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Dramatische Lage

Zahl der Hungernden weltweit deutlich gestiegen

2022 hat den Hunger auf der Welt drastisch erhöht. Der Ukrainekrieg zeigt, wie fragil das System des Getreidehandels ist. Dazu kommen Dürren, Korruption, Bürgerkrieg und unfähige Regierungen.

Lesezeit: 5 Minuten

Seit sechs Jahren breitet sich weltweit der chronische Hunger aus. „Im vergangenen Jahr hungerten etwa 828 Mio. Menschen auf der Welt“, sagt Dagmar Pruin von Brot für die Welt. Die Zahl der Menschen, deren Ernährung nicht gesichert sei, habe sich derweil auf mittlerweile 2,3 Mrd. Menschen erhöht. Damit habe ein Drittel der Weltbevölkerung nicht genügend zu Essen.

Vor allem der Angriff Russlands auf die Ukraine hat viel verändert. Er hat auch eine der schwersten humanitären Krisen seit dem Zweiten Weltkrieg ausgelöst. Beispiel Mauretanien im Nordwesten Afrikas: Das Land hat bislang Getreide aus der Ukraine importiert, um seine Menschen zu ernähren. Die bleiben nun aus. Stattdessen sammeln am Straßenrand Frauen den Weizen, der von vorbeifahrenden LKWs herabfällt aus dem Staub, wie Dokus zeigen.

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Derweil erlebt Kenia die schlimmste Dürre seit Jahrzehnten. Die Abstände zwischen lange anhaltenden Trockenphasen im Norden Kenias sind in den vergangenen Jahrzehnten immer kürzer geworden. Fachleute machen dafür den Klimawandel verantwortlich. Eigentlich gäbe es in dem ostafrikanischen Land genug zu essen. 4 Mio. Menschen müssen aber wegen verfehlter Politik und Korruption hungern.

Schlimm bleibt die Situation in Syrien. Eine Analyse des Welternährungsprogramms schätzt, dass in ganz Syrien über 12 Mio. Menschen nicht ausreichend zu essen haben. Das sind fast 60 % der gesamten Bevölkerung. In den letzten drei Jahren hat sich auch die Zahl der hungernden Kinder in Syrien verdoppelt. Etwa 245.000 sind so mangelernährt, dass ihr Leben dadurch bedroht ist. Über 200 % sind die Preise allein in den letzten zwei Jahren gestiegen.

Jemen ist aufgegeben

Vergessen ist seit Langem der Konflikt im Jemen, dabei leidet die Bevölkerung seit Jahren unter diesem Stellvertreterkrieg zwischen dem Iran und Saudi-Arabien.

Nach Angaben des World Food Programme (WFP) meldeten 49 % der jemenitischen Haushalte, im Dezember nicht genügend Nahrungsmittel zur Verfügung gehabt zu haben. Die Lebensmittelkosten im Jahr 2022 sind in den von der Regierung kontrollierten Gebieten um 21 % und in den von den Huthi-Milizen gehaltenen um 18 % gestiegen.

UNICEF wies darauf hin, dass mehr als 23,4 Mio. Jemeniten und damit drei Viertel der Bevölkerung Hilfe und Schutz benötigen und 17,8 Mio. keinen Zugang zu Wasser, sanitären Einrichtungen und Hygienedienstleistungen haben. Schätzungen zufolge sind 2,2 Mio. Kinder unterernährt, darunter fast 540.000 Kinder unter fünf Jahren, die an schwerer akuter Unterernährung leiden.

Weitere akute Hungerländer sind derzeit die Demokratische Republik Kongo, der Sudan und der Südsudan, Somalia sowie die Zentralafrikanische Republik und Afghanistan.

Afghanistan am Abgrund

Dramatisch entwickelt sich auch die Lage in Afghanistan. Laut Save the Children hat sich die Zahl der unter extremem Hunger Leidenden in den vergangenen drei Jahren dort mehr als verdoppelt. Waren es im Jahr 2019 noch 2,5 Mio. Menschen, stieg deren Zahl auf zuletzt 6,6 Mio..

Das Problem werde dadurch verschärft, dass auf Grund des von den Taliban erlassenen Arbeitsverbots für Frauen die Hilfsorganisationen ihrer Arbeit nicht mehr nachgehen könnten, wie es hieß. Hungergeschwächte Kinder seien zu schwach, um die Schule zu besuchen und zu lernen sowie zudem anfälliger für Krankheiten. Immer mehr Kinder müssten arbeiten oder würden frühverheiratet, um das Überleben der Familie zu sichern.

Generell habe sich die Zahl der schwerst unterernährten Menschen in den acht am meisten von Hunger betroffenen Staaten im Dreijahreszeitraum von rund 16 auf über 25 Mio. erhöht.

Die internationale Staatengemeinschaft tue zu wenig, um auf den wachsenden Hunger zu reagieren, kritisierte das Hilfswerk. Das habe bereits zum Tod vieler Kinder und deren Angehörigen geführt. Für die derzeit stark betroffenen Länder brauche es sofortige Nothilfe sowie langfristige Maßnahmen zur Stabilisierung.

Gründe für Hunger in der Welt

Analysten sehen die fundamentalen Nachfrage- und Angebotstrends bei Agrarrohstoffen als entscheidend an. Hunger und Armut sind häufig Folge von schlechter Regierungsführung, Korruption, Bürgerkriegen, Wetterextremen, Klimawandelfolgen, Marktabschottung und unzureichenden Eigentums- und Nutzungsrechten.

Verstärkt wird der Hunger durch die Folgen des Klimawandels, schreibt dazu der DBV in seinem aktuellen Situationsbericht. Die Agrarmärkte in den ärmeren Ländern sind oft wenig funktionsfähig. Dazu gehören vor allem schlechte Infrastrukturen und abgeschottete Märkte. So sind zum Beispiel in Afrika nur 15 % des Handels innerafrikanisch. Zum Vergleich: In Europa werden 70 % der Waren innerhalb der EU gehandelt.

Hungerbekämpfung durch höhere Produktivität der Landwirtschaft

Zur Verbesserung der Welternährungssituation hält die FAO eine nachhaltige Intensivierung der Landwirtschaft und einen wachsenden Handel mit Agrarprodukten für notwendig.

Um mehr Nahrungsmittel bei geringerem Ressourcenverbrauch zu produzieren, wird eine weitere Modernisierung und Professionalisierung der Landwirtschaft in den Entwicklungsländern gefordert. Gleichzeitig geht es darum, die massiven Nachernteverluste zu reduzieren und dabei in eine bessere Lagerhaltung zu investieren.

Nicht zuletzt setzt eine erfolgreiche Landwirtschaft Bodeneigentum, Zugang zu Ausbildung, Märkten, Kapital und Betriebsmitteln ebenso voraus wie unternehmerische Freiräume und die Möglichkeit der Landwirte, sich politisch und wirtschaftlich unabhängig zu organisieren.

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