Die Zuckerindustrie ist von einer Nährwertkennzeichnung auf Lebensmitteln erwartungsgemäß nicht begeistert. Vor allem das von der Verbraucherschutzorgansaition foodwatch empfohlene System Nutri Score ist aus Herstellersicht ungeeignet.
"Unsere gesellschaftliche Herausforderung ist Übergewicht. Dagegen hilft nur der Blick auf die Kalorienbilanz - wer mehr isst, als er verbraucht, nimmt zu. Statt Ampelfarben und Nutri-Score auf unseren Lebensmitteln brauchen wir eine Kalorienangabe prominent auf der Packungsvorderseite. Das ist für jeden Verbraucher einfach, vergleichbar und persönlich nachvollziehbar. Zudem wäre die generelle Stärkung des Kalorienbewusstseins ein zusätzliches Plus im Kampf gegen Übergewicht", kommentiert Günter Tissen, Hauptgeschäftsführer der Wirtschaftlichen Vereinigung Zucker, die aktuelle Diskussion zur Nährwertkennzeichnung von Lebensmitteln.
Lebensmittel lassen sich seiner Meinung nach nicht in gesund und ungesund einteilen. Eine solche Bewertung spiegele daher falsche Tatsachen wider, sei es in Ampelfarben oder in großen Buchstaben. Kennzeichnungen wie der Nutri-Score führen den Verbraucher laut Tissen in die Irre. Er empfiehlt das Video "Der Nutri-Score: Warum er zur Verbraucherfalle werden kann".
Verbraucher wünschen sich Nutri-Score
Bundesagrarministerin Julia Klöckner will die Verbraucher entscheiden lassen, welche Nährwertkennzeichnung gewünscht ist. Foodwatch, mehrere Ärzteverbände und ein Lebensmittelhersteller kommen ihr nun zuvor und veröffentlichen eigene Befragungen.
Laut Spiegel Online vergleicht eine repräsentative Forsa-Umfrage ausschließlich den Nutri-Score mit dem vom Max-Rubner-Institut entwickelten "Wegweiser Ernährung", den das BMEL bestellt hatte. Die Befragten bewerten den Nutri-Score in fast allen Kategorien besser: 60 % der Befragten empfanden die Klöckner-Kennzeichnung "verwirrend", 65 % nannten sie "kompliziert". Beim Nutri-Score gaben das nur 6 und 4 % an.
Auch die Fragen, welche Kennzeichnung Verbrauchern als Entscheidungshilfe nutzen würden und welche es erleichtert, Produkte miteinander zu vergleichen, gehen laut Spiegel klar zugunsten des Nutri-Score aus.
In einer Kategorie liegt das Klöckner-Modell vorn: Es liefert nach Ansicht der Befragten mehr Informationen. Tatsächlich entspricht der "Wegweiser Ernährung" eher den Nährwertkennzeichnungen auf der Packungsrückseite, da er auch noch die genaue Menge von Salz, Zucker und Fetten angibt.
Wie der Nutri-Score zu seiner Bewertung gelangt, ist für den Käufer nicht so einfach nachvollziehbar. Neben dem Gehalt an Zucker, Salz und Fetten bezieht das Modell auch empfehlenswertere Bestandteile wie Ballaststoffe mit ein - und zeigt als Ergebnis einen einzigen Wert auf einer fünfstufigen Ampelskala.