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Österreich

So funktioniert Social Media bei Landwirten

Auf Facebook, Instagram und Co. öffnen immer mehr Landwirte virtuell ihre Hoftore und Stalltüren. Sie zeigen, wie Landwirtschaft tatsächlich läuft. Das sorgt für Vertrauen.

Lesezeit: 5 Minuten

Unsere Autorin: Teresa Neuhold, Redakteurin Online und Soziale Medien, LK Niederösterreich

Bäuerinnen und Bauern gehören zu den Berufsgruppen, die am meisten Vertrauen der Bevölkerung genießen – gleich nach Feuerwehrleuten und Polizisten. Gleichzeitig weiß aber fast niemand, der nicht selbst von einem Hof kommt, wie der bäuerliche Alltag ausschaut:

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Wann werden die Kühe gemolken? Wann wird gesät und wann die Ernte eingefahren? Das Interesse der Bevölkerung an der Landwirtschaft ist groß, das tatsächliche Wissen aber sehr gering. Man muss nur die Tageszeitungen aufschlagen, um allerhand Meinungen zu lesen, was Landwirte richtig oder falsch machen.

Landwirtschaft hautnah

Um nicht andere über Ihre tägliche Arbeit urteilen zu lassen, sollten Sie Einblicke in Ihren Beruf und Ihre Berufung geben und Wissen vermitteln. Eine einfache und quasi kostenlose Möglichkeit dazu sind soziale Medien wie Facebook oder Instagram.

Die Nutzung von Sozialen Medien wurde durch die Corona-Pandemie nochmals stark gesteigert. Mit aktuell 5,4 Mio. Usern in Österreich hat Facebook mehr „Reichweite“ als die fünf meistgelesenen Tageszeitungen des Landes zusammen, und auch Instagram wird von 3 Mio. Österreichern genutzt. Dazu kommen noch weitere Plattformen wie YouTube, Twitter usw.

Jeder kann selbst sozusagen in die Rolle eines Journalisten schlüpfen und den „Usern“ die Gelegenheit geben, Landwirtschaft hautnah mitzuerleben. Die Sozialen Medien bieten die Chance, nicht nur Vertrauen und Verständnis in der Gesellschaft für die heimische Landwirtschaft zu bewirken, sondern auch, um die eigene Arbeit und Produkte zu präsentieren und dadurch Kunden zu gewinnen.

Niemand kann hier besser und authentischer Einblick geben, als die Bäuerinnen und Bauern selbst. Medienprofi muss man dafür keiner sein – ganz im Gegenteil: Je authentischer, desto besser. Also los!

Geschichten und Erlebnisse

Wurde ein Account angelegt, stellt sich die Frage: „Und was soll ich jetzt posten“ Zeigen Sie online gerne alles, was Sie auch einem fremden Besucher auf Ihrem Hof zeigen würden.

Geben Sie Einblicke in das Leben am Hof, fangen Sie die Jahreszeiten ein, lassen Sie sich bei der Arbeit begleiten oder präsentieren Sie Ihre Produkte. Am besten mit einfachen Fotos oder Videos und kurzen Texten dazu. Handyqualität reicht hier absolut aus und Videos sollten nicht länger als eine Minute sein.

Erzählen Sie Ihre ganz persönlichen Geschichten, Erlebnisse und Eindrücke. Wurde zum Beispiel heute der Verkaufsstand für Marillen aufgebaut, oder hat eine Kuh abgekalbt, wurde die Ernte gestartet oder der Wald gelichtet?

Steht der Raps in voller Blüte, gibt es neue Geräte auf dem Hof oder werden gerade neue Schmankerl produziert und in die Regale des Ab-Hof-Ladens geschlichtet? Kennen Sie ein neues Rezept für Ihre Produkte oder können Sie einzelne Arbeitsschritte am Acker genauer erklären, z.B. während der Aussaat? Genauso gut können auch Tierrassen oder selbst gezogene Obst- und Gemüseraritäten vorgestellt werden.

Es gibt vieles zu erzählen und herzuzeigen, zu erklären oder zu präsentieren. Mit schönen Bildern oder informativen Beiträgen, die neues oder auch altes Wissen vermitteln. Menschen lieben Geschichten, sie sind eine Möglichkeit für den Social-Media-Nutzer kurz in eine andere Welt einzutauchen. In Ihre Welt!

Zweimal pro Woche

Posten Sie regelmäßig, z.B. alle zwei bis drei Tage. Posten Sie am besten dann, wenn die Zielgruppe online ist. Bekommt ein Beitrag direkt nach dem Posten Likes, wird er mehr Personen angezeigt. Aber Achtung: Unterschätzen Sie nicht den Zeitaufwand für die Erstellung der Beiträge und die Betreuung der Seite. Verwenden Sie für die Postings kurze Botschaften (max. 100 Zeichen), in verständlicher Sprache und mit authentischem Stil.

Sind dann auch noch Emotionen oder Spannung im Text, gewinnen Sie die Leserinnen und Leser für sich. Postings in den Sozialen Medien haben nichts mit Uni-Vorträgen zu tun. Belehrende Formulierungen sollten besser durch positive und wertschätzende Argumente ersetzt werden. Das ist nicht nur sympathischer, sondern wird auch eher gelesen. Außerdem bestimmt die Wortwahl die Wahrnehmung, weshalb z.B. besser Tierhaltung statt Tierproduktion, Pflanzenschutz statt Spritzmittel, Nährstoffe statt Kunstdünger verwendet werden sollten.

Was besser nicht?

Niemand schreibt vor, dass wirklich alle Aspekte des bäuerlichen Lebens in den Sozialen Medien ausgebreitet werden müssen und dass hinter jede Hof- oder Haustür geschaut werden muss. Dinge und Geschichten, die Sie Passanten auf der Straße nicht frei erzählen würden, haben auch in den Sozialen Medien nichts verloren. Manche Sachen lassen sich eben besser bei einem Hofbesuch im Gespräch erklären, da viele Fragen aufkommen könnten, als online über Soziale Medien. Deshalb sollten nur Beiträge gepostet werden, welche man auch gut argumentieren kann.

Die Landwirtschaft muss sich mit Kritik auseinandersetzen, sie ernst nehmen und versuchen, die Perspektive der Kritiker nachzuvollziehen. Das heißt aber nicht, diese auch akzeptieren zu müssen. Jedes Gespräch ist eine Chance, sachliche Informationen weiterzugeben. Als Bäuerin und Bauer ist man Experte in der Landwirtschaft und kann zur Aufklärung und Beantwortung kritischer Fragen beitragen.

Auf Kommentare reagieren

Soziale Medien zeichnen sich dadurch aus, dass soziale Interaktion stattfindet. Das heißt, dass Beiträge gelikt, geteilt und kommentiert werden. Das macht diese Plattformen aus und unterscheidet sie von „klassischen“ Medien. Hier kann jeder selber Geschichten erzählen, aber auch „seinen Senf“ zu anderen Geschichten dazugeben.

Positive Reaktionen und Kommentare erfreuen da natürlich und erhöhen noch dazu die Reichweite. Aber auch mit Nachfragen, Missverständnissen oder auch negativen Kommentaren muss man rechnen und umgehen lernen. Dabei gilt: Professionell und sachlich bleiben, Fakten richtigstellen und Fragen wertschätzend beantworten. Andere Meinungen kann man akzeptieren, man muss aber nicht auf jede Provokation eingehen oder emotional reagieren. Denn wie in jedem realen Gespräch gilt auch hier: Man muss nicht alles kommentieren.

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