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Wolf und Herdenschutz: Umweltverbände verständigen sich auf gemeinsame Standards

Beim Thema Wolf und Herdenschutz liefern sich verschiedene Bündnisse und Interessengruppen gerade einen Wettstreit um die effektivsten Handlungsempfehlungen; offenbar weil von der Politik wenig kommt

Lesezeit: 5 Minuten

Ein Bündnis aus elf Organisationen, vor allem von Seiten des Natur- und Tierschutzes, hat gemeinsame Empfehlungen für einen bundeseinheitlichen Herdenschutz und Kriterien zur Tötung von auffälligen Wölfen vorgelegt.

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Die Vereine bemängeln, dass in dem Bereich oftmals eine praktische wie rechtliche Unsicherheit herrsche. Schuld sei ein unübersichtlicher Flickenteppich aus Empfehlungen zur Umsetzung und Förderung von Herdenschutz in Deutschland. Zudem fehlten klare Regelungen für die rechtlich bereits mögliche Tötung von einzelnen Wölfen, die empfohlenen Herdenschutz überwinden und Nutztiere angreifen.

Dieses "föderale Wirrwarr" gehe sowohl zulasten des Artenschutzes als auch der Tierhalter. Politik und Gesellschaft dürften, so die einhellige Forderung, die ökologisch wertvolle Weidetierhaltung und die ebenfalls ökologisch wertvolle Rückkehr des Wolfes nicht gegeneinander ausspielen und die Lasten allein den Tierhaltern zumuten.

"Es braucht endlich Rahmenregelungen des Bundes, um eine tragfähige Koexistenz zwischen Wölfen und Weidetierhaltung zu ermöglichen", so die Forderung der Verbände. Anders als die geplante Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes fokussiert das Eckpunktepapier inhaltliche und praktikable Lösungsansätze und liefert konkrete Empfehlungen für die flächendeckende Umsetzung von geeignetem Herdenschutz in tatsächlichen und möglichen Wolfsgebieten. Gefordert wird eine kostendeckende staatliche Förderung, die auch laufende Unterhaltskosten, etwa für Herdenschutzhunde, umfasst. Tötungen von auffälligen Wölfen betrachten die Verbände stets als das letzte Mittel im Einzelfall.

Wer steht hinter dem Zusammenschluss?

Hinter den Empfehlungen steht ein Bündnis aus der Arbeitsgemeinschaft Herdenschutzhunde, dem Bundesverband Berufsschäfer, dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, dem Deutschen Tierschutzbund, der Gesellschaft zum Schutz der Wölfe, dem International Fund for Animal Welfare, dem Naturschutzbund Deutschland, dem Ökologischen Jagdverband, der Vereinigung der Freizeitreiter und -fahrer in Deutschland, dem Verein für Arbeitende Herdenschutzhunde und dem WWF Deutschland.

Vorschläge

Die Europäische Kommission hat laut dem Bündnis inzwischen die Möglichkeiten für eine umfassende Förderung des Herdenschutzes geschaffen. Jetzt müssten Bund und Länder dringend handeln. Über flächenbezogene Zuschläge zu bereits bestehenden Agarumweltmaßnahmen könnten beispielsweise Unterhaltskosten ausgeglichen werden. Ausgleichsleistungen für Tierverluste sollten aus Sicht des Bündnisses dann greifen, wenn Maßnahmen zum Standardschutz umgesetzt wurden, beispielsweise bodenschabschließende Elektronetze mit einer Höhe von 90 cm für Schafe und Ziegen. Eine Möglichkeit zur Erhöhung sei die Aufstockung auf 120 cm durch den Einsatz von Flatterband. Überwindet ein Wolf einen solch erhöhten Schutz, um Nutztiere anzugreifen, sollte er von einer Fachperson geschossen werden, sofern die zuständige Landesbehörde dies genehmigt. In dem Verbändepapier heißt es hierzu, das betreffende Tier müsse hinreichend identifiziert sein. Bestenfalls werde es direkt bei einem Folgeübergriff auf eine geschützte Herde gestellt.

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Kritik von den Wolfsgegnern: „Naturschützer opfern Weidetierhaltung!“

Als mehr als unzureichend bewertet Schäfer Wendelin Schmücker die Vorschläge der Umwelt- und Tierschutzverbände. Alle Lasten und Risiken der Ausbreitung der Wölfe würden allein den Weidetierhaltern aufgebürdet, schreibt er in Reaktion auf die Mitteilung.

Die Verbände würden die Weidetierhaltung von Schafen, Ziegen, Rindern und Pferden für die Wölfe und damit den langfristigen Erhalt unserer Kulturlandschaft in allen Teilen von Deutschland opfern. Die Naturschützer könnten sich nicht darauf berufen, die Weidetierhalter mit Entschädigungen zu beruhigen, gleichzeitig ihnen die großen Lasten aufzugeben, wie sie die Schafe, Ziegen, Pferde und Kühe vor den Wölfen zu schützen hätten. „Die Probleme und Befürchtungen der Weidetierhalter und der Bevölkerung im ländlichen Raum müssen endlich erhört werden.“

Schmücker wirft den Verbänden vor, nicht an einer ernsthaften Diskussion über die Zukunft der Weidetierhaltung im Spannungsfeld mit der Ausbreitung der Wölfe interessiert zu sein, „weil sie sich hinter den europäischen Naturschutzvorgaben verstecken und vorhandene Spielräume verschweigen“, wie er sagte.

Der Schafhalter ist überzeugt, dass in Regionen, die nicht vor Wölfen eingezäunt werden können, nur durch eine konsequente Bestandsregulierung eine Wiederbesiedlung der Wölfe ausgeschlossen werden könne.

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Praktiker außen vor gelassen

Kritisch äußert sich auch der Vorsitzende des Aktionsbündnis Forum Natur, Max von Elverfeldt. „Betroffene Weidetierhalter und Nutzerverbände waren wohlweislich nicht eingeladen, sich zu beteiligen. Die Fakten zur Entwicklung des Wolfes in Deutschland sprechen eine eindeutige Sprache. Wir Praktiker fordern ein aktives Wolfsmanagement“, erklärt er.

Elverfeldt verweist auf das eigene Papier des Aktionsbündnis Forum Natur mit der Initiative „Wolf bleibt Wolf“. Hierbei sind folgende drei Punkte essenziell:

  1. Es muss sofort politische Klarheit dahingehend geschaffen werden, dass die in Deutschland lebenden Wölfe gemäß den Vorgaben der FFH-Richtlinie den nationalen Westbestand einer baltisch-osteuropäischen Wolfspopulationen darstellen, die sich mit deutlich über 8.000 Tieren zweifelsfrei im günstigen Erhaltungszustand befindet.

  2. Politisches Ziel muss es sein, den Wolf von Anhang IV in den Anhang V der FFH-RL herabzustufen und damit zu ermöglichen, dass Wölfe unter dem deutlich besseren Schutz des deutschen Jagdrechts gemanagt werden können. Diesbezüglich müssen Schutz und aktives Management der Tierart Wolf zukünftig Hand in Hand gehen. Grundlage ist eine ökologische Raumplanung, die auch Wolfsausschlussareale vorsieht.

  3. Für die Bundesrepublik Deutschland ist ein Akzeptanzbestand an Wölfen zu definieren, der nach wissenschaftlichen Kriterien und einer breiten gesellschaftlichen Debatte zu finden ist. Um den Akzeptanzbestand zu erreichen, ist eine Schutzjagd nach skandinavischem Vorbild möglich.

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