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Wurstprodukte von Tönnies, Wiesenhof und Wiltmann positiv auf Separatorenfleisch getestet

Bei Untersuchungen der Bremer Hochschule ist bei überraschend vielen Wurstproben Separatorenfleisch aufgetaucht. Die Hersteller bestreiten das. Wurde hier eine jahrelange Schummelei entdeckt?

Lesezeit: 6 Minuten

Deutschlands größter Schlachtkonzern Tönnies steht zusammen mit anderen Betrieben unter Verdacht, in Geflügelwurstprodukten Separatorenfleisch zu verarbeiten - ohne dies wie gesetzlich vorgeschrieben zu kennzeichnen.

Hierfür hätten Laboruntersuchungen des Bremerhavener Hochschulprofessors Stefan Wittke für den SPIEGEL und den NDR konkrete Indizien geliefert.

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Separatorenfleisch wird erzeugt, indem Maschinen Tierkörper oder grob zerkleinerte Knochen mit Fleischresten durch Lochscheiben hindurchpressen. Knochensplitter und Knorpelteile bleiben hängen, alle weichen Teile wie etwa Muskulatur, Fett und Bindegewebe oder auch Rückenmark werden abgepresst. Dabei entsteht eine breiartige Masse, die nur Centbeträge pro Kilogramm kostet.

Auch Biowurst betroffen

NDR und SPIEGEL hatten insgesamt 30 Geflügelwurst- und Geflügelfleischproben verschiedener Hersteller zur Prüfung in Blindtests eingereicht. Neun davon wurden positiv getestet - darunter vier Bio-Wurstwaren. Unter den 20 Wurstproben war fast jede zweite positiv.

Dagegen fand sich bei den untersuchten zehn Aufschnittproben mit Stückfleisch aus Filet, Kassler oder Braten kein Indiz für Separatorenfleisch. Forscher Wittke hat ein neues, peer-review-geprüftes Verfahren entwickelt, um diese Zutat in Wurstprodukten nachzuweisen. Bislang war dies de facto kaum möglich.

Fünf der neun positiv getesteten Produkte wurden von der in Böklund ansässigen Zur Mühlen Gruppe hergestellt, die zur Tönnies-Unternehmensgruppe gehört. Ebenso waren zwei Produkte des ostwestfälischen Herstellers Franz Wiltmann sowie je ein Produkt der Hersteller Wiesenhof und der Mecklenburger Landpute GmbH unter den Positivfällen. Verkauft wurden diese Waren unter Markennamen wie Gutfried, Edeka Bio, Rewe Bio oder Rewe Beste Wahl. Nirgends war "Separatorenfleisch" auf der Verpackung angegeben.

Firmen wehren sich gegen Vorwürfe

Die Sprecher dreier Firmen, die zur Tönnies Holding gehören, stritten den Einsatz von Separatorenfleisch ab - und zweifelten die Aussagekraft der Untersuchungsmethode an. Wiesenhof teilte mit, dass in der betroffenen Geflügel-Mortadella kein Separatorenfleisch enthalten sei.

Bei der Untersuchungsmethode der Hochschule Bremerhaven handle es sich "lediglich um einen neuen wissenschaftlichen Ansatz zum möglichen Nachweis, der (...) keine solide Basis ist".

Regelmäßig durchgeführte eigene Tests auf Basis anerkannter Methoden bewiesen das Gegenteil. Eine Wiltmann-Sprecherin erklärte: "Wir setzen in unserer Produktion an keiner Stelle 'Separatorenfleisch' ein. Wir lehnen dessen Einsatz aus qualitativen Gründen entschieden ab." Und auch eine Sprecherin der Mecklenburger Landpute GmbH schrieb, man setze kein Separatorenfleisch ein.

Über das Thema berichten die ARD-Sendung "Panorama" (NDR) am Donnerstag, 23. Juni, um 21.45 Uhr im Ersten sowie die Dokureihe "45 Min: Geheimsache Wurst - was essen wir da?" am Montag, 27. Juni, um 22.00 Uhr im NDR Fernsehen. Anschließend sind die Sendungen in der ARD Mediathek zu sehen.

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Stellungnahme Wiesenhof

Erklärung im Originalwortlaut:

"Wir können mit Sicherheit ausschließen, dass in den Wurstprodukten der Marke WIESENHOF Separatorenfleisch verwendet wurde oder wird. Hierzu liegen dem SPIEGEL/NDR eidesstattliche Versicherungen des Geschäftsführers der WIESENHOF Geflügelwurst GmbH & Co. KG sowie der Geschäftsführer der vorgelagerten Schlachtereien vor.

Die Rohstoffe für die Geflügelwurstprodukte der Marke WIESENHOF stammen ausschließlich aus den eigenen deutschen Schlachtbetrieben, deren Verarbeitungsprozesse wir kennen und deren Herstellungskette intern und extern durch amtliche Veterinäre kontrolliert werden.

Das in unserer Produktion verwendete Fleisch wird regelmäßig umfangreich untersucht. Für die Untersuchungen werden ausschließlich behördlich anerkannte, akkreditierte und validierte Untersuchungsmethoden angewandt.

Durch Wareneingangskontrollen, Produkt- und Chargenkennzeichnung und auf Grund des Einsatzes von geschultem Fachpersonal können wir eine unbeabsichtigte Verwendung von Separatorenfleisch definitiv ausschließen.

Die dem SPIEGEL/NDR vorliegenden Untersuchungsergebnisse wurden hingegen mittels eines Prüfverfahrens ermittelt, das keine amtliche Anerkennung (z.B. ASU § 64 LFGB) besitzt.

Es handelt sich bei diesem Verfahren lediglich um einen neuen wissenschaftlichen Ansatz zum möglichen Nachweis von Separatorenfleisch, der sich noch in der Entwicklung befindet, in der Praxis bisher jedoch keine Anwendung gefunden hat, in der Praxis auch nicht erprobt wurde und aufgrund möglicher Fehleranfälligkeit keine solide Basis ist. Er ist kein probates Mittel, um Separatorenfleisch zu erkennen.

Dies zeigt auch die erste Stellungnahme eines renommierten öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen, der regelmäßig in Fachgremien sitzt, welche wir in der Anlage mitsenden und in der ausgeführt wird:

„Insofern habe ich die Auffassung, dass diese Arbeit nur maximal einen eingeschränkten Hinweis geben kann, dass in diesem Erzeugnis Separatorenfleisch eingesetzt wurde. Es ist wahrscheinlich, dass Fleischwarenhersteller nicht sachgerecht bewertet werden und fälschlicherweise der nicht deklarierten Verarbeitung von Separatorenfleisch beschuldigt werden.“

Die Methodik im aktuellen Entwicklungsstadium ist als Basis dieser Anschuldigungen mehr als in Frage zu stellen. Die Vorwürfe sind aus unserer Sicht haltlos.

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Stellungnahme der Franz Wiltmann GmbH & Co. KG und der Zur Mühlen Gruppe

Hier die Darstellung im Originalwortlaut:

"Die ARD und das Magazin DER SPIEGEL haben in Vorab-Berichten zu einem TV-Beitrag, der am 23. Juni 2022 in der Sendung Panorama ausgestrahlt werden soll, behauptet, dass in mehreren Geflügelwurstprodukten der Franz Wiltmann GmbH & Co. KG und der Zur Mühlen Gruppe Separatorenfleisch ohne eine entsprechende Kennzeichnung eingesetzt wurde.

  • Beide Unternehmen widersprechen den Vorwürfen.
  • Diese Aussagen in den Berichten sind eindeutig falsch.
  • In keinem der genannten Produkte wird Separatorenfleisch eingesetzt.
  • Im Gegenteil: Der Einsatz von Separatorenfleisch in den genannten Produkten ist durch die Definition der Rohwaren sowie den Produktionsablauf ausdrücklich ausgeschlossen.
  • Es gibt keinen Nachweis für den Einsatz von Separatorenfleisch in diesen Produkten.
  • Die mit den Recherchen befassten Redakteure wissen, dass die von Ihnen zugrunde gelegte Methode keine gesicherten Erkenntnisse über den Einsatz von Separatorenfleisch gibt.
  • Die Redakteure wissen, dass sich die von Ihnen angeblich entdeckten Separatorenfleisch-Marker auch in anderen Fleischkomponenten finden, die ausdrücklich kein Separatorenfleisch sind.

Es liegen Sachverständigen-Aussagen vor, die ausdrücklich vor einer falschen Interpretation der eingesetzten Methode warnen:

Dr. Marcus Langen; Fachtierarzt für Lebensmittel und Gegenprobensachverständiger für Lebensmittel gem. §43 LFGB: „Die Entwickler der neuen Labor-Methode haben Marker für Bindegewebe ausgewählt, die eben nicht nur in Bandscheiben sondern auch in anderem Bindegewebe zu finden sind und sich deshalb auch in normalem Verarbeitungsfleisch für Geflügelfleischerzeugnissen findet. Die Methode stellt deshalb keine beweisende Methode für Separatorenfleisch dar.“

Dr. Dieter Stanislawski; öffentlich bestellter Sachverständiger für Lebensmittelhygiene der IHK Hannover: „(…) Insofern habe ich die Auffassung, dass diese Arbeit nur maximal einen eingeschränkten Hinweis geben kann, dass in diesem Erzeugnis Separatorenfleisch eingesetzt wurde. Es ist wahrscheinlich, dass Fleischwarenhersteller nicht sachgerecht bewertet werden und fälschlicherweise der nicht deklarierten Verarbeitung von Separatorenfleisch beschuldigt werden.“

Trotzdem wurde seitens der Redakteure die Aussage getroffen, in der Produktion werde „offenbar Separatorenfleisch eingesetzt“.

Diese Aussage ist sachlich falsch.

Wir verwahren uns gegen solche haltlosen Vorwürfe und behalten uns weitere Schritte vor."

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Stellungnahme Mecklenburger Landpute GmbH

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