Auch der niederländische Gewächshaussektor manövriert zurzeit mit Blick auf gesetzliche Vorgaben zur Verringerung von Treibhausgas-(THG)-Emissionen in wirtschaftlich unsicherem Fahrwasser.
Wie Piet Broekharst vom niederländischen Bauernverband (LTO) erklärte, wird nach der bislang geltenden Klimavereinbarung (Klimaatakkoord) mit dem niederländischen Landwirtschaftsministerium für 2040 Klimaneutralität angepeilt. Um dies zu erreichen, sei ein nationales CO2-Reduktionsziel bis 2030 gegenüber 1990 von 49 % vereinbart worden.
Nach der in den Niederlanden für den Herbst erwarteten Regierungsbildung sei im Zuge detaillierterer Absprachen mit einer Anhebung des Reduktionsziels auf mindestens 55 % zu rechnen. Wie hoch die neue Latte dann tatsächlich gelegt werde, dürfte auch von den EU-Vorgaben abhängen. Das betreffende Programm „Gewächshaus als Energiequelle“ verfüge zwar über einen ausreichenden Etat, aber für die Umsetzung bestehe noch umfangreicher Gesprächsbedarf.
Den Verbandsmitgliedern empfehle die LTO-Abteilung Gartenbau unter anderem, in energiesparende Ausrüstung zu investieren, zum Beispiel in Energieschirme, LED-Beleuchtung und Anlagen zur Wärmerückgewinnung. Außerdem werde die Nutzung von Geothermie und Restwärme empfohlen. Bei der Erstellung von Businessplänen seien dringend Preisprognosen für CO2-Zertifikate im Rahmen des EU-Emissionshandelssystem (EHS) zu berücksichtigen, betonte Broekharst.
Unterdessen beklagte der stellvertretende Generalsekretär des Zentralverbandes Gartenbau (ZVG), Dr. Hans Joachim Brinkjans, dass die Stromkosten in Deutschland jetzt schon die höchsten in Europa seien. Außerdem bestätigte Brinkjans die Feststellung des Geschäftsführers der Grevenbroicher Vitarom Gruppe, Carsten Knodt, dass die Branche damit international nicht wettbewerbsfähig sei.
Mit Blick auf die geplante Carbon-Leakage-Verordnung kritisierte der Verbandsvertreter zudem das komplizierte Antragsverfahren für die Sektor-Anerkennung. Außerdem verringerten zahlreiche Kürzungsfaktoren die vorgesehene Entlastung, die von 10 % bis 50 % reichen könne. Dabei würden vor allem große Unternehmen profitieren, sagte Brinkjans.