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Wunder mit Widersprüchen

Lesezeit: 4 Minuten

Was steckt hinter dem sogenannten Laborfleisch? Kann es konventionelles Fleisch tatsächlich ersetzen? Vor wenigen Jahren war das noch eine ferne Utopie.Heute arbeiten weltweit zahlreiche Unternehmen mit Hochdruck daran.


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Künstlich gezüchtetes Fleisch aus dem Labor im Supermarktregal – eine Vorstellung, die bisher nach Science-Fiction klang, scheint heute in greifbarer Nähe. Es wird zwar noch einige Jahre dauern, bis der Verbraucher das erste kultivierte Fleisch an der Ladentheke erhält, heißt es in einer aktuellen Studie des amerikanischen „Good Food Instituts“. Wissenschaftler und Unternehmer, die sich sogenanntem In-vitro-Fleisch und seinem Markteintritt verschrieben haben, arbeiten aber gezielt an diesem Szenario.


Gleichzeitig fließen weltweit hohe Millionenbeträge aus Investorenhand in die Zukunftstechnologie. Das Ziel: Kultiviertes Fleisch für die breite Masse der Lebensmittelproduzenten zugänglich machen. Dafür fehlt es derzeit noch an einem skalierbaren und gleichzeitig kostengünstigen Produktionsprozess.


Der erste Rindfleischburger aus kultivierten Stammzellen entstand 2013 in den Niederlanden an der Universität Maastricht. Das Start-up „Mosa Meat“ erhielt damals weltweite Presse. Heute ist es nicht mehr allein auf dem Markt.


Wie die Wissenschaftszeitschrift „Nature“ berichtet, ist die Zahl der Start-ups, die sich dem Zellfleisch widmen, weltweit auf rund 70 angewachsen.


Ohne Tiere geht es Nicht


Befürworter der Technologie nennen meistens drei Schlagworte: Tierwohl, Umwelt- und Klimaschutz. Mit Firmennamen wie „Clean Meat“ oder „SuperMeat“ erklären zudem die meisten Unternehmen der Branche ihren Antrieb hinter der Herstellung. Es soll „sauberer“ oder „besser“ sein. Dabei wird für die Verbraucher selten ersichtlich, dass die Grundlage von In-vitro-Fleisch tierische Muskelzellen sind (siehe „Fleisch aus dem Labor“, Seite 20–21).


Aus einer sehr geringen Zahl Stammzellen lassen sich viele Tonnen kultiviertes Fleisch herstellen. Welche Auswirkungen das auf die traditionelle Landwirtschaft hat, ist bislang jedoch nur hypothetisch abschätzbar. Ebenso wie die Wirkung auf Umwelt und Klima, heißt es im Trendbericht „Fleisch der Zukunft“ vom Umweltbundesamt.


Der Energieverbrauch bei der Herstellung von In-vitro-Fleisch ist 35% höher als bei der Produktion von Rindfleisch und fast viermal so hoch wie bei der Produktion von Geflügelfleisch, so die Bundesbehörde. Zudem verweist sie auf mehrere Studien, die beim Einsatz von Rindfleisch auf eine schlechtere CO2-Bilanz pro Kilogramm Laborfleisch im Vergleich zu konventionell erzeugtem Fleisch hinweisen. Beides werde zudem nur selten deutlich von den Innovatoren kommuniziert.


Ebenso unbekannt ist die Verbraucherakzeptanz. Bei einer Untersuchung des deutschen „Ecologic Instituts“ kam heraus, dass eine Akzeptanz der Konsumenten gegenüber In-vitro-Fleisch europaweit unsicher ist. Sobald das künstlich erzeugte Fleisch tatsächlich auf dem Markt angeboten werde, entscheiden Faktoren wie Geschmack und Sicherheit über die Akzeptanz beim Verbraucher. Einer Umfrage des Statistischen Bundesamtes zufolge, können sich hierzulande bisher jedoch nur 14% der Bevölkerung vorstellen, überhaupt Laborfleisch zu essen.


Produktionskosten zu hoch


Genauso entscheidend werden die Kosten sein: Noch heute wird häufig von den rund 300 000 US-$ gesprochen, die 2013 für die Produktion des ersten Burgers notwendig waren. Das US-amerikanische Unternehmen „Future Meat Technologies“ kann nach eigenen Angaben 100 g Laborfleisch mitlerweile schon für rund 1,70 US-$ erzeugen.


Der Schlüssel zur kostengünstigen Massenproduktion liegt derzeit im Nährmedium. Bis zu 95% der Kosten entfallen darauf. Bisher kam hier fetales Kälberserum zum Einsatz. Man gewinnt es aus dem Herzen eines ungeborenen Kalbes, das dann stirbt. Dieser Ansatz wirft nicht nur moralisch große Fragen auf. Er eignet sich aufgrund zu hoher Kosten auch nicht für eine skalierbare Produktion. Pflanzenbasierte Nährmedien sollen eine Lösung bieten und kommen bereits zum Einsatz (siehe „Burger aus dem Bioreaktor”, S. 24).


Was steht auf der Verpackung?


Die Europäische Union hat mit der Novel Food-Verordnung die gesetzlichen Vorschriften für „neuartige Lebensmittel“ eingeführt. Darunter fiele auch In-vitro-Fleisch. Sie dürfen in der EU nur dann auf dem Markt verkauft werden, wenn deren Sicherheit und Verträglichkeit nach wissenschaftlichen Standards nachweisbar ist.


Zudem dürfen die Verbraucher nicht über den Inhalt getäuscht werden. Schon jetzt wird darüber gestritten, ob Laborfleisch an der Ladentheke als „Fleisch“ deklariert werden darf. Dennoch: Erste Zellfleisch-Hersteller wollen noch in diesem Jahr Zulassungsanträge einreichen.Ihr Kontakt zur Redaktion: caroline.schulze-stumpenhorst @topagrar.com

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