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Trocknung in Bauernhand: Bauern stehen Schlange vor Redinger Genossenschaft

In Reding trocknen rund 1 .100 Genossenschaftsmitglieder Mais, Soja und Getreide. Auch rund 300 Bauern aus Österreich fahren gerne über die Grenze nach Bayern, um ihre Ware dort zu vermarkten.

Lesezeit: 5 Minuten

Es herrscht Hochbetrieb im bayerischen Ort Reding. Traktorgespanne fahren ein, parken kurz auf der Waage und dann geht es schon weiter zum Abladen.

Die Maissaison ist im vollen Gange. „Jedes Mitglied hat eine Nummer, die am Traktor befestigt ist, über unser System können wir die angelieferte Menge den Landwirten zuordnen. Die Fahrer müssen nicht einmal mehr absteigen“, sagt Geschäftsführer Georg Grill beim Rundgang durch die Anlage.

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Immer wieder fahren Gespanne mit Mais vorbei. Laster stehen und warten auf die Beladung. „Es funktioniert fast alles automatisiert“, sagt Grill. Beim Abkippen müssen die Bauern noch absteigen, doch kaum ist das letzte Korn vom Kipper runter, kommt schon der nächste Landwirt dran.

In Neuhaus am Inn gründeten 113 Landwirte im Jahr 1969 die Trocknungsgenossenschaft Reding, heute betreiben sie die größte Anlage ihrer Art im deutschsprachigen Raum mit rund 1.100 Mitgliedern und 105.000 t Lagerkapazität.

Ein Drittel Österreicher

Die Nähe zu Oberösterreich lockte auch viele österreichische Landwirte über die Grenze zur Vermarktung. Rund ein Drittel der Bauern kommt aus dem Grenzgebiet zu Bayern. „30 bis maximal 50 km sind die weitesten Mitgliedsbetriebe von uns entfernt“, erklärt Grill. Von Mitte September bis Anfang November ist die Haupterntezeit und die mittlerweile sieben Trocknungsanlagen laufen rund um die Uhr. „Pro Tag haben wir 3.500 t Trocknungsleistung, im Jahr trocknen wir ungefähr 130.000 t Mais“, sagt Grill.

Franz Schachinger aus Polling im Innkreis liefert schon seit es möglich ist seinen Mais nach Bayern. „Damals waren noch die Grenzkontrollen und es war sehr viel aufwendiger als heute“, schildert der Landwirt. Doch schon damals war die Technik moderner als vergleichbare Anlagen in Österreich und auch der Preis besser.

Mit dem EU-Beitritt Österreichs nahmen die Mitglieder aus dem Süden rasant zu. Damals waren teilweise 40 % der Mitglieder Österreicher.

„Es fahren oft ganze Schlangen von Traktoren mit Mais am Hänger, die auf dem Weg nach Reding sind“, weiß Schachinger. Für pauschalierte Betriebe aus Österreich werden die 13 % Vorsteuer mit ausbezahlt. „Wir sind dafür in Graz beim Finanzamt registriert und haben eine eigene Umsatzsteuernummer für die Bauern aus Österreich“, sagt Grill.

Egal ob Mais oder Getreide, die trockene Ware vermarktet die Genossenschaft seit Mitte der 90er-Jahre selbst. Dieser Schritt habe zum extremen Wachstum beigetragen, durch die Erlöse gab es stetig Erweiterungen bei Lager- und Trocknungskapazität. In den vergangenen 20 Jahren investierte die Genossenschaft rund 15 Mio. € in die Anlage.

Moderne Technik

Die angelieferten Mengen sind in den vergangenen Jahrzehnten stetig angewachsen. Zum Mais kommen rund 5.000 t Sojabohnen, 20.000 t Weizen, ein paar Tausend Tonnen Gerste und Raps. Die neueste Trocknungslinie kommt, wie die sechs bestehenden, von der Firma Stela Laxhuber und ist für Bioprodukte gedacht. Doch der Umsatz im Biobereich beträgt derzeit nur rund 1 % von der angelieferten Menge.

Trotz der massiv gestiegenen Gaspreise, hat sich die Trocknung für den heurigen Betrieb noch drei Millionen Kubikmeter „günstiges Gas“ gesichert. „Im Vorjahr haben wir pro Tonne 16 € verrechnet, heuer werden wir voraussichtlich um 30 % teurer, aber maximal auf 30 € Trocknungskosten pro Tonne kommen“, meint Grill. Die Größe der Anlage, ihre Effizienz und die schlanke Personalstruktur ermögliche diese günstigen Preise. „Wir machen keine Lohntrocknung, die Landwirte können den trockenen Mais wieder von uns kaufen“, sagt Grill. Doch da es nur mehr wenige Tierhalter gibt, werde nur ein kleiner Prozentsatz wieder an die Landwirte zurückverkauft.

Flexible Vermarktung

Durch den Krieg in der Ukraine herrsche große Verunsicherung auf den Märkten. „Es weiß niemand, wie es weitergeht im Moment“, sagt Grill, der seit fast 30 Jahren die Geschicke der Genossenschaft leitet. Der aktuelle Preis für den Mais schwankt stark.

Abgerechnet wird mit den Bauern nach Tagespreisen, derzeit liege dieser bei rund 250 € für Mais bei 30 % Feuchte „Die Landwirte entscheiden bei uns selbst, wann sie den Mais verkaufen, die Einlagerung für maximal neun Monate kostet 5 € pro t und fürs ganze Jahr sind es insgesamt 6 €“, erklärt Grill.

Die aktuellen Maispreise hätten sich vom Markt entkoppelt. „Normal war immer: Wenn die Menge weniger wird, steigt der Preis. Doch die heurigen Preisschwankungen haben damit nichts zu tun“, meint Grill. Fließt kein Erdgas mehr, könne die Genossenschaft den Betrieb mit 40 % Kapazität durch Propangas aufrechterhalten. „Die Tanks dazu haben wir bereits, damit wir im Notfall nicht stillstehen“, erklärt Grill.

Der größte Abnehmer für den Mais ist die Lebensmittelbranche, da hier die besten Preise zu lukrieren sind. „Durch die guten Maisqualitäten in der Region mit wenig Bruchkorn und ausgereiftem Mais gelingt uns das auch sehr gut“, sagt Grill. Aber auch an Futtermittelkonzerne in Deutschland und Österreich wird geliefert sowie an die Stärkeindustrie und italienische Abnehmer.

„Wir sind noch eine Urform der Genossenschaft, bei uns sind nur Bauern im Vorstand und im Aufsichtsrat“, sagt Grill, der selbst noch einen landwirtschaftlichen Betrieb mit seiner Familie führt. Dieses Jahr wurde der siebente Trockner in Betrieb genommen, diese werden alle über Erdgas befeuert. Derzeit werden keine neuen Bauern aufgenommen. „Es gibt eine Warteliste und eventuell werden wir im nächsten Jahr wieder einige aufnehmen“, sagt Grill. Denn der achte Trockner ist schon in Planung und auch über die Erweiterung der Lagerkapazität wird nachgedacht.

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