Die Genossenschaftsbank VR Plus Altmark-Wendland hat am 27. Januar die 1000 ha große Agrargenossenschaft Sanne-Kerkuhn gekauft. Das berichtet die Volksstimme aus Magdeburg.
Bankvorstand Grit Worsch habe jedoch klargestellt, dass es dem Kreditinstitut mitnichten um eine Konkurrenz für die Landwirte der Region gehe, sondern eher um die Sicherung von Flächen. Das Unternehmen sei langjähriger Kreditkunde der Bank gewesen. Als die Mitglieder ihre Anteile zum Verkauf anboten, habe die VR Plus Altmark-Wendland ebenfalls ein Angebot abgegeben und letztendlich den Zuschlag erhalten, zitiert die Volkstimme die Vorsitzende.
Die Bank sei somit Anteilseigner und damit schließlich Eigentümer der Agrargenossenschaft geworden, sagte auch Vorstand Berthold Hilmer auf Nachfrage der Zeitung. Die einstige Genossenschaft wurde in eine GmbH umgewandelt mit der VR Plus als alleiniger Gesellschafterin. Das Unternehmen heißt nun Agrar GmbH Sanne-Kerkuhn. Über den Preis wurde Stillschweigen vereinbart.
Wichtig sei dem Vorstand aber vor allem eine Botschaft an die Landwirte der Region: „Wir wollten nicht nur den Boden.“ Die Bank werde nie als Käufer auftreten, wenn sie damit für Landwirte der Region zur Konkurrenz werde. Einschränkung: „Wenn sie für sich selbst bieten.“ Zuweilen sei es ja schon vorgekommen, dass Landwirte beim Kauf von Flächen nur als Strohmänner auftraten und im Hintergrund ganz andere agierten.
Es sei beim Kauf des Unternehmens vor allem darum gegangen, Verantwortung für die Region zu übernehmen, so Worsch, oder wie Vorstandskollege Hilmer betonte: „Unser Interesse ist die Fortführung. Die sollen weiter wirtschaften können.“
Bauernbund warnt
Für den Bauernbund Brandenburg ist die Übernahme ein „Warnsignal für die Agrarpolitik“. „Wenn nach Industriellen, Immobilienhaien und Aldi-Stiftung jetzt auch noch das Finanzkapital ganz offen in die Landwirtschaft einsteigt, sollte der letzte Politiker begreifen, dass die EU-Fördermittel nicht mehr einfach so pro Hektar ausgereicht werden dürfen“, sagte Bauernbund-Vorstand Thomas Kiesel, Ackerbauer aus Barsikow im Ruppiner Land: „Wir brauchen eine Kappung der Agrarsubventionen und eine Koppelung daran, dass sich die Betriebe im Eigentum von ortsansässigen Landwirten befinden.“
Neben den Beteuerungen des Kreditinstituts, eigentlich nur das Beste für die Region zu wollen, sei an der Übernahme in Sanne-Kerkuhn besonders pikant, dass die DZ-Bank als Muttergesellschaft der regionalen Volksbanken erst vor einer Woche in einer Studie vorhergesagt hat, die bäuerliche Landwirtschaft werde in den nächsten zwanzig Jahren durch industrielle Agrarbetriebe abgelöst, hundertausende Bauern würden aufgeben.
Dabei habe die Bank ihre „Rechnung ohne den Wirt gemacht“, kontert Kiesel: „Dass Banken in der Landwirtschaft Geld anlegen können, ist unbestritten. Aber dass sie mit Landwirtschaft Geld verdienen können, und das besser als wir, ist bisher Wunschdenken verwöhnter Manager.“
Bei den gegenwärtigen agrarpolitischen Auseinandersetzungen um Agrarsubventionen, Freihandelsabkommen, Dünge-Auflagen, Pflanzenschutz-Verbote und Tierwohl-Anforderungen gehe es immer auch darum, ob der Staat die Landwirte stärkt oder schwächt, so der Bauernbund. Kiesel: „Das Kapital will an unser Land. Aber freiwillig werden wir das Feld nicht räumen!“