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Kitzrettung Trockenheit auf dem Feld Regierungswechsel

topplus Forschung mit Landwirten

Wissenschaftler testen neue Nischenkulturen in Braunkohlerevier

Wo früher Bagger Braunkohle förderten, wächst heute Arnika: Im Rheinischen Revier testen Forschende den Anbau von Arzneipflanzen. Mit Potenzial für die heimische Pharmaindustrie?

Lesezeit: 4 Minuten

Im Rheinischen Braunkohlerevier entwickeln Forschende gemeinsam mit Landwirten Strategien für den heimischen Anbau von Arzneipflanzen. Das Projekt heißt Circular PhytoREVIER und stellt Arnika und Kapuzinerkresse in den Mittelpunkt der Bemühungen.

Anbaupotenzial auch über das Rheinland hinaus?

Beide Pflanzen gelten als vielversprechend für den deutschen Anbau, wobei Arnika etwas anspruchsvoller in Bezug auf den Standort ist. „Wir haben den Anbau für beide Spezies bereits grundlegend etabliert und optimieren ihn kontinuierlich“, berichtet Dr. Mark Müller-Linow vom Forschungszentrum Jülich. Das heißt: Sortenwahl, Aussaatzeitpunkt, Pflege und Ernteverfahren werden seit dem Projektbeginn in 2022 in enger Zusammenarbeit mit Landwirten getestet und angepasst.

Dabei ist das Projekt keineswegs auf das Rheinische Revier beschränkt. Auch in anderen Bundesländern - nach Angaben der Wissenschaftler besonders in Sachsen-Anhalt - laufen bereits erste Anbauvorhaben. Entscheidend sei die Standortprüfung, betonen die Forschenden. Wer geeignete Flächen, Interesse an Spezialkulturen und vielleicht schon Erfahrung mit Kräutern oder Sonderkulturen mitbringt, könne grundsätzlich einsteigen.

Über das Projekt

Das Projekt Circular PhytoREVIER wird vom Bundesforschungsministerium im Rahmen des Strukturwandels im Rheinischen Revier gefördert. Es ist Teil der Initiative BioökonomieREVIER.

Ziel: Die Entwicklung nachhaltiger Wertschöpfung in der Kohleregion, speziell durch den regionalen Anbau und die Nutzung heimischer Arznei- und Heilpflanzen.

Laufzeit: 2022 bis 2026

Beteiligte: Die Fraunhofer-Institute IME und UMSICHT sowie das Forschungszentrum Jülich.

Für optimalen Wirkstoffgehalt: Erntezeitpunkt wird mit KI-Sensoren bestimmt

In den Versuchsfelden greifen die Forschenden auf moderne Technologien zurück: Um die Qualität der Heilpflanzen zu sichern, arbeiten sie zum Beispiel mit dem sogenannten nicht-invasiven Analyseverfahren, also Verfahren, die die Pflanze nicht beschädigen. Das bedeutet: Eine KI-gestützte Sensorik im Feld soll helfen, den besten Erntezeitpunkt zu bestimmen – abhängig vom Wirkstoffgehalt der Pflanzen. Zusätzlich kommt markergestützte Züchtung (Smart Breeding) zum Einsatz. So sollen Sorten gezüchtet werden, die hohe Erträge und präzise Wirkstoffqualitäten vereinen.

Lohnt sich die Verarbeitung für Landwirte?

Für interessierte Betriebe stellt sich auch die Frage: Nur Anbau oder auch Verarbeitung? Wie Dr. Lena Grundmann vom Fraunhofer IME gegenüber top agrar erklärt, können Trocknung und Zerkleinerung – sofern technisch möglich – sinnvoll auf dem Betrieb erfolgen, da dies die Inhaltsstoff-Ausbeute steigern kann. So macht es auch Landwirt Klaus Grote . Mehr dazu lesen Sie in dieser aktuellen Reportage:

Darüber hinaus liege die Weiterverarbeitung wie Extraktion der wertgebenden Inhaltsstoffe üblicherweise bei den abnehmenden Unternehmen.

Woher beziehen die Pharmaunternehmen ihre Ware?

In der Projektbeschreibung heißt es, ein Ziel sei es, regionale Rohstoffe für die Pharmaindustrie zu produzieren. Saluvet, ein Produzent von Arzneimitteln, Ergänzungsfuttermitteln und Pflegemitteln für Tiere, betont gegenüber top agrar: „Wir beschaffen unsere Rohstoffe – vor allem Kräuter und Heilpflanzen – so regional wie möglich, wenn immer möglich in Bio-Qualität und möglichst direkt von Vertragslandwirten.“ Das sind z.B. Bio-Brennnesseln, Himbeerblätter und Ringelblume. Der Bezug erfolgt nach Angaben des Unternehmens von Kleinhändlern oder direkt beim Anbauer, der langfristige Anbauverträge erhält.

Dennoch kommen die meisten der eingesetzten Rohstoffe aus dem Ausland. Für den Naturkosmetikhersteller Weleda gilt Ähnliches: Wo es möglich ist, setzt das Unternehmen gezielt auf deutschen Anbau, vor allem aus dem eigenen Heilpflanzengarten in Schwäbisch Gmünd. Rohstoffe wie Arnikablüten aus Wildsammlung oder Jojobaöl stammen aus wirtschaftlichen und klimatischen Gründen allerdings aus Ländern wie Rumänien oder Nordafrika. Der Großteil der benötigten Heilpflanzen wird noch immer importiert.

Beide Unternehmen – Weleda wie Saluvet – sehen Potenziale für den heimischen Arzneipflanzenanbau, auch wenn Zertifizierungen, Anbaukenntnisse und klimatische Grenzen derzeit eine Ausweitung erschweren. „Grundsätzlich eröffnet das Thema Chancen für deutsche Landwirte, ihre Produktion zu diversifizieren“, so ein Weleda-Sprecher. Gerade bei Pflanzen, die sich für ökologischen Anbau eignen, sehen die Sprecher der Unternehmen Perspektiven für neue Wertschöpfungsketten.

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