„Im australischen Outback sind anscheinend alle Landwirte über Starlink ans Netz angeschlossen. Die waren ganz überrascht, als wir hier in Deutschland kein Netz hatten.“ So erinnert sich Landwirt Stefan Teepker an ein internationales Agrarevent, auf dem er das erste Mal von Starlink als Internetanbieter hörte. Im Frühjahr diesen Jahres stand dann auch auf seinem Geflügelstall eine der Antennen, die ihn seither mit stabilem und schnellem Netz versorgt. Das Funkloch im emsländischen Outback ist seitdem Geschichte.
Starlink, so heißt die Satellitenkonstellation des US-amerikanischen Raumfahrtunternehmens SpaceX von Tesla-Gründer Elon Musk. Sein Versprechen: Internet selbst in die entlegensten Teile der Welt bringen. Quasi wöchentlich vermeldet das Unternehmen, dass der Dienst in neuen Ländern verfügbar ist; zuletzt beispielsweise auf den Salomon-Inseln im Südpazifik, in Botswana und im Süd-Sudan. Bis auf zwei kleinflächige Ausnahmen ist der Dienst auch flächendeckend in Deutschland, Österreich und der Schweiz empfangbar.
top agrar hat mit den Landwirten Stefan Teepker und Ralf Behring über ihre Erfahrungen mit Starlink gesprochen.
Das Problem
Beide Geflügelhalter aus Niedersachsen hatten das Problem, dass sie verlässliches Internet nicht nur für ihre Wohnbereiche auf dem Hof benötigen, sondern auch für ihre digitalisierten Ställe im Außenbereich. Stalltechnik-Apps, Kameraüberwachung und die PV-Anlage benötigen mittlerweile eine stabile und schnelle Netzanbindung. Beide Bauern suchten vorher länger nach Alternativen zum Kabelinternet. Sie installierten etwa Richtfunkantennen (Datenübertragung via Funk in Sichtweite zwischen zwei Antennen) oder klinkten sich für eine Zeit ins Netz des Nachbarn mit ein.
So eine Geschwindigkeit kannte ich auf dem Hof vorher nicht.“
Die Anbindung an ein Glasfasernetz wäre – zumindest für die Hofstelle – wohl eine Alternative gewesen, berichtet Ralf Behring aus dem Landkreis Nienburg. „Aber bei einer regionalen Initiative sollte ich mich zehn Jahre lang an einen Anbieter binden. Das wollte ich nicht.“
Was die Ställe im Außenbereich anging, war Glasfaser ohnehin nicht zu bekommen, berichtet Teepker. „Selbst wenn der Bagger, der den Graben zieht, direkt am Stall entlangfährt, werden Ställe nicht mit berücksichtigt.“
Eine einfache Installation
Beide Landwirte wollten die Starlink-Technik aus Mangel an Alternativen einfach mal ausprobieren. Da sie die Verträge monatlich kündigen können, sahen sie kein Risiko dabei. Auch Stiftung Warentest bewertete die Technik im April 2024 positiv.
Wer Starlink-Internet bestellen will, muss dies über die entsprechende Website erledigen, das Starter-Set bei einschlägigen Elektronikhändlern kaufen oder sich an einen offiziellen Reseller wenden. Wer online bestellt, erhält die Antenne, einen Router, Kabel und eine Schritt-für-Schritt-Anleitung per Post. „Die Installation war einfach und lief problemlos“, sagt Ralf Behring. „Das war easy“, bestätigt Stefan Teepker.
Die gut 4 kg schwere Antenne muss möglichst weit oben auf dem Dach mit freiem Zugang zum Himmel aufgestellt werden. Sie ist beweglich und richtet sich an der Umlaufbahn der Satelliten aus. Mit einem 15 m langen Kabel muss sie mit einem Router im Haus verbunden werden. Dafür wird das Kabel zwangsläufig durch das Dach bzw. die Fassade verlegt. Der Router wird mit dem Computer verbunden, wo das System schließlich konfiguriert wird.
Verlässlichkeit und Geschwindigkeit
Das Unternehmen verspricht im Businesstarif die folgenden Geschwindigkeiten auf der Website:
40 bis 220+ Mbit/s im Download,
8 bis 25+ Mbit/s Upload,
20 bis 60 ms Latenz.
Vielen Verbrauchern sagen solche Angaben meist wenig. Auch Teepker und Behring bezeichnen sich selbst im Gespräch mit top agrar nicht als IT-Experten. Sie verweisen auf die Frage nach ihrer Zufriedenheit am liebsten darauf, dass sie beide bereits mit weiteren Starlink-Antennen „aufgestockt“ haben. „So eine Geschwindigkeit kannte ich auf dem Hof vorher nicht“, sagt Landwirt Behring, der das System schon seit zwei Jahren am Stall nutzt und sich kürzlich entschied, es auch am Wohnhaus zu installieren. „Den bestehenden Telekom-Anschluss werde ich kündigen“, sagt der 55-jährige Landwirt.
Auch Teepker war nach sechs Wochen Nutzungszeit am ersten Stall so überzeugt, dass er ein weiteres System an einem zweiten Stall installierte.
Service und Datensicherheit
„Ein bisschen blöd ist es, dass es keinen persönlichen Ansprechpartner gibt, den man bei Problemen mal eben anrufen kann“, sagt Ralf Behring, dessen erste Anlage einmal wegen Problemen ausgetauscht werden musste. Die Kontaktaufnahme lief bei ihm als Standard-Privatkunde ausschließlich per E-Mail und es brauchte ein paar Runden, bis ihm das Starter-Set schließlich kostenlos neu zugeschickt wurde.
Stefan Teepker zahlt im Businesstarif mit 60 € / Monat zehn Euro mehr als Behring und hätte nach Angaben auf der Website einen „Priority-Service“ zur Verfügung; hat diesen aber noch nie genutzt.
Und wie stehen die Landwirte zum Thema Datensicherheit? Schließlich zählt Elon Musk als Kopf hinter Starlink eher zur unberechenbaren Sorte Geschäftsführer. „Das war bei uns kein Thema“, sagt Stefan Teepker. Auch Ralf Behring sagt: „Vielleicht bin ich naiv, aber das sehe ich alles nicht so dramatisch.“
Noch gibt es kaum Alternativen zu Starlink als Anbieter von schnellem Satelliteninternet. Bis die Wettbewerber soweit sind, scheint das Angebot von Elon Musk zumindest im ländlichen Raum derzeit alternativlos zu sein.