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CO2-Speicherung

Miscanthus: Bioethanol-Quelle mit negativer CO2-Bilanz

Kombination von Bioethanol-Produktion mit Kohlenstoff-Speicherung kann CO2 effektiv reduzieren. Das zeigt ein europäisches Verbundprojekt unter Leitung der Universität Hohenheim.

Lesezeit: 4 Minuten

Eine Verringerung von Treibhausgas ist machbar. Zu diesem Schluss kommen Forschende der Universität Hohenheim in Stuttgart. Ihre Idee: Eine Kombination von Bioethanol-Produktion aus nachwachsenden Rohstoffen mit Technologien zur Kohlenstoffabscheidung und -speicherung. Je nach Berechnungsansatz sei so eine Reduktion von mehr als 100 % gegenüber dem EU-Vergleichswert für fossile Kraftstoffe wahrscheinlich – und damit eine negative CO2-Bilanz. Zum Einsatz kommt dabei das Riesengras Miscanthus. Das gab die Universität Hohenheim in der vergangenen Woche bekannt.

Verschiedene Technologien kombinieren

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Eine wichtige Maßnahme zur Abschwächung des Klimawandels ist, weniger Treibhausgas auszustoßen. Vor allem der Verkehrssektor kann hier einen wesentlichen Beitrag leisten. Ein Beispiel sei das Ersetzen des aus fossilem Erdöl gewonnenen Benzin durch Bioethanol aus nachwachsenden Rohstoffen. Wie diese Technologie noch weiter optimiert werden kann, untersuchen derzeit Forschende innerhalb des Projektes „Growing Advanced industrial Crops on Marginal Lands for Biorefineries” (GRACE). „Wenn man die Produktion von Bioethanol mit Technologien zur Kohlenstoffabscheidung und -speicherung kombiniert, könnte man dazu beitragen Kohlendioxid aus der Atmosphäre zu entfernen“, ist Projektkoordinator Dr. Andreas Kiesel vom Fachgebiet Nachwachsende Rohstoffe in der Bioökonomie der Universität Hohenheim überzeugt.

Zusammen mit kroatischen Wissenschaftlern wird derzeit in Kroatien ein neuartiges Bioraffinerie-Projekt entwickelt: Eine Bioethanol-Anlage soll in eine bestehende Ölraffinerie integriert werden. Ziel ist es, das bei der Bioethanol-Produktion entstehende CO2 zu komprimieren, in die vorhandenen Hohlräume der ausgebeuteten Erdöllagerstätten zu injizieren und dort für mehrere hundert Jahre zu speichern.

Nach Ansicht von Dr. Jan Lask, der das Teilprojekt an der Universität Hohenheim betreut, bietet der Standort zwei Vorteile: „Zum einen liegt die Raffinerie in unmittelbarer Nähe zu ausgebeuteten Erdöllagerstätten, die für die CO2-Speicherung eingesetzt werden können und laut Expertenmeinung für die nächsten 1000 Jahre und darüber hinaus langfristig stabil sind.“ Zum anderen befinden sich Schätzungen zufolge in der Nähe rund 60.000 ha ungenutzte landwirtschaftliche Flächen.

Das Riesengras Miscanthus

Große Teile dieser Flächen wurden in der Vergangenheit landwirtschaftlich genutzt, aber während des Jugoslawien-Krieges in den 1990er Jahren aufgegeben. Das besondere Augenmerk der Forschenden gilt Miscanthus x giganteus. Dieses ursprünglich aus Südostasien stammende Riesengras wird bis zu drei Meter hoch und ist ausgesprochen genügsam. „Miscanthus kann auf sogenannten marginalen Flächen kultiviert werden, die für einen profitablen Anbau anderer Kulturen nicht geeignet sind. So kann ungenutztes Land wieder bewirtschaftet werden, ohne dabei in Konkurrenz mit Nahrungs- und Futterpflanzen oder anderweitigen Produkten zu treten“, erklärt Dr. Lask.

Einmal etabliert, senkt zudem Miscanthus als Dauerkultur nicht nur das Erosionsrisiko und stabilisiert den Boden, es unterdrückt auch wirksam das Wachstum von Unkräutern. Denn in dem betreffenden Gebiet breitet sich derzeit der Bastard-Indigo (Amorpha fruticosa) stark aus, eine aus Nordamerika stammende invasive Pflanze. „Der großflächige Anbau von Miscanthus könnte eine Option sein, um die Ausbreitung dieser Art zu verringern“, sagt Dr. Lask.

Je nach Bilanzierungsansatz für die biologische Kohlenstoffspeicherung ist ein Reduktionspotenzial von mehr als 100 % gegenüber dem EU-Vergleichswert für fossile Kraftstoffe wahrscheinlich.“ - Dr. Lask

Nach Berechnungen der Forschenden kann die Bioethanol-Produktion aus Miscanthus in Kombination mit der Kohlenstoffspeicherung erheblich zur Verringerung der Treibhausgasemissionen im europäischen Verkehrssektor beitragen: „Je nach Bilanzierungsansatz für die biologische Kohlenstoffspeicherung ist ein Reduktionspotenzial von mehr als 100 % gegenüber dem EU-Vergleichswert für fossile Kraftstoffe wahrscheinlich“, fasst Dr. Lask die Ergebnisse zusammen.

Gleichzeitig werden aber die möglichen negativen Auswirkungen auf Mensch und Umwelt untersucht und geprüft, in welcher Intensität der Anbau von Biomasse sinnvoll und risikofrei ist: Negativ wäre es beispielsweise, wenn durch die verstärkte Biomasseproduktion andere Nutzungen verdrängt würden.

Zum Hintergrund: „Growing Advanced industrial Crops on Marginal Lands for Biorefineries” (GRACE) Im europäischen Bioökonomie-Projekt „Growing Advanced industrial Crops on Marginal Lands for Biorefineries (GRACE)“ führt die Universität Hohenheim 22 Projektpartner aus Wissenschaft, Landwirtschaft und Industrie aus ganz Europa zusammen. Darunter auch die Wageningen University and Research, die ebenso wie die Universität Hohenheim Teil der European Bioeconomy University (EBU) ist. Ziele: Kooperationen zwischen Biomasse-Produzenten und weiterverarbeitenden Unternehmen in Europa fördern, lückenlose Wertschöpfungsketten aufzeigen und den Biomasseanbau mit neuen Sorten, innovativen Anbaumethoden und der Erschließung bislang ungenutzter Flächen attraktiver machen. GRACE startete 2017 und läuft Ende 2022. Gefördert wird das Projekt mit 12,3 Mio. € durch die privat-öffentliche Forschungskooperation (Public-Private Partnership) „Bio-based Industries Joint Undertaking (BBI JU)“ zwischen der Europäischen Union und dem Bio-based Industries Consortium (BIC), einem Zusammenschluss aus Großunternehmen der Bioökonomie. Weitere 2,7 Mio. € bringen die privaten Projektpartner ein.

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