Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Sonstiges

Stilllegung 2024 Agrardiesel-Debatte Bürokratieabbau

topplus Bio-Produkte

Bio-Erzeugergemeinschaft: „Bedeutung von Regionalität steigt“

Die Bio-Erzeugergemeinschaft Fürstenhof vermarktet u. a. Bio-Eier und Bruderhahn-Produkte. Trotz des derzeit spürbaren Umsatzrückgangs sieht sie sich durch die regionale Produktion gut aufgestellt.

Lesezeit: 5 Minuten

23 Betriebe gehören zu der Erzeugergemeinschaft Fürstenhof aus Finkenthal in Mecklenburg-Vorpommern, die zusammen zu den größten Herstellern für Bio-Eier in Deutschland zählt. Rund 300.000 Hennen legen in zwölf Betrieben und rund 40 Ställen die Eier. In zwei Aufzucht-Betrieben wachsen die Hennen und Hähne zusammen auf. Seit 10 Jahren geht die Bio-Erzeugergemeinschaft Fürstenhof neue Wege in der Hühnerhaltung und vermarktet unter der Marke "haehnlein" unter anderem Fleisch und Eier aus Bruderhahnaufzucht an den Handel. Wir sprachen mit Leonie Behrens, die die Erzeugergemeinschaft gemeinsam mit ihrer Familie leitet und den Bereich Marketing verantwortet, über die aktuelle Situation und wie sich diese auf die Produktion und den Umsatz auswirkt.

Frau Behrens, welche Auswirkungen haben die aktuelle politische und gesundheitliche Lage auf die Bio-Landwirtschaft des EZ Fürstenhof? Wie wirken sich diese insbesondere auf Futtermittel und Betriebskosten aus?

Das Wichtigste zum Thema Perspektiven dienstags, alle 14 Tage per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Leonie Behrens: Energie- und Rohstoffknappheit ziehen sich schon durch die gesamte Corona-Zeit. Dieser Trend ist also schon länger abzusehen, doch die aktuelle politische Situation in Europa hat zu einer Kostenexplosion in diesen Bereichen geführt. Da Osteuropa ein großer Lieferant für unsere Bio-Futterkomponenten wie Weizen, Sonnenblumen oder Soja ist, sind wir davon stark betroffen.

Wir haben schon vor der Pandemie begonnen, uns unabhängiger zu machen und bauen unsere Bio-Eier in einem möglichst regionalen Kreislauf an. Unseren Energiebedarf können wir zu großen Teilen über Photovoltaik- und Biogasanlagen decken. 65 % des eingesetzten Futters für unsere Hühner bauen wir selber an und mahlen es. Den Rest kaufen wir aus dem In- und Ausland zu. Ein wichtiger Bestandteil ist dabei der Sonnenblumenkuchen. Wir decken unseren Bedarf an Sonnenblumen von den eigenen Ackerflächen hier in Mecklenburg-Vorpommern.

Jetzt macht sich das nicht nur hinsichtlich der Transportwege und dem Einfluss auf die Qualität bemerkbar, sondern auch in der Verfügbarkeit. Das beim Pressen des Kuchens entstehende, übrige Sonnenblumenöl wird an andere Futtermühlen vertrieben, die es dann weiterverarbeiten.

Insgesamt sind unsere Ackerflächen in den letzten Jahren auf rund 6.000 ha gewachsen, was den Großteil der Futterversorgung unserer Hühner sichert. Dass das möglich ist, liegt u.a. in der Gemeinschaft an Betrieben, die bei uns zusammenarbeiten. Für einen einzelnen Landwirt wäre es schwierig, diese Vielfalt an Feldfrüchten abzubilden, die wir über das Jahr anbauen. Zu den Kulturen zählen Getreide und Hackfrüchte sowie Eiweiß- und Ölpflanzen sowie Lupinen und andere Früchte für den Lebensmittelbereich.

Sie vermarkten Bio-Eier und andere Bio-Produkte im LEH. Der Lebensmitteleinkauf wird zurzeit spürbar teurer. Bleibt noch Geld bei den Verbrauchern übrig, um zur Bio-Ware zu greifen? Wie hat sich der Umsatz Ihrer Produkte im Handel verändert?

Behrens: Tatsächlich ist im Markt ein Rückgang in der Nachfrage von Bio-Eiern und Bio-Lebensmitteln festzustellen – das ist auch insgesamt bei höherpreisigen Artikeln erkennbar. Die Unterschiede und Mehrwerte sind für den Kunden nicht immer transparent nachvollziehbar. Wenn die Preisunterschiede zu groß werden, schwankt der Verbraucher, weil er nicht vollends überzeugt ist und greift doch wieder zu dem günstigeren Produkt. Das ist unsere Aufgabe in der Kommunikation, das zu verhindern.

Die Unterschiede und Mehrwerte sind für den Kunden nicht immer transparent nachvollziehbar.

Wie sieht die Preisgestaltung Ihrer Produkte im Handel aus? Geben Sie die allgemein gestiegenen Futtermittel- und Betriebskosten an den Verbraucher weiter?

Behrens: Viele Handelspartner zahlen uns als Lieferanten aktuell einen etwas höheren Preis pro Ei, geben diese Mehrkosten aber an die Endverbraucher weiter, weshalb die Preise für Eier bei allen Haltungsformen gestiegen sind.

Grundsätzlich nehmen wir den Nachfragerückgang aber nur als eine kurzfristige Entwicklung wahr, weil die Kunden jetzt verunsichert und sehr preissensibel sind. Bio wird also nicht grundsätzlich in Frage gestellt. Bio-Lebensmittel, auch aus Bruderhahnaufzucht, und insbesondere Bio-Eier sind heute in der Gesellschaft angekommen und die regionale Produktionsweise hat nicht nur aufgrund des Klimawandels eine Daseinsberechtigung.

Die Herausforderung ist es, Kunden verständlich zu machen, was die Mehrwerte von Bio-Lebensmitteln sind und warum diese Gut für die Umwelt sind. Hier müsste aus unserer Sicht viel mehr Aufklärungsarbeit geleistet und die Verbraucher abgeholt werden.

Denken Sie über eine eigene Sonnenblumenölproduktion nach?

Behrens: Theoretisch könnten wir einige leere Regale mit heimischem Sonnenblumenöl füllen. Wenn wir die Sonnenblumenkerne für das Hühnerfutter pressen, entsteht Sonnenblumenöl, das nur zu einem geringen Anteil für die Hühner benötigt wird. Um das in den Handel zu bringen, müssen viele Kriterien erfüllt sein. Wir prüfen derzeit, was ggf. in der Produktion angepasst werden müsste, damit wir hier in zertifizierter Lebensmittelqualität produzieren können. Für den kurzfristigen Engpass wird das also leider nicht helfen. Wir hoffen aber, dass unsere diesjährige Ernte gut ausfällt. Wir bauen auf über 1.000 ha Sonnenblumen an. Je nachdem wie die Ernte ist, haben wir eventuell einen leichten Überschuss, den wir extern anbieten können.

Mehr zu dem Thema

Die Redaktion empfiehlt

top + Letzte Chance: Nur noch bis zum 01.04.24

3 Monate top agrar Digital + 2 Wintermützen GRATIS

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.