Herr Hoyos, gemeinsam mit befreundeten Landwirten haben Sie das Start-up „Biodivers“ gegründet. Woran arbeiten Sie?

Lukas Hoyos: Wir entwickeln eine Plattform, die Landwirten alle zur Verfügung stehenden staatlichen und privaten Umweltfördermaßnahmen übersichtlich darstellt, Anwendungstipps gibt und den ökologischen Mehrwert aufzeigen soll. Mit Biodivers wollen wir so mehr Artenvielfalt und Umweltschutz auf den Acker bringen. Darüber hinaus arbeiten wir an einem Tool, das die Planung der Maßnahmen unter ökonomischen, ökologischen und arbeitswirtschaftlichen Gesichtspunkten optimieren soll. Ein EcoCredit-System, das wir zusammen mit Wissenschaftlern entwickeln, soll die Umweltleistungen mess- und handelbar machen.

Wie funktioniert die Plattform?

Hoyos: Nachdem Landwirte ihren Betriebsstandort eingegeben haben, werden ihnen alle Angebote angezeigt, die sie umsetzen können. Sie können Nutzerprofile anlegen und ihre Betriebsdaten und Präferenzen speichern. Über Filter können sie sich lediglich die Maßnahmen anzeigen lassen, die für ihren Standort infrage kommen. Biodivers stellt den Landwirten über Links und Downloads Förderanträge und Kontaktdaten der zuständigen Stellen zur Verfügung. Bei der praktischen Umsetzung der Maßnahmen stehen wir außerdem unterstützend zur Seite.

Was soll die Nutzung kosten?

Hoyos: Für Landwirte ist die Nutzung kostenlos. Von privaten Förderern werden wir eine Provision verlangen, wenn sie über uns Biodiversitätsprojekte realisieren.

Wo sehen Sie als Landwirt Probleme in der aktuellen Förderlandschaft?

Hoyos: Die öffentlichen Förderungen sind oft umständlich, zeitaufwendig, regional unterschiedlich und für Landwirte mit hohen Bürokratie- und Kontrollauflagen verbunden. Darüber hinaus ist der Informationsaustausch nicht effizient. Private Umweltförderer, also Unternehmen oder Privatpersonen, haben umgekehrt kaum Zugang zu Landwirten und der Umweltschutz ist kaum messbar. Dort setzen wir mit Biodivers an.

Wie ist der aktuelle Stand? Wann soll die Plattform verfügbar sein?

Hoyos: Anfang 2023 soll die Förderplattform als Web-Applikation verfügbar sein. Im September dieses Jahres startet dazu im Landkreis Wolfenbüttel eine Pilotphase mit der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, der Unteren Naturschutzbehörde und der Stiftung Zukunftsfond Asse. Dadurch haben wir Zugang zu rund 850 Betrieben. Wenn das gut klappt, können schrittweise Landwirte aus anderen Regionen hinzukommen. Allerdings ist die regelmäßige Aktualisierung der Daten für uns durchaus eine Herausforderung. In diesem Punkt arbeiten wir daher eng mit Behörden zusammen. Wenn die Förderplattform fertig ist, werden wir intensiver an unserem Planungs-Tool und dem Eco-Credit-System arbeiten.-ak-