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Stiftung von Aldi-Erbe kauft Agrarbetrieb von Ex-Bauernpräsident Kliem

Recherchen der AbL und des MDR belegen, dass unter zentraler Mitwirkung des ehemaligen TBV-Präsidenten Dr. Klaus Kliem alle Anteile an einer Agrarholding an eine Aldi-Familienstiftung verkauft wurden.

Lesezeit: 4 Minuten

Thüringens früherer Bauernpräsident Klaus Kliem hat seine Agrargesellschaft einer privaten Stiftung des Aldi-Erben Theo Albrecht Junior verkauft. Wie der Unternehmenssprecher von Aldi-Nord, Florian Scholbeck, MDR THÜRINGEN bestätigte, übernimmt die Boscor Land- und Forstwirtschafts GmbH die ADIB in Bad Langensalza.

Boscor gehört zur Lucas Stiftung des Aldi Erben Theo Albrecht Junior. Mit einer bewirtschafteten Fläche von rund 6.000 ha ist dies die größte Übernahme eines Agrarbetriebes in Thüringen. Nach MDR-Informationen hat das Geschäft ein Volumen von rund 40 Mio. Euro - darin enthalten ist auch die Übernahme von Altschulden in Millionenhöhe.

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Die ADIB bewirtschaftet rund um Bad Langensalza rund 4.000 ha Fläche, davon 1.500 ha im Eigenbesitz, berichtet der Sender. Ebenfalls zur ADIB gehörte die Dröbitschauer Agrargesellschaft in Ostthüringen mit 1.800 ha. Alle rund 60 Gesellschafter der ADIB haben dem Verkauf zugestimmt. Klaus Kliem, der 22 Jahre den Thüringer Bauernverband führte und dessen Ehrenpräsident ist, hatte an der ADIB einen Gesellschafteranteil von 52 %. Auf MDR-Anfrage teilte Kliem mit, man habe sich für den Verkauf an einen finanzstarken Käufer entschieden, um den langfristigen wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens zu sichern.

Der Aldi Nord-Sprecher sagte MDR THÜRINGEN es gehe der Lucas Stiftung von Aldi um eine Investition für die nächsten Generationen. Man wolle boden- und ressourcenschonend wirtschaften und auch die Arbeitsplätze sichern.

Mit dem Verkauf kommen die Gesellschafter der ADIB einem von der Landesregierung geplanten Agrarstrukturgesetz zuvor, das den Kauf großer landwirtschaftlicher Flächen durch nichtlandwirtschaftliche Investoren erschweren soll. Die Lucas Stiftung besitzt weitere landwirtschaftliche Betriebe. Unter anderem kaufte die Stiftung bereits im letzten Jahr die Geithainer Landwirtschaftsgesellschaft in Sachsen - ebenfalls von der ADIB.

TBV unterstützt Agrarstrukturgesetz

Enttäuscht zeigt sich der Thüringer Bauernverband (TBV). Er hätte sich gewünscht, dass das Unternehmen in den Händen von Thüringer Landwirte verbleibt, so Dr. Klaus Wagner, Präsident des TBV. Allerdings sei das eine freie unternehmerische Entscheidung, die durch einen Beschluss der Mehrheit der Gesellschafter der ADIB GmbH herbeigeführt worden ist. „In unserem Land hat jeder Mensch das Recht, sein Eigentum zu verkaufen, wann und an wen er möchte. Dieses Recht haben die Gesellschafter der ADIB ausgeübt“, betont Wagner.

Der TBV stehe dem geplanten Thüringer Agrarstrukturgesetz aufgeschlossen gegenüber, wenn es dazu führt, die wirtschaftlichen Perspektiven für die Unternehmen und die Unternehmensnachfolge zu verbessern. Allerdings sieht der TBV noch erhebliche rechtliche Hindernisse auf dem Weg dahin. So besteht aus Sicht des Verbandes nach wie vor keine verfassungsrechtliche Basis für eine Genehmigungspflicht für den Handel mit Gesellschaftsanteilen oder ganzen Gesellschaften. Schwerpunkt der landeseigenen Agrarpolitik sollte es daher vorrangig sein, die Rahmenbedingungen für die Landwirte so zu gestalten, dass diese stabil wirtschaften können und Nachfolgeregelungen innerhalb der Landwirtschaft möglich sind.

Forderungen der AbL

Ortsansässige Landwirte haben zwangsläufig das Nachsehen, zeigt sich die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) verärgert. Die AbL fordert in einem aktuell veröffentlichten Positionspapier:

  1. Die Einführung von Genehmigungsverfahren.
  2. Die Schaffung von Transparenz durch Ausschreibungspflicht.
  3. Vorkaufsrecht für bäuerliche Betriebe vor Investoren.
  4. Einführung eines Monitoringprogramms, um Umgehungstatbestände zu erkennen und ggf. zu verhindern.
  5. Einführung von Haltefristen, um Spekulationen vor zu beugen.

AbL-Bundesvorsitzender Martin Schulz kritisiert, dass eine Regulation des Bodenmarktes in den Koalitionsverträgen Brandenburgs, Mecklenburg-Vorpommerns, Thüringens, Sachsen-Anhalts und Sachsens angekündigt ist, es aber bislang nicht umgesetzt wird. „Den vielen Lippenbekenntnissen, auch von Frau Klöckner, müssen nun endlich Taten folgen“, so der Bauer.

Dass mit Dr. Klaus Kliem ausgerechnet ein ehemaliger Bauernpräsident und Träger des Thüringer Verdienstordens sowie des Bundesverdienstkreuzes seinen Betrieb in die Hände von Investoren, wie der Familie Albrecht legt, kritisiert auch der Vorsitzende der AbL Mitteldeutschland, Michael Grolm aufs schärfste: "Ackerland gehört in Bauernhand! Ex-Bauernpräsident Dr. Kliem hat aufgrund seiner Ämter und Auszeichnungen eine besondere Verantwortung landwirtschaftlichen Grund und Boden in bäuerlichem Besitz zu halten. Statt dieser Verantwortung gerecht zu werden, und den Betrieb z.B. landwirtschaftlichen Existenzgründern zu übergeben, nimmt er offenkundig lieber erneut seine privaten Profitinteressen wahr und nutzt seine Ämter schamlos aus.“

Bereits 2019 habe Kliem einen beträchtlichen Teil seines Besitzes indirekt an die Familie Albrecht verkauft.

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