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Regionalbewegung NRW

Wer in die regionale Vermarktung will, wird allein gelassen

Wer in die regionale Vermarktung einsteigen will, bekommt nur schlecht Informationen; es gibt keine Berater. Stattdessen steht er vor einer extrem bürokratischen und widersprüchlichen Antragstellung.

Lesezeit: 3 Minuten

Für den flächendeckenden Ausbau regionaler Vermarktung fehlen momentan breit gefächerte Beratungs- und Unterstützungsstrukturen. Das ist aber notwendig für den Aufbau regionaler Wirtschaftskreisläufe in den Regionen. So lautet ein Ergebnis des 2. Netzwerktreffens der Regionalbewegung NRW. 40 Teilnehmer diskutierten am 5. November in der Evangelischen Akademie Villigst in Schwerte über die dringend notwendigen strukturellen Veränderungen.

„Es gibt zwar Förderprogramme, die in Frage kommen, doch das gesamte Procedere um die Beantragung von Fördermitteln ist sehr schwierig und zum Teil widersprüchlich. Wir haben letztlich ohne öffentliche Gelder gebaut“, betonte einleitend Elisabeth Schulte-Althoff, Bäuerin mit Hofmilchtankstelle aus Haltern am See. In anderen Bereichen – wie z.B. im Energiesektor - gäbe es bereits sehr gute Unterstützung bei der Beantragung von Fördermitteln. Diese Situation wäre auch für die regionale Vermarktung wünschenswert. „Der Energieberater kommt bei mir auf den Hof und füllt alles Notwendige aus, so dass ich nur noch unterschreiben muss“, so ein Landwirt aus Willebadessen-Eissen.

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Eberhard Vielhaber, Bäckermeister aus Sundern, stellte eindrücklich den Bürokratieaufwand dar, mit dem er als Geschäftsführer alltäglich zu kämpfen hat: Verfahrensdokumentationen von ca. 200 Seiten über alle Vorgänge in der Verwaltung, die ständig aktuell gehalten werden müssen, führen dazu, dass er mehr Zeit mit Dokumentation zubringe, als mit dem eigentlichen Handwerk des Bäckers. Abstruse Vorschriften erschweren und verteuern die Arbeitsabläufe. Zum Beispiel müssen seine Mitarbeiter für die Umstellung auf eine schwerere Fahrzeugklasse für die Brötchenauslieferung neben dem Erwerb des entsprechenden LKW-Führerscheins eine sogenannte beschleunigte Grundqualifikation vorweisen. Diese Ausbildung koste über 2.000 € und dauere etwa fünf Wochen und damit fast so lange wie ein Hubschrauber-Führerschein in den USA.

Kleinbetriebe bräuchten unbedingt eine bürokratische Entlastung. Sie hätten nicht wie Großbetriebe eigene Abteilungen, die sich mit Datenschutz, Hygienerichtlinien, Arbeitsrecht etc. befassen, waren sich die Teilnehmer einig. „Die Flexibilisierung der EU-Verordnungen bietet eigentlich eine gute Voraussetzung für betriebsindividuelle Lösungen. Das schließt, wie zum Beispiel in der Nährwertkennzeichnung, auch ein, dass wir klar definierte Ausnahmeregelungen für Kleinerzeuger und das Handwerk in Deutschland umsetzen könnten und dies dringend auch machen müssen“, so Dr. Andrea Fink-Keßler von den Landforschern.

Die Veterinäre in den Regionen legen diese Verordnungen und Regelungen aber ganz unterschiedlich aus, stellte die Regionalbewegung fest. Hier seien eine Sensibilisierung der entsprechenden Ämter und ein klares Bekenntnis der leitenden Ebenen zum Erhalt der Betriebe wesentlich, so Bruno Jöbkes vom Schlachtbetrieb Naturverbund in Wachtendonk.

Die Betriebe hätten für all diese Problematiken keine zentralen Anlaufstellen. Bei Konflikten mit den Kontrollbehörden würden sie allein gelassen, ebenso mit sektorübergreifenden Problemen. Regionale Clearingstellen, die im Konfliktfall aber auch zwischen den Belangen der Landwirtschaftskammern, der Innungen, der Kreise und Kommunen sowie der Wirtschafts- und Agrarförderung vermitteln, seien notwendig.

Der Aufbau einer regionalen Vermarktung kann laut der Gruppe durch entsprechende finanzielle und personelle Begleitung viele Chancen für regionale Betriebe bieten. Ergänzt werden müsste dies allerdings durch angepasste Ausbildungs- und Weiterbildungsstrukturen. Denn: die Berufsausbildung in den notwendigen Handwerksberufen erodiert und alternative Verfahren wie z.B. das tiergerechte Schlachten oder die handwerkliche Milchverarbeitung würden in den Berufsschulen selten gelehrt. Dass es auch anders geht, zeigen z.B. die Landwirtschaftsschulen in Südtirol, die sich zu einer Art Lebensmittelhandwerkschulen entwickelt haben, betonte Dr. Andrea Fink-Keßler.

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