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Aus Wolle mach Pellets

Um die Wolle seiner Schafe gewinnbringend zu vermarkten, hat Markus Schnitzler sich etwas Besonderes einfallen lassen: Er pelletiert und verkauft sie als Dünger.

Lesezeit: 5 Minuten

Dieser Artikel erschien zuerst im Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben.

Mit 200 Schafen zählt Markus Schnitzler schon zu den großen Schäfern im südlichen Bayern. „Die meisten meiner Berufskollegen halten zwischen 20 und 30 Tiere“, erzählt der gelernte Metzgermeister.

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Und obwohl er im Gegensatz zu seinen Kollegen größere Mengen Wolle nach der Schur zu vermarkten hat, fiel ihm der Absatz schwer. Denn die Wolle seiner Schafe ist von unterschiedlicher Qualität und Farbe. „Für sehr gute weiße Wolle hätte ich im Schnitt 15 Cent pro Kilogramm bekommen“, erinnert er sich. Bei ­einer „Woll-Ernte“ von etwa 3 kg je Tier wären das 0,45 € pro Tier gewesen. Dem stünden Kosten für die Schur von 3 € gegenüber. Eine neue Idee der Wollvermarktung musste her.

„Wir pelletieren alles!“

„Durch Zufall stolperte ich über einen Flyer, auf dem stand ,Wir pelletieren alles!‘,“ erinnert sich Markus Schnitzler. „Warum also nicht auch Schafwolle?“ Die ersten Versuche mit der Maschinenbaufirma waren ernüchternd für den 54-Jährigen: „Die Wolle verstopfte die Maschine und an Pellets war nicht zu denken“.

Zwei ­Jahre brauchte es, bevor eine passende Lösung aus Schneide- und Pelletier-Maschine gefunden war. Die bloßen Anschaffungskosten beliefen sich seinerzeit auf 80.000 €. Doch ehe Markus Schnitzler starten konnte, brauchte er noch die Genehmigung. Laut Veterinäramt handelte es sich bei Wolle um Material der Kategorie 3. Das Gesetz besagt, dass zwar nur ein geringes Risiko für Gesundheit von Mensch und Tier von Produkten dieser Art ausgeht. Entsprechend bestand die Behörde darauf, dass die Wolle vor der Verarbeitung erhitzt werden muss.

Es kostete den Schäfer einige Zeit, ehe er rausfand, welche Druckverhältnisse, Temperaturen und Zeiten er einhalten muss. „Da ich nicht auf der Zugspitze produziere, entspricht der atmosphärische Luftdruck bereits dem geforderten“, schmunzelt Schnitzler, der danach einfach einen herkömmlichen Ofen anschaffte.

Pellets als Dünger

Abnehmer für seine Pellets waren schneller gefunden als gedacht: Einige Gartenbaubetriebe äußerten Interesse an den kleinen grünen „Würmchen“. Denn Schafwolle ist nicht nur reich an Mineralstoffen, sondern steigert auch die Wasserhaltekapazität im Boden (siehe Kasten rechts). Pelletierte Wolle ist leichter zu dosieren und weniger auffällig in Beeten als die voluminöse Wolle. 6,50 € bekommt Schnitzler für seine Pellets. „Mein Vorteil dabei: Ich muss nicht jedes Kilo einzeln verpacken, sondern kann in größeren Gebinden liefern“, erklärt er.

Schnitzler verarbeitet aber auch die Wolle von Tieren seiner Berufskollegen. Denn gerade die geringen Herdengrößen im südlichen Bayern machen es für viele Schafhalter unmöglich, andere Verarbeitungs- und Absatzwege einzuschlagen. Schließlich scheren die meisten nicht mal 100 kg Wolle im Jahr. „Große Wollverarbeiter fordern mindestens 500 kg und zahlen dann sehr geringe Preise“, beklagt der Schäfer.

Eine einfache Rechnung

Schnitzler wollte das ändern – auch für seine Kollegen. Heute verarbeitet er im Lohn Wolle anderer Schäfer zu Pellets. Dabei ist es für ihn unerheblich, wie viel Wolle sie zur Verarbeitung bringen. Seine Rechnung ist einfach:

  • Die Schur kostet 3 € je Tier. Bei einer Wollmenge von etwa 3 kg entspricht das 1 € je kg.
  • 4 € je kg Pellets berechnet Schnitzler seinen Kunden für die Verarbeitung.
  • Für die entsprechende Verpackung in 1-kg-Gebinde kalkuliert Schnitzler für den Kunden etwa 1 €.
  • Bei einem Endverkaufspreis an den Endkunden von 10 € bleiben den Schafhaltern somit 4 € je kg Pellets.

Beim Verkauf an Großabnehmer wie Gärtnereien oder Gartenbaubetriebe verlangt Schnitzler einen Kilopreis von 6,50 für die Pellets. Der kalkulierte Gewinn ist zwar geringer, doch Schnitzler bevorzugt die unkomplizierte Form der Vermarktung an größere Abnehmer.

Für jedes Bundesland

Heute pelletiert er für Berufskollegen aus ganz Deutschland. „Mein am weitesten entfernter Kunde sitzt auf der Insel Usedom.“ Schnitzler würde sich wünschen, dass es in jedem Bundesland eine solche kleinstrukturierte Form der Wollverarbeitung gäbe: „Dann würde nicht nur mehr Wertschöpfung in der Region bleiben, sondern auch der Nährstoffkreislauf geschlossen bleiben. Gerade dann, wenn die Pellets als Dünger auf dem schafhaltenden Betrieb selbst wieder zum Einsatz kommen.

Wolle und Wollpellets als Dünger



Schafwolle ist von Natur aus reich an Fetten. Daher zersetzt sie sich im Boden nur langsam. Sie besteht aus rund 5 % Kalium, 0,17 % Phosphat und 10 bis 12 % Stickstoff. Daher ist Schafwolle ein guter Dünger für Gärten, Hochbeete und Felder. Sie eignet sich als Mulchmaterial in Dauerkulturen, wie im Kräutergarten oder unter Stauden. Außerdem hält Wolle ein Vielfaches ihres Eigengewichts an Wasser. Pellets können das Fünffache aufnehmen.



Wer mit Rohwolle düngen will, der sollte sie vorher von Hand in kleinere Stücke zerrupfen. Auch Schneiden ist möglich, jedoch kann das natürlich enthaltene Wollfett Lanolin die Schere verkleben.



Der Eigengeruch von Wolle und Pellets hält Schnecken zumindest anfangs von den Pflanzen ab. Schafwollpellets können für alle Gartenpflanzen verwendet werden. Ausnahme: Pflanzen, die saure Böden brauchen, wie Heidelbeeren, Rhododendren, Azaleen und Heidekraut.

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