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Agroforst: Ja! Aber …

Thomas Domin interessiert sich schon lange für Agroforst. Doch politische Regelungen legen die Ausweitung dieser regenerativen Systeme weiter lahm. Ein Besuch bei einem Landwirt, der es wissen will.

Lesezeit: 6 Minuten

Thomas Domin ist Landwirt in Peickwitz in Südbrandenburg. Im letzten Jahr gewann er den Innovationspreis Moderne Landwirtschaft in der Kategorie „Regenerative Landwirtschaft“. Die Agroforstwirtschaft sei seit zehn Jahren sein Steckenpferd. Das Preisgeld hat er entsprechend in insgesamt 1.500 Pappeln reinvestiert. Die Fläche soll zukünftig unter anderen für Feste und Infoveranstaltungen zum Thema Agroforst genutzt werden.

Doch der Weg dahin war nicht einfach. Fachfremde Regelungen, Corona und Dürreereignisse prägten den Werdegang des ostdeutschen Innovationsbetriebes.

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Großflächige Abwechslung

Es ist August. Der Betrieb von Landwirt Domin entspricht dem Bild eines ostdeutschen Betriebes wie aus dem Katalog. Die Luft ist trocken, die Flächen sind weitläufig und die Gastgeber gastfreundlich. Aus der Ferne hört man Gänse schnattern. Innerhalb eines Schlages erkennt man Baumreihen, die sich mit einheitlichem Abstand emporheben. Generell wirkt die Umgebung gut von Bäumen umschlossen und unterteilt. Nicht ohne Grund, erklärt Domin.

Ein Aha-Effekt legte den Grundstein für das Agroforst-Projekt

Es war ein Erosionsereignis, das Domin dazu bewegte, sich stärker mit dem Thema Agrofrost zu beschäftigen. Damals habe die Fläche, auf der heute die Bäume stehen, noch nicht ihm gehört, erklärt Domin. Starke Winde waren der Grund für das Erosionsereignis und sorgten dafür, dass große Mengen Sand an das eigene Grundstück und umliegende Häuser getragen wurden. An den Zäunen stellten sich mit der Zeit hohe Sanddünen auf und zuvor geweißte Häuser zeigten einen starken Gelbstich, beschreibt Domin.

Eine Idee war geboren – doch was nun?

Nach dem Erosionsereignis kam Domin die Idee selbst Baumreihen zu pflanzen, um den Wind zukünftig stärker abzubremsen. Doch als Landwirt war es vor allem der Zeitfaktor, der die Umsetzung solcher Pläne verlangsamt.

Die Idee war da und dann ist das so wie das immer ist - man hat keine Zeit."
Thomas Domin

Über die Homepage des Landwirts wurde der Wissenschaftler Dr. Christian Böhm von der Brandenburger Technischen Universität Cottbus-Senftenberg im Jahr 2012 auf den Betrieb und den interessierten Betriebsleiter aufmerksam. Böhm forschte zu diesem Zeitpunkt selbst schon seit Jahren am Thema Agroforst mit schnell wachsenden Gehölzen. Im Rahmen einer Projektidee suchte Böhm noch nach einem Praxisbetrieb und war, ebenso wie Domin, an einer Zusammenarbeit interessiert. Im Jahr 2014 wurde das Agroforstprojekt beantragt, im November desselben Jahres war offizieller Projektstart.

Regelungen und engmaschige Definitionen behinderten die Projektfreiheit

Zum Projektstart wurden 3,5 Hektar an Bäumen gepflanzt. Robinie, Eberesche, Roterle, Feldahorn, Pappeln, Spitzahorn und noch weitere Bäume wurden ausgewählt. Insgesamt fasst 11.300 bewurzelte Bäume und 15.200 Stecklinge. Damals sei es noch erlaubt gewesen, Robinien in einer Kurzumtriebs-Plantage zu pflanzen. Das sei heute nicht mehr so, erklärt Domin.

Obwohl es mittlerweile eine Förderung für Agroforst gibt, fällt Domin trotz seines großen Engagements teilweise da heraus. So habe er auf die Vergütungen aus der Öko-Regelung 3 verzichten müssen, weil sein System aufgrund der Diversität und der Abstandregelungen dort nicht hineingepasst habe, erklärt der Landwirt. Zudem müsse er am Streifenrand 20 Meter Abstand lassen. Eine Regelung, von der Domin hofft, dass die „hoffentlich bald wegfallen wird“.

Zudem handelt es sich bei Domins Holzwirtschaft auf dem Papier nicht um ein Agroforstsystem, sondern um eine Kurzumtriebs-Plantage (KPU). Der Wechsel hin zum Agroforstsystem sei sehr kompliziert und weil seine KPU aus vielen Blocks besteht, müssten die entsprechenden Anträge einzeln für jeden Block beantragt werden. „Ein sehr großer Aufwand“, fasst Domin zusammen.

Aus Ideen und Verbesserungsbedarf entstand ein Verband

Aus dem Projekt mit Dr. Christan Böhm sei dann der Fachverband Agroforst (DeFAF) entstanden, erklärt Domin. Das oberste Ziel des Fachverbandes war die Gründung eines Kompetenzzentrums für Agroforstwirtschaft in Deutschland.

Auch die Möglichkeit, in der Politik auf offene Ohren zu stoßen, war den Gründungsmitgliedern wichtig. Vor allem die Förderung von Agroforstprojekten und eine Anpassung der Ökoregelung 3 stand auf der Agenda. Kein leichtes Unterfangen, doch es konnte schon einiges erreicht werden, erklärt Domin.

Das haben wir uns hart erkämpft und haben da auch schon einiges geschafft."
Thomas Domin

Zu den Errungenschaften des DeFAF zählt zum einen ein Bundestagsabschluss zur Förderung von Agrofrost. Zudem folgte eine Anpassung der Öko-Regelung 3, wodurch es nun möglich sei, Agrofrost sowohl auf Grünland als auch auf dem Ackerland anzulegen. Domin zeigte sich stolz, dass der Verband schon so viel erreichen konnte, doch es gebe noch viel „Luft nach oben“.

Was könnte zukünftig verbessert werden?

„Jetzt wird da ein bisschen nachgebessert“, erklärt Domin. Dazu zähle zum Beispiel der Wegfall der Abstandsregelungen. Doch es gäbe noch viele Baustellen. So ist die Anlage weiterhin sehr kostenintensiv, erzählt Domin. „Es komme einfach nicht so viel Geld rein“.

Domin erklärt weiter, dass selbst wenn man die Öko-Regelung 3 kombinieren könne, das Geld ja „nur“ für den Erhalt des Systems verwendet werden kann. Zudem müssen Agroforstsysteme, die gefördert werden sollen, bereits vorhanden sein. Für die Etablierung eines solchen Systems sucht man vergeblich nach Mitteln. Der Erhalt des Systems braucht auch viel Zeit und Ressourcen an Mitarbeitern, die auch über die Projektmittel angestellt sind, so Domin.

Kaum ein Anstieg an Agroforstflächen in den letzten Jahren

Dass die Etablierung von Agroforstsystemen auf wenig finanzielle Hilfe stößt, spiegelt sich auch in den Statistiken wider, so Domin. Geplant war eine Anbaufläche von 20.000 Hektar mit Gehölzen für das Jahr 2023, geworden sind es 51 Hektar. Nach eigenen Angaben seien es mittlerweile etwas mehr als 100 Hektar, so Domin. Schuld sei vor allem die Öko-Regelung 3.

Domin erklärt die Auswirkungen der geringen Flächenausweitung wie folgt: Die Projektmittel wurden nicht ausgeschöpft, wodurch das Volumen gekürzt wurde. Daraufhin wurde die Zielflächengröße auf einem deutlich niedrigeren Niveau angepasst. Domin fasst zusammen, dass nach aktueller Gesetzgebung „nicht mehr drin sei“.

Keine Abweichung vom Konzept

Es fehle vor allem an entsprechenden Förderungen, an Wertschätzung für den Mehraufwand und an ausreichenden Schulungsangeboten, so Domin. Für den Landwirt aus Süd-Brandenburg sei besonders die Diversifizierung der Flächen ein wichtiges Tool, um langfristig auch unter erschwerten Bedingungen wirtschaften zu können. Doch trotz aller Umstände bereut Domin nicht, in die Agroforstwirtschaft eingestiegen zu sein.

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