Das knapp 50-seitige Dokument soll als Grundlage dienen, um wesentliche Emissionsquellen in der Landwirtschaft ausfindig zu machen. "Und der Bericht zeigt: Schleswig-Holstein ist anders“, betonte Umwelt- und Landwirtschaftsminister Jan Philipp Albrecht gestern bei der Vorstellung der Ergebnisse.
Schleswig-Holstein deutlich über Bundesdurchschnitt
Den Experten zufolge betrage der Anteil der Landwirtschaft an den gesamten Treibhausgasemissionen in Schleswig-Holstein 20,2 Prozent. Damit liegt der echte Norden deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 7,2 Prozent. Die Hauptursache: Anders als in anderen Ländern sei die Landwirtschaft in Schleswig-Holstein ein wesentlicher Wirtschaftssektor. Im Gegensatz dazu spielen Industrie und Stromerzeugung mit Kohlekraftwerken nur eine untergeordnete Rolle.
"In Schleswig-Holstein sind die Treibhausgasemissionen der Landwirtschaft im Zeitraum von 1990 bis 2016 um 9,6 Prozent gesunken. Bundesweit beträgt die Minderung aber schon 17,8 Prozent", sagte Albrecht. Zwar habe Schleswig-Holstein deutlich erfolgreicher als seine Nachbarn den CO2-Anteil im Energiesektor gesenkt, dennoch sei der unterdurchschnittliche Rückgang der Emissionen in der Landwirtschaft eine große Herausforderungen für das Klimaziel.
Hauptursache Tierhaltung?
Auf zweieinhalb Schleswig-Holsteiner komme eine Kuh: Mit 1,1 Millionen Tieren sei vor allem die Rinderzucht ein wesentlicher Faktor für die Entwicklung der Treibhausgasemissionen in der Landwirtschaft. Hinzu kommen Tonnen an Wirtschaftsdüngern und Gärrückständen aus Biogasanlagen, die die Landwirte auf den schleswig-holsteinischen Äckern ausbringen. So liege etwa der Einsatz von Mineraldüngern pro Hektar 27 Prozent über dem Bundesdurchschnitt. Bereits im Vorfeld der Veröffentlichung habe das Umweltministerium diese Ergebnisse mit dem Bauernverband und der Landwirtschaftskammer erörtert.
Werner Schwarz, Präsident des Bauernverbands, wies darauf hin, dass der Treibhausgasausstoß pro Liter Milch deutlich geringer sei als in anderen Teilen der Welt. Der Deutsche Bauernverband habe bereits Anfang 2018 seine Klimastrategie überarbeitet. Die Landwirtschaft könne zum Klimaschutz beitragen – etwa indem sie Gülle verstärkt in Biogasanlagen einsetze, Gärrestbehälter abdecke oder Zucht und Fütterung von Rindern verbessere.
Appell an die Landwirte
Umweltminister Albrecht betonte, mithilfe des Berichts könnten nun wirkungsvolle Möglichkeiten zum Klimaschutz identifiziert und umgesetzt werden. Laut Klimaschutzgesetz soll der Ausstoß von Treibhausgasen bis 2020 im Vergleich zu 1990 um 40 Prozent gesenkt werden, bis 2050 sogar um 80 bis 95 Prozent. Albrecht betonte, der Klimaschutz sei eine der größten Aufgaben unserer Zeit und könne nur gelingen, wenn alle an einem Strang zögen. "Dazu ist auch ein angemessener Beitrag der Landwirtschaft erforderlich", appellierte er.
Klimaeffizienz: Bei VW anders als bei der Kuh?
Sönke Hauschild vom Bauernverband Schleswig Holstein fragt sich, warum die Werte für das Bundesland so hoch liegen. "Sind unsere Bauern einfach faul und dumm? Nein, es liegt am Agraranteil an der Wirtschaft. Der ist hierzulande nämlich weit höher. Weil wir keine Autoindustrie und kein Braunkohlekraftwerk haben, sind die Emissionen aus Industrie und Stromerzeugung geringer.", schreibt Hausschild in einem Facebook-Post.
Die Tierhaltung habe ohne Frage einen wesentlichen Einfluss. Das wisse auch der Minister. Eine hohe Milchviehdichte, ein geringerer Rückgang der Tierbestände als im Bundesschnitt sowie Emissionen aus Wirtschaftsdüngern und Gärrückständen führten zu weniger stark sinkenden Emissionen, so Albrecht. Außerdem sei das Land ein Hochertragsstandort, der Einsatz von Mineraldüngern je Hektar deshalb etwa 27 % höher. "Bei VW wäre man stolz darauf und dürfte aufgrund eines geringeren THG-Flotttendurchschnitts fröhlich drauflos produzieren. Der Landwirtschaft aber hält man ihre Effizienz vor, warnt Bauernverbandspräsident Werner Schwarz. "Der Treibhausgasausstoß ist pro produzierter Einheit, z.B. pro Liter Milch oder Kilogramm Weizen, in Schleswig-Holstein deutlich geringer als in anderen Teilen der Welt." Dies sei Ausdruck von Produktivität und Effizienz. Und kommt damit am Ende dem Klima zugute. Den ganzen Beitrag von Sönke Hauschild lesen sie hier.
Eine Kurzfassung der Studie finden Sie hier: