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Wetteraufzeichnungen im Bayerischen Wald: „Seit 2003 fehlen zwei Jahresniederschläge“

Josef Ettl aus Miltach im Bayerischen Wald zeichnet seit 55 Jahren Wetterdaten auf. Der ehemalige Pflanzenbauberater stellt in den letzten beiden Jahrzehnten deutliche Veränderungen fest.

Lesezeit: 3 Minuten

Der ehemalige Pflanzenbauberater Josef Ettl (74) lebt in Miltach im Bayerischen Wald und betreibt dort eine Wetterstation, über die er täglich Buch führt. top agrar sprach mit ihm über seine Erkenntnisse aus den letzten Jahren.

Herr Ettl, seit wann zeichnen Sie das Wetter auf?

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Josef Ettl: Meine Aufzeichnungen beginnen am 1. Januar 1967. Seit 1985 betreue ich die agrarmeteorologische Wetterstation der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft Freising hinter unserem Haus und zeichne noch umfangreicher auf. So messe ich die Temperatur in 2 m und in 0,5 m Höhe sowie in 5 cm und 20 cm Bodentiefe. Die Station ermittelt auch die exakte Niederschlagsmenge, die Globalstrahlung, die Windgeschwindigkeit und die Windrichtung.

Zur Kontrolle habe ich noch zwei Regenmesser und ein Minimum-Maximum-Thermometer aufgestellt. Dabei zeigt sich, dass man auch mit einem einfachen Regenmesser, der frei und senkrecht steht, und mit einem Thermometer die wichtigsten Wetterdaten überraschend genau ermitteln kann.

Haben sich die Niederschlags­mengen in den letzten Jahrzehnten verändert?

Ettl: Nach dem Bayerischen Klimaatlas von 1881 bis 1930 beträgt bei uns im südlichen Landkreis Cham die langjährige Niederschlagsmenge 845 mm pro Jahr. Bei der Auswertung der Niederschlagsdaten zeigt sich, dass sich bis 2003 die Niederschlagswerte stark schwankend von etwa 10 bis 300 mm pro Jahr um diesen Wert bewegten. Seit 2003 änderte sich das: Beinahe ­jedes Jahr brachte ein deutliches Niederschlagsdefizit. Seitdem fehlen fast zwei komplette Jahresniederschläge.

Nehmen Wetterextreme zu?

Ettl: Starkregen und auch Stürme hat es immer schon gegeben. Auffallend ist aber die zunehmende Häufigkeit von starken Stürmen, Hagel oder Hitzeperioden. Starkregen von 30 bis 40 Liter pro Stunde wurden auch schon früher gemessen, aber noch höhere Werte sind außergewöhnlich. Im Juli 2021 regnete es bei einem Gewitter 80 Liter pro Stunde. So einen hohen Wert hatte ich vorher noch nie gemessen.

Wie wirkt sich das auf den Grundwasserspiegel aus?

Ettl: Das Niederschlagsdefizit über die Jahre bewirkt inzwischen fallen-de Grundwasserspiegel – selbst bei uns in einer relativ niederschlagsreichen Region wie dem Bayerischen Wald.

An einer speziellen Messstelle hinter unserem Haus ist der Grundwasserpegel im letzten Jahrzehnt um etwa 80 cm gefallen.

Und wie haben sich die Temperaturen entwickelt?

Ettl: Nimmt man als Vergleich die ­Wetterdaten umliegender Wetterstationen von 1991 bis 2020, so ist an un­serer Wetterstation die Temperatur im letzten Jahrzehnt um 0,8 °C gestiegen. Vergleicht man die letzten 60 Jahre, so beträgt der Anstieg über 1,0 °C.

Die milderen Winter bewirken, dass der Frost immer weniger in den Boden geht. In 5 cm Bodentiefe kann man noch jedes Jahr für wenige Tage Frost feststellen, in 20 cm Tiefe aber immer weniger. So hat es in den letzten zehn Jahren in 20 cm Tiefe keinen Frost mehr gegeben. Für den Landwirt heißt das, dass Bodenverdichtungen in der Pflugsohle immer weniger durch den Frost aufgelockert werden. Zudem verlagert sich der Winterbeginn mehr in den Dezember oder Januar und die Vegetationsperiode wird länger.

Welche Folgen hat all das noch für die Landwirtschaft?

Ettl: Durch den Starkregen steigt die Erosions­gefahr bei Kulturen wie Mais, Rüben oder Kartoffeln, die den Boden erst spät bedecken. Die höheren Temperaturen führen zu einem geänderten Krankheitsauftreten bei den Kulturen und zu neuen Schädlingsproblemen. Weil Wasser knapp ist, müssen Landwirte zu­nehmend sparsamer arbeiten.

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