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Hat die traditionelle Landwirtschaft bald ausgedient?

Könnten alternative Produktionssysteme und neuartige Lebensmittel die Landwirtschaft in Zukunft womöglich grundlegend verändern? Und wenn ja, was bedeutet das für Landwirte? Zehn Zukunftsszenarien.

Lesezeit: 6 Minuten

In-vitro-Fleisch, Indoor Farming, Fleischalternativen: Derzeit drängen zunehmend neue Technologien, Anbausysteme und Lebensmittel auf den Markt. Damit wächst die Komplexität und Ungewissheit von Markt-, Branchen- und Umfeldentwicklungen. Das stellt nicht zuletzt Landwirte vor Herausforderungen und lässt die Frage aufkommen, ob diese neuen Produktionsverfahren die Landwirtschaft verändern werden oder können. Nicht zu unterschätzen ist dabei auch die Rolle des Verbrauchers und seine Einstellung zu neuen Produktionsformen.

Das Kompetenzzentrum für Ernährung hat mit Experten aus Wirtschaft, Industrie, Wissenschaft und Handwerk zehn „disruptive“ Zukunftsszenarien für die Land- und Ernährungswirtschaft entwickelt, die unterschiedlicher kaum sein könnten: vom Szenario „gar keine Veränderung mit dem Fokus auf Prozessoptimierungen“, über „Verbraucher blockieren Innovationen“ bis hin zu einer „extensiveren Landwirtschaft in einem weniger globalisierten Umfeld“. Dabei seien die Szenarien ohne feste Wahrscheinlichkeiten entwickelt und lediglich als Denkwerkzeuge zu verstehen. Ein Überblick.

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Szenario 1: Keine Veränderungen – Fokus auf Prozessoptimierungen

Die Veränderungsbereitschaft der Gesellschaft und Politik ist gering. Dadurch ergibt sich in der Agrar- und Ernährungsbranche keine Notwendigkeit für grundlegende Veränderungen. Die Lebensmittelhersteller konzentrieren sich auf schrittweise erfolgende Prozessinnovationen, um Preisvorteile zu erlangen.

„Dieses Szenario tritt ein, wenn die Ernährungswirtschaft in ihrer Breite keine grundlegenden Innovationen vorantreibt, sondern sich auf (Prozess-)Effizienz konzentriert.“

Szenario 2: Neue Akteure drängen in die Märkte

Die politische Forderung nach innovativen Ansätzen bei der Primärerzeugung und einer nachhaltigen Lebensmittelproduktion wird von den trägen traditionellen Akteuren der Ernährungsbranche umgangen – neue Player und Start-ups suchen ihren Chancen.

„Dieses Szenario tritt ein, wenn sich die Lebensmittelhersteller auf ihren Erfolgen ausruhen, während sich grundlegende Innovationen längst am Horizont abzeichnen, aber primär von neuen Anbietern aufgegriffen werden.“

Szenario 3: Technologie treibt Veränderungen

Umfangreiche Technisierung der Erzeugung von Lebensmitteln – sowohl die intensive Primärproduktion (inklusive der Verwendung synthetischer Biomasse), als auch die nachgelagerten Verwertungsprozesse der Biomasse werden effizient gestaltet und bringen neue, breit akzeptierte Produkte hervor.

„Dieses Szenario tritt ein, wenn es Technologiekonzernen gelingt, die Wertschöpfungskette der Ernährungswirtschaft zu prägen – ohne den Fokus auf Nachhaltigkeit („Algorithmus statt Ackerbau“).

Szenario 4: Intensivere Landwirtschaft für globalen Fortschritt

Globale und automatisierte Wertschöpfungsketten – von der Primärerzeugung bis zur industriellen Verarbeitung – orientieren sich stark an politischen und gesellschaftlichen Nachhaltigkeitszielen. Es gibt vielfältige Innovationen unter Einbezug neuer Anbaumethoden von Biomasse und Novel Food.

Die Experten halten dieses Szenario für am wahrscheinlichsten. Dabei gehen Innovationen in der intensiven Landwirtschaft Hand in Hand mit der Erreichung von Nachhaltigkeitszielen.

Szenario 5: Extensivere Landwirtschaft in weniger globalisiertem Umfeld

Innovationen bei der Lebensmittelherstellung machen viele Primärstoffe der traditionellen Landwirtschaft überflüssig und neue Anbaumethoden liefern die entsprechende Biomasse – aus den Prozessen entstehen Novel Food-Produkte, die signifikant zur Erfüllung der hohen Nachhaltigkeitsstandards beitragen.

„Dieses Szenario tritt ein, wenn alternative natürliche Biomasse von den Konsumenten akzeptiert wird und zur breiten Durchsetzung neuer Produkte führt.“

Szenario 6: Neue Lebensmittel werden billiger, Konsumenten skeptisch

Während sich innovative Lebensmittel ungebremst entwickeln und immer günstiger werden, bleiben viele Menschen skeptisch – Wer es sich leisten kann, bevorzugt die teureren traditionellen Lebensmittel, so dass es zu einer neuartigen „Nutrition divide“ in der Gesellschaft kommt.

„Dieses Szenario tritt ein, wenn Novel Food zwar wesentlich günstiger wird als traditionelle Lebensmittel, die Menschen aber grundsätzlich skeptisch sind und nach Möglichkeit zu den (teureren) traditionellen Lebensmitteln greifen.“

Szenario 7: Verbraucher beharren auf traditionellen Lebensmitteln

Gesellschaft und Konsumenten blockieren Interventionen, die sichtbar „Neues“ (Novel Food) hervorbringen und beharren auf traditionellen Lebensmitteln mit Verweis auf Nachhaltigkeit und Gesundheit – in der Folge fokussiert die Branche Innovation bei Wertschöpfungsprozessen und Geschäftsmodellen.

„Dieses Szenario tritt ein, wenn die Konsumenten neuen Produkten gegenüber skeptisch bleiben und sich die Ernährungswirtschaft auf disruptive Veränderungen ihrer Prozesse konzentriert.“

Szenario 8: Landwirtschaft erfindet sich neu, Tradition wird überflüssig

Die traditionelle Landwirtschaft ist nur noch Kulisse, denn der überwiegende Teil der Primärproduktion erfolgt in Fabriken auf Basis synthetischer Biomasse und wird zu klassischen Produkten für eine nachhaltigkeitsorientierte Gesellschaft verarbeitet. Die Landwirtschaft wendet sich anderen Feldern zu.

„Dieses Szenario tritt ein, wenn Disruptionen die traditionelle Landwirtschaft zunehmend überflüssig machen und diese sich neuen Zielen und alternativen Konzepten zuwendet.“

Szenario 9: Viele Innovationen für Lifestyle-Gesellschaft – an der Oberfläche

Die Ernährungsbranche hat den Lifestyle-orientierten Konsumenten immer im Fokus und arrangiert die Produkte mit starken Innovationseffekten – jedoch bleibt unter Oberfläche vieles unverändert und auch die Prozesse der Hersteller entwickeln sich nur inkrementell weiter.

„Dieses Szenario tritt ein, wenn die Ernährungswirtschaft von immer neuen und schnelleren Trends geprägt wird – diese Volatilität aber letztlich keine grundlegenden Veränderungen beinhaltet.“

Szenario 10: Verbraucher blockieren Innovationen

Regulatorische Beschränkungen und skeptische Verbraucher positionieren sich eindeutig gegen Innovationen im Ernährungsumfeld, mit der Folge, dass in einem krisenbehafteten Umfeld die Qualität der Versorgung auf Basis regionaler und traditioneller Lebensmittel abnimmt.

„Dieses Szenario tritt ein, wenn es zu einer breiten Ablehnung von Innovationen bei gleichzeitiger Transformation der Landwirtschaft kommt.“

Welche Szenarien sind realistisch?

Laut Experten lassen sich – in unterschiedlicher Ausprägung – für die einzelnen Szenarien Überschneidungen mit der Gegenwart festhalten. Dabei sind die Szenarien 1 und 2 die beiden Szenarien mit der größten Nähe zum Gegenwartsbild aus Sicht der Bewerter. Die Szenarien 9 und 10 sind ebenfalls noch im erweiterten Gegenwartsraum. Es wird deutlich, dass das heutige Ernährungsumfeld am ehesten mit dem Streben nach Kontinuität verbunden wird und wirkliche Disruptionsimpulse höchstens im Hintergrund laufen ohne gravierende Änderungen für die Märkte.

Laut den Branchenexperten ist es am wahrscheinlichsten, dass Szenario 4 (Intensivere Landwirtschaft für globalen Fortschritt) eintritt. Dahinter folgen Szenario 5, 6 und 7.

„Natürlich sollte man immer hinterfragen, ob die Szenarien bei aktuellen Veränderungen wie Krieg und Krisen noch aktuell sind. Sie sind daher nicht endgültig, sondern als Ziel -und Strategieplanung zu verstehen“, sagt Dr. Simon Reitmeier,Geschäftsführer des Cluster Ernährung, welches die Studie im Auftrag des Bayrischen Landwirtschaftsministeriums durchgeführt hat.

Welche Zukunft gewünscht?

Als am wünschenswertesten wird aus Sicht der Experten das Szenario 5, geprägt von einer extensiveren Landwirtschaft, gesehen. Die Szenarien 3, 4 und 6 wären ebenfalls wünschenswert.

„Den Wettlauf um die Zukunft kann nur gewinnen, wer frühzeitig mögliche Zukünfte vorausdenkt. Mit den Szenarien unterstützen wir die Land- und Ernährungswirtschaft darin“, sagt Reitmeier. Er rät daher auch Landwirten, die möglichen Entwicklungen als Chance statt als Risiko zu sehen. „Fleischersatz und neuartige Lebensmittel sind kein Hype, der vorübergeht, sondern eine Entwicklung, die kommend wird – in welchem Umfang, ist aber noch offen.“

Zur Studie

Die vollständige Studie und weitere Hintergründe finden Sie beim Cluster Ernährung Bayern.

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