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Demos in Niederlanden

Bauernproteste: Deutsche Landwirte demonstrieren aus Solidarität auf Autbahnbrücken

Bauern aus mehreren Bundesländern haben auf Autobahnbrücken Solidarität mit ihren niederländischen Kollegen gezeigt. Die Politik zerstöre jahrhundertealte freie Betriebe durch falsche Messergebnisse.

Lesezeit: 4 Minuten

In Niedersachsen, NRW, Bayern und Rheinland-Pfalz haben am Donnerstagabend zahlreiche Landwirte in verschiedenen Regionen auf Autobahnbrücken Flagge gezeigt. Sie solidarisieren sich mit den Bauernprotesten in den Niederlanden, wo Landwirte seit Wochen gegen eine extrem scharfe Düngegesetzgebung und staatlich erzwungene Aufgabe der Tierhaltung protestieren.

So waren auf der A30 bei Bad Bentheim, der A1 im Landkreis Vechta, der A2 und in Brake in der Wesermarsch entlang der B211 viele Landwirte mit ihren Traktoren postiert, meldet die Polizei. Auch auf der Autobahnbrücke der A6 bei Gerolsheim in Rheinland-Pfalz soldidarisierten sich Bauern. Die Proteste seien friedlich verlaufen und der Verkehr nicht behindert worden, heißt es. Hier ein Video von der A44 im Kreis Soest (NRW):

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Audio-Interview mit der niederländischen Landwirtin Ingrid Tepper über die Proteste.

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Was geht uns das an?

Warum die Entwicklungen in den Niederlanden auch deutsche Landwirte interessieren sollte, erklärt LsV Deutschland in einer Mitteilung auf Facebook. So würden die Vorgaben, die in den Niederlanden gerade so für Wut sorgen, aus Brüssel kommen. Früher oder später werde es daher auch deutsche Betriebe treffen.

Dazu erklärt LsV die Hintergründe: "In den Niederlanden geht es aktuell darum, die Ammoniak-Emissionen zu reduzieren, um zu verhindern, dass dieses Ammoniak aus der Luft wieder in Form von Stickstoff in den Boden eingetragen wird. Die Maßnahmen, die hierzu auf den Weg gebracht werden, würden dazu führen, dass in letzter Konsequenz ca. 30 % der niederländischen Landwirte für immer ihre Betriebe aufgeben müssen. Viele weitere müssten sich erheblich einschränken."

LsV zeigt sich erschüttert, dass allein die Landwirtschaft die Folgen tragen soll. So würden Häfen, Flughäfen und Ballungsräumen mit sehr großen Ammoniak-Emissionen völlig unangetastet bleiben. Hier werde mit fadenscheinigen Argumenten versucht, dass die Bevölkerung gut findet, dass die Erzeugung von Lebensmitteln im eigenen Land stark eingeschränkt oder sogar eingestellt wird, so LsV.

Die Bauern warnen, dass Deutschland das gleiche droht, bei uns werde es nur nicht so "offensichtlich, dreist und öffentlich angekündigt, wie in den Niederlanden, sondern ein bisschen eleganter, charmanter und eher im Verborgenen vorbereitet".

Rechenbeispiel Rote Gebiete

LsV prangert in dem Zuge das Messsystem der Roten Gebiete an: "Es wird gemessen, wieviel Nitrat abgebaut wurde und daraus wird ein Wert dargestellt, der sich aus folgender Rechendefinition ergibt:

Vorhandene Menge Nitrat im Grundwasser + Messwert abgebautes Nitrat = Ausgewiesene Menge Nitrat.

Zum Beispiel: Aktuell sind 30 mg Nitrat im Grundwasser, bei einem Grenzwert von 50 mg also unproblematisch. Es wurde errechnet, dass für den Standort 30 mg Nitrat abgebaut wurden.

Diese 30 mg Denitrifikation werden nun wiederum zu den noch vorhandenen 30mg addiert. Nun hat der Brunnen auf einmal 60mg Nitrat und wird als ROTER BRUNNEN ausgewiesen.

"Wir schaffen uns damit wieder einmal mehr eine deutlich schlechtere Darstellung, als diese in Wirklichkeit ist. Die Werte ändern sich ja lediglich auf dem Papier, tatsächlich ändert sich: Nichts. Damit verschlechtern wir unsere Position in Brüssel noch weiter, als es momentan sowieso schon der Fall ist. Die Nitratwerte werden auch jetzt schon sehr viel schlechter angegeben als sie eigentlich sind", so LsV.

Die Interessenvertretung stellt klar, dass das deutsche Messnetz nicht ausreicht und viel zu dünn ist. Trotzdem werde es verwendet, das nächste Mal in zwei Jahren, 2024, im nächsten Nitratbericht. "Aktuell gibt es knapp 700 Messstellen, davon sind 128 bisher als rot gemeldet. Wir schaffen uns jetzt durch die neue Grundwasserverordnungsdefinition sehr viel mehr rote Messstellen, auch im Nitratmessnetz. Er wird wieder der gleiche bürokratische Fehler gemacht!", beklagt LsV Deutschland. So werde der Anteil der Roten Messstellen nicht mehr 128 betragen, sondern vielleicht 300 oder deutlich mehr.

Es drohen Stickstoff-Reduktion bis hin zum totalen Bewirtschaftungsverbot!

Die Bauern von LsV befürchten auch in Deutschland massenhaft Betriebsaufgaben, eine Reduktion der Lebensmittelerzeugung im eigenen Land und Verschärfung der Abhängigkeit von Importen. "Es geht uns also sehr wohl was an, was gerade in den Niederlanden passiert. Wir sind eben nur nicht ganz so früh und nicht ganz so offensichtlich damit konfrontiert. Angesichts dieser Aussichten müssten eigentlich abertausende Schlepper hupend in Berlin und Brüssel stehen", heißt es in dem Brief.

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