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Start-up

Schlagkartei für Obstbauern

Das Norwegische Start-up "Farmable" entwickelt eine Schlagkartei für Obstbauern. Wieso sie das System ausgerechnet in Australien testeten, erfahrt ihr hier.

Lesezeit: 4 Minuten

Dieser Beitrag ist zuerst im Magazin f3 - farm.food.future erschienen.

Blüten ausdünnen, Schädlinge und Krankheiten im Blick behalten, entsprechend Pflanzenschutz ausbringen, düngen, schneiden, kontrollieren, dokumentieren - die Aufgaben im Obstbau sind vielseitig und werden noch dazu oft von Saisonkräften in Handarbeit ausgeführt. Das norwegische Start-up „Farmable“ will Obsterzeugern helfen, dabei nicht den Überblick zu verlieren. Das Team um Gründer Lars Petter Blikom entwickelt eine digitale Schlagkartei, die auf die Anforderungen von Obstbetrieben zugeschnitten ist. Damit die Entwicklung der App nicht von saisonalen Kreisläufen der Natur gebremst wird, geht das Start-up internationale Wege.

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Ackerschlagkarteien nicht genau genug für Obstbau

Lars Petter Blikom glaubt, dass digitale Schlagkarteien, die im Ackerbau eingesetzt werden, die Bedürfnisse von Obstbauern nicht befriedigen können. Seiner Ansicht nach sind sie z. B. zu grob strukturiert, weil es nicht auf den Schlag, sondern auf die einzelne Reihe ankommt. Blikom sollte es wissen. Er leitet einen Obst- und Beerenanbaubetrieb mit 65.000 Apfelbäumen, 20.000 Pflaumenbäumen sowie rund 1 ha Erdbeer- und Himbeeranbaufläche südlich von Oslo.

Wir hätten erwartet, dass die Probleme der australischen Bauern sich mehr von denen der Norweger unterscheiden. Aber fachlich war das sehr ähnlich." - Max Bangen

„Den ersten Prototypen haben norwegische Landwirte 2018 mit uns getestet“, erzählt das deutsche Teammitglied bei Farmable, Max Bangen. Sieben Obstbauern beteiligten sich sogar mit jeweils fünfstelligen Beträgen am Start-up. „Dann war die Saison allerdings zuende und wir wollten nicht ein Jahr warten, bis es weitergehen konnte.“ Ein Problem, mit dem viele Agrar-Start-ups zu kämpfen haben, deren Innovationen von Anbau- und Erntezyklen verschiedener Kulturen abhängen. Also recherchierte das Team im Internet nach Obstbaubetrieben auf der anderen Seite der Erde – wo Sommer ist, wenn es in Norwegen schneit: Australien.

„Wir haben einfach E-Mails an australische Bauern geschickt und unsere App vorgestellt“, sagt Max. „15 Landwirte wollten sie gleich ausprobieren.“ Und da sie die Software im Gegensatz zu neuen Maschinen einfach herunterladen konnten, ging der App-Test ohne Winterunterbrechung weiter. „Es war sogar von Vorteil, dass kein Vertreter auf den Hof fahren musste. Die Bauern konnten erstmal in Ruhe für sich ausprobieren“, so die Einschätzung.

Unterschiedliche Pflanzenschutzrichtlinien

„Wir hätten erwartet, dass die Probleme der australischen Bauern sich mehr von denen der Norweger unterscheiden“, sagt Max. „Aber fachlich war das sehr ähnlich.“ Was angepasst werden musste, sind Spracheinstellungen und Maß- sowie Flächeneinheiten. Das ließ sich noch recht einfach an die nationalen Gegebenheiten anpassen, so Max. „Komplizierter wurde es bei länderspezifischen Regularien für Pflanzenschutzmittel.“ Wann darf ein Landwirt welches Mittel in welcher Menge auf welchen Kulturen einsetzen? Die Vorschriften sind weltweit unterschiedlich.

Max erzählt: „Anfangs wollten wir alle erhältlichen Pflanzenschutzmittel mit Regeln hinterlegen.“ Das wäre eine Liste von Hunderten Mitteln geworden. „Aber die australischen Obstbauern wollten ihre zwanzig Marken kurzerhand selbst eintragen.“ Herausfinden konnte das Team das nur, weil es die Landwirte gefragt hat.

Kosten der Schlagkartei

„Man bekommt das beste Gefühl für den Markt, wenn man mit den Bauern spricht“, sagt Max. Deshalb suchen sie derzeit auch in Deutschland und England Landwirte, die ihre App testen und die Weiterentwicklung unterstützen möchten. Weltweit haben sich bislang rund 600 Nutzer bei Farmable registriert.

In Deutschland wird die Frage nach dem Datenschutz viel häufiger gestellt." - Max Bangen

Noch ist die App kostenlos. Bald soll sie für 49 € im Monat / pro Betrieb erhältlich sein. Max sagt: „Wenn es ums Geld geht, ticken die Obstbauern weltweit ähnlich.“ Wenn eine echte Zeitersparnis gegeben sei, könne man auch mit einer Zahlungsbereitschaft rechnen. „Das zeigen Ackerschlagkarteien, die schon im Einsatz sind“, so Max. „Und vielen Landwirten ist jetzt schon klar, dass nur auf Grundlage einer funktionieren Schlagkartei, die verbindlich und umfassend Daten sammelt, irgendwann eine schrittweise Automatisierung von Arbeiten möglich wird.“ Beginnen könne dies eben bei der automatisierten Dokumentation von Pflanzenschutz und Düngung. Daher also der Wille zu investieren.

Beratung in Landessprache

So experimentierfreudig die Obstbauern bislang auch sind – ohne Unterstützung in der jeweiligen Landessprache hält der Testwille womöglich nicht lange an. Max sagt: „Bei uns läuft bislang alles auf Englisch oder Norwegisch. Aber wir hätten Deutschland nicht als nächsten Markt ausgewählt, wenn ich als Muttersprachler nicht ins Team dazugestoßen wäre.“ Dass neben Max noch eine Kanadierin und eine Inderin bei Farmable arbeiten, zeigt wohl die Ambitionen des Norwegers.

Datenschutzrechtlich sei die Sache eindeutig: Jeder Obstbauer behalte die Kontrolle über seine Daten – egal woher er stammt. „Er kann entscheiden, wie er sie nutzt und teilt“, sagt Max. In einer Sache steche Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern dann aber doch noch hervor. „Hier wird die Frage nach dem Datenschutz viel häufiger gestellt.“

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