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Schäfer: Traditionsberuf am Ende?

In den letzten zehn Jahren haben sich die Schafbestände um 42 % reduziert. Der Beruf des Schäfers steht vor dem Aus, sagt der Förderverein der Deutschen Schafhaltung.

Lesezeit: 4 Minuten

Im Jahr 2019 wurden laut Statistik in Deutschland noch 1,56 Mio. Schafe gezählt. Es war das zehnte Jahr mit rückläufigem Bestand. Innerhalb von zehn Jahren reduzierte er sich um 42 %, warnt der Förderverein der Deutschen Schafhaltung. Seinen Informationen nach gibt es heute nur noch ca. 950 Schäfereien im Haupterwerb.

Das könne sichtbare ökologische Folgen haben, denn die Schafe betreiben nicht zuletzt Landschaftspflege, erklärt Vereinsvorsitzender Wendelin Schmücker. Daher müsse die Gesellschaft die Leistungen der Schäfer anerkennen und würdigen. Der Preisverfall bei Wolle und Fellen habe die Lage ebenfalls verschlechtert. "Eine alleinige Ausrichtung auf die Fleischproduktion kann diese Dimension nicht ausgleichen", sagt Schmücker. Momentan erzielten die Schäfer für ein Kilogramm Lebendgewicht 2,10 Euro bei Lämmern. Das decke nicht die Kosten, die ein Schäfer hat.

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Neue Sorgen bereitet den Schäfern die Ausbreitung der Wölfe. Es sei mit dutzenden getöteten und schwer verletzten Weidetieren zu rechnen. Hinzu komme die Verringerung der täglichen Zunahmen wegen ständiger Beobachtung und Präsenz durch Wölfe – ein immenser wirtschaftlicher und emotionaler Schaden, den die Schäfer so nicht mehr hinnehmen wollen. Ihre Verbände fordern, zum Schutz der landwirtschaftlichen Nutztiere einaktives Wolfsmanagement: Um die Schäden bei den Schafhaltern zu begrenzen, müsse es Schutzjagden nach dem Vorbild von Schweden geben. Für Wölfe seien parallel geeignete Habitate auszuweisen, in denen sie ungestört leben dürften. Die Alternative wäre eine zunehmende „Kasernierung“ der Landschaft durch immer massivere Wolfschutzzäune – was jedoch kaum den Vorstellungen und Wünschen der Bevölkerung entsprechen dürfte.

"Überall, wo Menschen und Weidetiere sind, müssen Wölfe konsequent gejagt werden, hierzu brauchen wir so schnell wie möglich eines: Rechtssicherheit“, sagt Schmücker.

Die Gesellschaft sei gefordert, diesen Artenschutz im Ganzen zu unterstützen. Zu den bedrohten Arten zählten nicht die Wölfe, aber so manche Schafrasse, und nicht zuletzt die Vielfalt an Pflanzen und Tieren in den speziellen Naturräumen, die durch die Schafe erhalten werden, erklärt er weiter.

Für die Schäfer breche gerade ihre Welt zusammen - denn auch gut geschützte Herden seien nicht mehr sicher: Selbst in Gegenwart von Herdenschutzhunden würden Wölfe angreifen – und dass immer häufiger. Für noch beunruhigender hält er die Tatsache, dass die Anwesenheit von Menschen, die Nähe von Straßen und Siedlungen, sie nicht mehr abschreckt. Intelligent, wie sie sind, hätten die Wölfe „gelernt“, dass sie privilegiert sind und ihre Besuche sowie Attacken folgenlos bleiben.

„Wenn die Schäfer nicht immer schon äußerst bescheiden dort geweidet hätten, wo andere nichts mehr erwirtschaften, gäbe es den Beruf schon lange nicht mehr. Genauso dramatisch ist die Belastung durch Verwaltung und Kontrollen“, sagt Schmücker.

Auch in der Schafhaltung behindern sich Vorschriften gegenseitig oder verschlimmern den Zustand, kritisiert er weiter. "Zu viel Arbeit, zu wenig Geld", bringt der Förderverein die Lage der Schäfer auf den Punkt. Der Förderverein sieht auch die Politik auf Bundes- und Landesebene in der Pflicht. Man dürfe nicht immer nur auf Brüssel verweisen.

Relativ stabile Schafbestände in Deutschland

Auch der DBV-Situationsbericht befasst sich mit den Schafbestände, bezieht sich allerdings auf die Zählung im November 2018. Damals wurden insgesamt 1,57 Mio. Schafe gezählt und damit in etwa genauso viele Tiere wie ein Jahr zuvor (- 0,6 %).

Die Anzahl der Schafhalter ging dagegen schon 2018 im Jahresvergleich um 4,0 % auf 9.500 zurück. Seit 2011 sind Schafhalter und Schafbestände um knapp 9 bzw. gut 5 % zurückgegangen, heißt es im Situationsbericht.

Rund 900 Betriebe halten 500 Schafe und mehr. Auf sie entfielen im November 2018 53 % des Schafbestandes in Deutschland. In der jährlichen Viehzählung werden nur Betriebe erfasst, die mindestens 20 Schafe halten. Nach der Agrarstrukturerhebung dagegen werden auch Betriebe mit weniger als 20 Schafen erfasst, soweit sie über andere Tierarten oder die Fläche zu den erhebungspflichtigen Betrieben gehören. Nach zuletzt vorliegenden Ergebnissen der Agrarstrukturerhebung 2016 gab es 19.600 Schafhalter mit 1,83 Mio. Schafen.

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