In vielen Ländern Afrikas sind landwirtschaftliche Maschinen für Kleinbauern zu teuer oder lohnen sich im Kauf nicht. Darüber hinaus gibt es oft kaum Zugang zu Plattformen oder Auftragnehmern, um dieses Segment zu bedienen. Die Gründer des Start-ups „Hello Tractor“ aus Nigeria wollen diese Mechanisierungslücke schließen – und zwar mithilfe moderner Technologien. Über eine Smartphone-App können Landwirte Maschinen gegen eine Gebühr mieten oder vermieten, ihre Flotte verfolgen und verwalten und auf Finanzierungsoptionen zugreifen. Die Anwendung funktioniert ähnlich wie die Taxi-App Uber.
Hello Tractor wurde 2014 ins Leben gerufen und will auf diesem Weg den Zugang von Kleinbauern zu zeitnahen und erschwinglichen Traktordiensten sowie anderen Betriebsmitteln verbessern. Die mobile App sammelt Serviceanfragen für Traktoren und koppelt sie mit geeigneten Traktoren und Bedienern. Neben dem Marktplatz bietet Hello Tractor Landwirten ein Flottenmanagementsystem per GPS an, um Traktoren zu orten, zu überwachen und zu verwalten. Dazu gehöre etwa die Nachverfolgung, wie viel Arbeit ein Traktor geleistet hat, wie viel Kraftstoff er verbraucht hat, die Überprüfung der Leistung des Traktorfahrers und etwaiger Wartungsanforderungen. Die Basis dafür bilden Technologien wie IoT, maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz.
Inzwischen werde die App in 13 afrikanischen Ländern genutzt, vor allem aber in Nigeria und Kenia. Landwirte sollen durch die Nutzung Arbeitskosten und Zeit sparen und ihre Produktion erhöhen können.
John Deere an Bord
John Deere hat vor wenigen Monaten in Hello Tractor investiert. Das Start-up war einer der ersten Teilnehmer am Start-up Collaborator-Programm von John Deere. „John Deere sieht dies als Gelegenheit, die innovative Arbeit von Hello Tractor zu unterstützen, Technologien und Lösungen für landwirtschaftliche Unternehmer in Afrika und Asien bereitzustellen“, sagt Jason Brantley, Director, Ag & Turf Sales & Marketing – Africa and Asia bei John Deere. „Die Arbeit von Hello Tractor steht auch im Einklang mit der John Deere-Strategie und den Sprungambitionen der Ag & Turf Division, um sicherzustellen, dass bis 2026 100 % der neuen Small Ag-Geräte konnektivitätsfähig sind.“
Innovationen vorantreiben
Hello Tractor will seinen Landwirten auch neue Formen der innovativen Landwirtschaft näherbringen. Das Start-up arbeitet eigenen Angaben zufolge mit Organisationen wie dem World Food Program und der Farm to Market Alliance zusammen, die Bildungsprogramme ermöglichen, um Hello Tractor dabei zu helfen, seine Landwirte in konservierenden Bewirtschaftungsmethoden weiterzubilden. Darüber hinaus hat das Start-up eine Kreditbewertungsmethode entwickelt, die Flottenbesitzern eine höhere Bewertung in ihrem Finanzierungsprogramm gibt, wenn ihre im Voraus gebuchten Landwirte eine konservierende Bodenbewirtschaftung anwenden.
Hello Tractor betreibt außerdem eine strategische Partnerschaft mit der Forschungs- und Entwicklungsabteilung des US-amerikanischen IT-Unternehmens IBM. Wissenschaftler in Nairobi arbeiten mit den Entwicklern an verschiedenen Technologien, darunter der Watson Decision Platform für Landwirtschaft, Blockchain, IoT und Cloud, um neue Dienste für Traktorbesitzer und -händler, Landwirte und Banken in die App zu bringen.
Hello Tractor hat in Zusammenarbeit mit IBM auch ein Pilotprojekt für fortschrittliche landwirtschaftliche Analyse- und Entscheidungsfindungstools durchgeführt, die das gesamte Mechanisierungs-Ökosystem durchdringen sollen. Ihre Datensätze werden für Düngemittel-, Saatgut- und Finanzunternehmen verwendet, um auf ungefilterte Echtzeitinformationen über einen Betrieb zuzugreifen.