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Harsewinkel

ZDF-Moderator Steffens berichtete über Klimawandel und Artenschwund

400 Landwirte waren beim Volksbank-Agrarforum bei Claas, um mit dem ZDF-Moderator Dirk Steffens über Klimawandel, Artenschutz und die Zukunft der Landwirtschaft zu sprechen.

Lesezeit: 4 Minuten

Den Landwirten in Ostwestfalen-Lippe machen Klimawandel, Preisdruck und Bürokratie besonders stark zu schaffen. Das ergab eine „Mentimeter“-Umfrage zu Beginn des Agrarforums im Technoparc der Firma Claas in Harsewinkel.

Extreme Wetterbedingungen wie die Dürreperioden 2018 und 2019 haben oft geringere Ernten mit schlechterer Qualität zur Folge, und regionale Ereignisse wie Starkregen führen zu Totalausfällen, wie Hermann Dedert berichtete. Der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbands Herford-Bielefeld stand am 6. März mit auf dem Podium, um gemeinsam mit Dirk Steffens und anderen Fachleuten zu diskutieren.

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„Wir müssen eigentlich von einer Ökokrise sprechen“, stellte der ZDF-Moderator Dirk Steffens klar. Das Klima sei dabei nur einer von neun wichtigen Bausteinen, damit Menschen auf der Erde leben können. Letztlich hänge alles mit allem zusammen, aber das Gefährlichste im Moment sei das „unablässige, gleichzeitige Aussterben von Arten“, das schlimmste seit Aussterben der Dinosaurier. Etwa 150 Tierarten gingen täglich verloren. Für die Landwirtschaft besonders wichtig: „In dramatisch kurzer Zeit verlieren wir Fluginsekten“, so der 52-jährige Journalist.

In manchen Gegenden, etwa in China, müssten Obstbäume heute bereits von Hand bestäubt werden. Und in den USA würden winzig kleine Roboter entwickelt, die die Arbeit von Bienen übernehmen sollten.

12 Mrd. ha für 8 Mrd. Menschen

Hinzu kommt, dass weltweit die landwirtschaftlich nutzbare Fläche knapp wird. Für demnächst acht Milliarden Menschen stehen nur zwölf Milliarden Hektar Nutzfläche zur Verfügung. Theoretisch reicht das, doch Europäer leben auf großem Fuß: Jeder beansprucht allein so viele Ressourcen, wie vier Hektar hergeben, so Steffens weiter.

„Wir verbrauchen den Ertrag von eineinhalb Erden pro Jahr“, warnte der Terra X-Moderator. Das gehe nur so lange gut, wie wir noch etwas „auf dem Sparbuch haben“ – fossile Ressourcen wie Öl, Kohle und Gas, aber zum Beispiel auch Holz.

Bauern fühlen sich wie „Prügelknaben“

Deutlich wurde während der Diskussion aber auch, wie sehr sich viele Bauern wie „Prügelknaben“ fühlen, zerrieben durch massives „Bauern-Bashing“, fasst die Volksbank Bielefeld-Gütersloh die Reden weiter zusammen.

Landwirte befänden sich demnach in einem Dilemma: Wenn sie an einer Stellschraube drehen, gibt es an einer anderen Stelle Probleme im Dreiklang von Ökologie, Ökonomie und Sozialem. „Uns stört das Unverständnis, das der Landwirtschaft entgegenschlägt“, brachte es Andreas Westermeyer auf den Punkt. „Ähnlich wie beim Fußball mit seinen 82 Mio. Bundestrainern gibt es in Deutschland praktisch 82 Mio. Agraringenieure, die meinen, alles besser zu wissen als wir.“

Andreas Westermeyer plädierte dafür, verstärkt auf die Wissenschaft, auf Fachleute und auf die Landwirtschaft zu hören.

„Verlorene Jahre“

„Auch wir spüren eine große Frustration bei den Landwirten“, berichtete Sonja Schürmann, Agrarkundenbetreuerin der DZ Bank in Münster. „Sie zeigen Mut und haben Ideen. Sie wissen nur nicht, in welche Richtung es gehen soll.“ Die Folge: Derzeit werde eher mit angezogener Handbremse oder außerhalb der Landwirtschaft investiert. „Doch das sind verlorene Jahre“, betonte Sonja Schürmann. Sie verwies auf eine neue Branchenanalyse der DZ Bank mit dem Titel „Landwirtschaft unter Druck“. Demnach dürfte die Zahl der Höfe von derzeit 267.000 bis zum Jahr 2040 auf rund 100.000 sinken.

„Der größte anzunehmende Unfall“

„Ich habe nie verstanden, dass Landwirtschaft und Umweltschutz gegeneinander arbeiten. Das ist der größte anzunehmende Unfall“, sagte Dirk Steffens, der selbst von einem Obsthof in Norddeutschland stammt. Eigentlich müsse man gegen die Politik arbeiten und gegen eine „kleinteilige Regelungswut“. Er schlug vor, dass die Politik Ziele benennen und die Bauern selbst entscheiden lassen soll, wie sie diese Ziele erreichen.

Hermann Dedert forderte in diesem Zusammenhang verlässliche Rahmenbedingungen von der Politik: „Was wir heute einstielen, das müssen wir auch in 20 Jahren noch so machen dürfen.“ Sonst seien langfristige Investitionen einfach zu riskant.

Über Milchpreis und Tierwohl

Ein wichtiger Aspekt ist für den Fernsehmoderator die Preisbildung im Supermarkt: „Solange die Menschen nur 70 Cent für den Liter Milch bezahlen, brauchen wir über Tierwohl nicht zu reden. Sie, die Landwirte, können die Preise nicht beeinflussen. Dafür brauchen wir die Politik. Da ist der Hebel.“

Abschließend gab Dirk Steffens den Anwesenden mit auf den Weg: „Hören Sie bloß nicht auf, Landwirtschaft zu betreiben.“ Diese sei nicht der Feind der Biodiversität und des Klimas, „wenn wir sie auf eine Weise betreiben, die ins System passt.“ Historisch betrachtet habe die Artenvielfalt sogar zugenommen durch die Abwechslung von Feld und Wald. „Die Hälfte der Fläche in Deutschland liegt in Bauernhand. Es kommt auf Sie an.“

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