reflexartig abgewälzt werden. Daher begrüße ich die konstruktive Diskussion mit allen Beteiligten.

Landwirte wollen Vielfalt gestalten

Beim Runden Tisch „Insektenschutz“ von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner hat der Umweltbeauftragte des Deutschen Bauernverbandes, Eberhard Hartelt, am Montag die Bedeutung der Insekten für die Landwirtschaft betont: „Keine Branche ist mehr auf Bienen und andere Bestäuber angewiesen als wir Bauern. Deshalb wollen wir Landwirte Vielfalt gestalten und die Biodiversität fördern. Schon jetzt legen die Landwirte zahlreiche Blühflächen und Bienenweiden an, damit die Insekten Nahrung finden. Das soll noch mehr werden“.

Der DBV-Umweltbeauftragte und Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd weist aber auch darauf hin, dass die Ursachenforschung und Maßnahmenumsetzung im Bereich Insektenrückgang nicht bei der Landwirtschaft stehen bleiben dürfe. „Flächenfraß, Straßenverkehr, Klimawandel, Lichtverschmutzung, Monotonisierung privater und kommunaler Grünflächen haben stark zugenommen, was den Insekten nachweislich Lebensraum nimmt“, so Hartelt. Er fordert zudem eine stärkere Differenzierung in der Debatte über Insekten. Die Kunst bestehe darin, auch in Zukunft landwirtschaftliche Kulturen vor Schädlingen schützen zu können und gleichzeitig Nützlinge zu fördern.

Die Landwirte würden bereits heute eine Vielzahl von Maßnahmen umsetzen, die auch der Förderung von Insekten dienten, betonte Hartelt. Bundesweit wurden von der deutschen Landwirtschaft alleine über das Greening im Rahmen der Europäischen Agrarpolitik bereits im Jahr 2017 auf rund 260.000 Hektar Puffer-, Wald- und Feldrandstreifen, brachliegende Flächen und Landschaftselemente angelegt, was über 350.000 Fußballfelder oder 1 x der Fläche des Saarlands entspricht.

Zusätzlich werden auf etwa 930.000 Hektar Zwischenfrüchte und Untersaaten angebaut, was über 1,25 Mio. Fußballfelder oder 0,5 x der Fläche Sachsens entspricht und auf 175.000 Hektar Leguminosen, was über 235.000 Fußballfeldern oder der Fläche von Berlin, Hamburg und Bremen zusammen gleichkommt. Die Landwirtschaft wird diese Maßnahmen auch in Zukunft engagiert.

Naturschützer drängen auf schnelle Maßnahmen

„Seit Monaten bleibt die Bundeslandwirtschaftsministerin konkrete Vorschläge schuldig, wie sie das vom Bundeskabinett in Eckpunkten verabschiedete Aktionsprogramm Insektenschutz unterstützen und mit Initiativen in ihrer Zuständigkeit ergänzen will“, kritisieren die Naturschutzverbände Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Naturschutzbund Deutschland (NABU) und ihr Dachverband Deutscher Naturschutzring (DNR).

Als Verbände seien sie jederzeit zur Unterstützung bereit, wenn klar ist, dass es jetzt nicht mehr um die Frage des „ob“, sondern nur noch um das „wie“ geht. Denn es sei völlig unstrittig, dass eine immer intensivere Landwirtschaft mit hohen Einträgen von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln und ausgeräumten Landschaften den entscheidenden Anteil am Insektenverlust trägt, betonte DNR-Generalsekretär Florian Schöne.

„Das Bundesumweltministerium hat im Oktober umfangreiche Maßnahmenvorschläge vorgelegt, mit denen der Insektenschutz noch in dieser Legislaturperiode ernsthaft begonnen werden kann. Diese müssen die Grundlage für jede weitere Diskussion sein. Wir erwarten, dass das Landwirtschaftsministerium unverzüglich konkrete Vorschläge auf den Tisch legt, wie die in der Landwirtschaft angedachten Maßnahmen umgesetzt werden können,“ ergänzt Olaf Bandt, Geschäftsführer des BUND.

Die Verbände kritisieren zudem, dass sich die Bundesministerin bisher nicht zu den vorliegenden Vorschlägen der EU-Kommission für die EU-Agrarpolitik 2021-2027 positioniert hat. Eine Debatte über die milliardenschweren überwiegend umweltschädlichen Subventionen werde damit unterdrückt.

Hintergrund

Das BMEL will bis Mitte des Jahres eine nationale Ackerbaustrategie vorlegen. Sie soll Biodiversität und gesunde Böden verbinden und den Landwirten einen ökonomisch tragfähigen Pflanzenanbau ermöglichen. Das Eckpunktepapier für das Aktionsprogramm Insektenschutz wurde im vergangenen Sommer im Kabinett beschlossen. Dazu Julia Klöckner: "Mit dem Verbot von einigen Neonikotinoiden und meiner Minderungsstrategie für Glyphosat werden wir die mit der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln verbundenen Risiken für Insekten reduzieren. Zusätzlich hat mein Ministerium allein im vergangenen Jahr rund sechs Millionen Euro für die Forschung zum Insektenschutz bereitgestellt und eine umfassende Initiative zum Aufbau eines Monitorings der landwirtschaftlichen biologischen Vielfalt gestartet. Wir tragen also dazu bei, dass in Zeiten der Pauschalisierung zielgenaue und exakte Lösungen gefunden werden.“

Die Redaktion empfiehlt

top + Letzte Chance: Nur noch bis zum 01.04.24

3 Monate top agrar Digital + 2 Wintermützen GRATIS

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.