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VLI-Tagung: Tierwohl-Diskussion spitzt sich zu

Die Tierwohl-Diskussion ist nicht nur ein Modetrend, sondern wird sich gesellschaftlich weiter verschärfen. In dieser Schlussfolgerung waren sich Referenten und Teilnehmer der am Mittwoch in Gießen stattfindenden Frühjahrstagung „Nutztiere – nur eine Frage der Haltung?“, der Verbindungsstelle Landwirtschaft-Industrie (VLI), einig.

Lesezeit: 4 Minuten

Auf der Frühjahrstagung der VLI im Haus der Vereinigten Hagelversicherung in Gießen debattierten in einer Podiumsdiskussion verschiedene Vertreter der Wertschöpfungskette über die Zukunft der Nutztierhaltung. Neben Dr. Dominic Lemken (Uni Göttingen), Dr. Heinz Schweer (Vion) und Dr. Clemens Dirscherl (Kaufland) beteiligten sich Hans-Benno Wichert (Bauernverband Baden-Württemberg), Jochen Dettmer (Neuland e.V.) und Dr. Rudolf Mögele (EU-Kommission) an der Diskussion zur Nutztierhaltung.

Trend der Flexitarier

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Die gesellschaftlichen Erwartungen an die Tierhaltung steigen stetig an. Grund hierfür ist nach Dr. Dominic Lemken unter anderem das veränderte Mensch-Tier-Verhältnis. Immer mehr Haushalte besitzen ein Haustier, wodurch die Beziehung zum Tier deutlich emotionaler werde. Auch neues Wissen über die sozialen Fähigkeiten von Tieren und über die genetische Ähnlichkeit von Mensch und Tier, beeinflussen das Ernährungsverhalten.

Eine wachsende Bevölkerungsgruppe sind dabei nach Angaben des Göttinger Agrarökonomen weniger die Vegetarier als die sogenannten „Flexitarier“, also Personen, die an bestimmten Tagen bewusst auf Fleisch verzichten. Laut Lemken entwickele sich Fleisch zunehmend zu einem inferioren Gut, was heißt, dass mit steigendem Einkommen die Nachfrage abnimmt.

Mehr Tierwohl kostet

Plädierten vor 20 Jahren Wissenschaftler noch für ökonomisch effiziente Ställe mit modernster Technik, so sei die Hälfte der Professoren heute durch jüngere Kollegen ersetzt, die für die Wiedereinführung von Stroh, mehr Platz und weiteren Tierwohlkriterien stimmen, die die ältere Generation gerade abgeschafft habe. Auch in der Beratung stelle Dr. Clemens Dirscherl neue Ideen und Vorschläge fest. „Es kommen plötzlich neue Empfehlungen, dass verunsichert die Bauern“, so der Kaufland-Beauftragte für Tierwohl und Nachhaltigkeit. Dennoch sei die Bereitschaft der Landwirte groß, sich an Tierwohlprogrammen zu beteiligen. Häufig schiebe aber die Umweltbehörde ein Riegel davor. Für Umbauten eine Genehmigung zu bekommen gestalte sich äußert schwierig.

Zahlungsbereitschaft fehlt

Auch der Verbraucher wünscht sich für die Tiere mehr Platz, Beschäftigungsmaterial und frische Luft. Doch je höher die Kriterien in Sachen Tierwohl gesetzt werden, desto teurer werden die Programme für die Landwirtschaft und desto teurer wird auch das Fleisch. Die Zahlungsbereitschaft der Verbraucher für Tierwohlleistungen sei jedoch äußerst gering. Laut Lemken ergaben Studien zum Biofleischmarkt, dass der Konsument in Deutschland maximal bereit sei, dafür 50 % mehr zu zahlen als für konventionell erzeugtes Fleisch. Dies sei aber zu wenig, um die höheren Kosten für Biofleisch zu decken.

Tierwohllabel bleibt Überraschung

Hinsichtlich des staatlichen Tierwohllabels hält sich der Optimismus von Neuland e.V.-Vorstandssprecher Jochen Dettmer in Grenzen. Als konkrete Maßnahmen seien bisher nur die Grundzüge für ein freiwilliges staatliches Tierhaltungslabel vorgelegt. „Es wird noch einen großen Überraschungseffekt geben.“, so Dettmer. Rätselhaft ist für den Biolandwirt die Übergangszeit zwischen dem staatlichen und dem Label des Lebensmitteleinzelhandels (LEH). Die Initiative-Tierwohl des LEHs laufe 2020 aus und das staatliche Label fange frühestens Ende 2020 mit Schweinen an. Was mit den Kennzeichnungen der anderen Bereiche, wie Geflügel und Rinder passiere, sei ungewiss. Ähnlich wie Dettmer, wartet auch Schweinezüchter Hans Benno Wichert auf konkrete Rahmenbedingungen für die zukünftigen Haltungsanforderungen.

Entscheidend für den Erfolg dieser Programme ist für Landwirt Wichert, ein Verbraucher, der in der Ladentheke schnell erkennen kann, für welches Produkt er sich entscheidet. Die Initiative Tierwohl habe es geschafft, den Tierwohlgedanken in die Fläche zu bekommen. „Wir müssen insgesamt das Tierwohl nach vorne bringen.“, so Wichert. Auf das Tierwohllabel des LEHs müssen man aufbauen.

Der Direktor Landwirtschaft von der Vion Bad Bramstedt GmbH, Dr. Heinz Schweer, resümierte auf der Frühjahrstagung der VLI, dass Tierwohl, Klimaschutz und Transparenz in der gesamten Wertschöpfungskette von Fleisch vereint werden müsse. Sonst gebe es für die deutsche Tierhaltung keine Zukunft.

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