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Wie sich Land- und Forstwirte dem Klimawandel anpassen

Land- und Forstwirte müssen lernen, sich an langfristige Klimaveränderungen anzupassen. Auf kurzfristige Extremwetterereignisse zu reagieren, bleibe jedoch ein dauerhaftes Problem.

Lesezeit: 4 Minuten

Welche Herausforderungen bringt der Klimawandel der Agrar- und Forstwirtschaft und welche Lösungsansetze gibt es? Darüber diskutierten am Donnerstag Experten auf der Herbsttagung der Verbindungsstelle Landwirtschaft und Industrie (VLI) in Bonn.

Vergleichbare internationale Standorte als Vorbild nehmen

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Der DLG-Präsident Hubertus Paetow stellte die Auswirkungen des Klimawandels aus Sicht der Landwirte dar. Für Paetow ist es wichtig beim Thema Klimawandel und Ackerbau über den Tellerrand zu schauen. Es gebe internationale Beispielregionen, deren Erfahrungen wir uns zu Nutze machen können. Der DLG-Betrieb in Bernburg (Sachen-Anhalt) habe beispielsweise mit trockener Schwarzerde zu kämpfen. „Es gibt andere Schwarzerde-Standorte in der Welt. Die haben ein Wetter und eine Witterung, wie wir sie in Zukunft erwarten. Also lohnt es sich einmal dort hinzuschauen, wie machen die Leute das da“, so der DLG-Präsident. Trockene Schwarzerde ist auch in Russland und den USA zu finden. Eine angepasste Bodenbearbeitung bedeutet hier:

  • Möglichst wassersparend arbeiten: Mulchsaat
  • Beste Strohverteilung
  • So wenig Arbeitsgänge wie möglich
  • Sofortige Rückverfestigung

Als Landwirt sei man ein Unternehmer. „Wir müssen uns schneller in unseren Entscheidungsmustern anpassen, appelliert Paetow am Donnerstag.

Waldsterben 2.0: „Vorstufe der Apokalypse“

Sturm, Dürre und Hitze mit anschließender Borkenkäferkalamität bereiten den Wäldern seit 2018 enorme Probleme. In Deutschland gibt es für 2018/19 ein Schadholzanfall von über 100 Mio. Festmeter Holz. „Da sind enorme Mengen an Holz die im Wald stehen und geräumt werden müssen.“, so die Referatsleiterin für Kommunalwald, Umwelt und Naturschutz, Deutscher Städte- und Gemeindebund, Ute Kreienmeier. „Wir wollen zukünftig auf ein breiteres Baumartenportfolio gehen“, so die Referatsleiterin. Es würden vermehrt Eichen, Linden, Kirschen, Douglasien ... gepflanzt werden.

Die Expertin betonte, dass es nicht nur Probleme mit den Fichtenwäldern gebe. Es sterbe auch die Buche. „Die Baumart, wo wir große Hoffnung draufgesetzt haben, dass sie mit den Veränderungen durch den Klimawandel zurechtkommt.“, so Kreienmeier. Das Fichtenholz könne man noch für die Industrie nutzen. Das Holz der Buche würde durch Pilze stark entwertet. Innerhalb von zwei bis drei Wochen könne das Buchenholz nicht mehr als Industrieholz genutzt werden.

CO² als neue Einkommensquelle?

Der Wald und Ackerboden speichre massiv CO². Es sollte nicht nur darauf geblickt werden, wer alles CO² verbraucht. Es müssten auch die profitieren, die CO² speichern. Eine Bepreisung von CO² könnte den Land- und Forstwirten eine neue Einkommensquelle bieten. Darauf hat Dr. Andreas Täuber vom Referat Nachhaltigkeit und Klimaschutz, Klimafolgen des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL) auf der Herbsttagung hingewiesen. Als Beispiel für eine „verkaufbare Leistung“ führte er den Aufbau von Humus an, mit dem eine messbare Speicherung von Kohlendioxid erreicht werden könne. Bodenschonende Maßnahmen könnten in Zukunft möglicherweise in Form einer Klimaprämie honoriert werden.

Vielfältige Anpassungsmöglichkeiten

Die Kunst liege darin, sich an die steigenden Temperaturen anzupassen oder sogar ein Vorteil daraus zu ziehen. Dazu sei die Landwirtschaft in der Lage. „Aber bei kurzfristigen Extremen haben sie nicht unbedingt die Chance sich anzupassen. Dann ist es Anfang des Jahres sehr schwierig die richtige Entscheidung zu treffen.“ sagte Prof. Robert Finger (ETH Zurich, Agricultural Economics and Policy Group, Zurich/Schweiz). Es gebe viele Anpassungspotenziale. Es werden nach Finger aber auch viele Dinge ungelöst bleiben. Auch Dr. Carl-Stephan Schäfer, Geschäftsführer des Bundesverbands Deutscher Pflanzenzüchter, signalisierte, dass das Dürreproblem aus züchterischer Sicht nicht von heute auf morgen gelöst sei. Pflanzenzüchter müssen für eine neue Sorte extrem lange Vorausplanen. „Wenn wir ganz viel Pech haben, brauchen wir dafür 25 Jahre.“, so Schäfer.

Dürre stellt Versicherer vor große Herausforderung

Dr. Rainer Langner, Vorstandsvorsitzender, Vereinigte Hagelversicherung, stellte den Klimawandel aus Sicht des Versicherers dar. „Für uns ist der Klimawandel nichts Neues. Wir erleben es tagtäglich in verschiedenen Regionen Deutschlands." Seit dem Jahr 2018 sei die Dürre nach 1992 wieder ein Thema für die deutsche Landwirtschaft. „Wir haben bereits im Jahr 2015 ein Dürreprodukt an den Markt gebracht. Die Nachfrage ist bisher jedoch sehr verhalten.“, so Langner.

Dürre sei anders als Risiken, wie Starkregen, Frost oder Sturm, wo direkt auf dem Feld ein mechanischer Schaden zu erkennen ist. Bei der Dürre sei es der mangelnde Ertrag. „Sie wissen ja nie, den normalen Ertrag auf dem Standort in dem Jahr. Da ist die Frage, wie der Schaden gewährt wird.“, so der Versicherer. Die Versicherung wird es in einem Dürrejahr nicht schaffen, alle betroffenen Flächen zu begutachten. Ein Weg könnte sein auf Indexprodukte umzustellen. In Zukunft könnten u.a. Satellitendaten Abhilfe schaffen.

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