"Und der Sieger heißt: Karevo." Das war einer der letzten Sätze, der vergangenen Donnerstag auf dem diesjährigen Growth Alliance Networking Summit – GANS 25 – in Frankfurt am Main gesprochen wurde. Denn der endete wie in jedem der drei bisherigen Veranstaltungsjahre mit einem Highlight: den Start-up-Pitches. Vorher trafen sich unter dem Motto „Future Farming“ über 250 Vordenker der internationalen Agrar- und Ernährungswirtschaft, um Lösungen für die Herausforderungen der grünen Branche zu diskutieren.
Im Zentrum der über 30 Vorträge und Podiumsdiskussionen standen die Themen
der Transfer von Innovationen in die Praxis.
Veranstaltet wurde das GANS von der Landwirtschaftlichen Rentenbank in Kooperation mit dem Innovationszentrum TechQuartier. top agrar war Medienpartner der Veranstaltung, die von Redakteurin Eva Piepenbrock moderiert wurde. Die Growth Alliance ist eine gemeinsame Initiative im Auftrag des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat.
Kartoffelsortiermaschine von Karevo gewinnt Start-up Pitch
Beim GANS25 durften drei Teams des diesjährigen Startup-Bootcamps pitchen, die sich am Vortag beim Demo Day durchgesetzt hatten. Den Sieg konnte Karevo für sich entscheiden. Das Team bietet Betrieben mit 5 bis 50 ha Anbaufläche eine nachrüstbare, optische Kartoffelsortiermaschine, die mit Hilfe künstlicher Intelligenz die Qualität von Kartoffeln erkennt und es auch kleineren Landwirten ermöglicht, die Sortierarbeit zu automatisieren. Die Technologie kann nach Angaben des Start-ups sechs verschiedene Kartoffeldefekte, Größe und die Form erkennen und 3 bis 5 Tonnen Durchsatz pro Stunde schaffen. Das Team verspricht Betrieben eine jährliche Einsparung von 6.000 bis 12.000 €.
Spargelerntemaschine und Nitratmessung unter den Finalisten
Unter den Finalisten fanden sich zwei weitere Start-ups, die konkrete Herausforderungen der Landwirtschaft adressieren.
Prefiro arbeitet an Erntemaschinen im Sonderkulturbereich, die Landwirten eine Alternative im Fachkräftemangel bieten sollen, die Kosten spart und selektiv mit derselben Qualität wie ein erfahrener Erntehelfer arbeitet. Das erste Produkt soll 2026 für die Ernte von Spargel auf den Markt gebracht werden.
NutriSen ist ein junges Unternehmen, das es Landwirten ermöglichen will, selbst den Nitratgehalt ihrer Pflanzen messen zu können. Das tragbare Instant-Labor kann auf dem Feld eingesetzt werden und wird derzeit nach Start-up-Angaben von 100 Landwirten getestet.
Aktueller Batch des Growth Alliance Bootcamps
Calabaza: Arbeitet an nachhaltigen Biostimulanzien, um Düngereinsatz und Pflanzenstress aufgrund von Wassermangel zu reduzieren.
Fermeta: Will auf milchviehhaltenden Betrieben mit Biogasanlage durch Fermentation ein neuartiges Futtermittel für Kühe herstellen.
Justake produziert ein pilzbasiertes Steak. Das Kernkonzept basiert auf einer patentierten Technologie, die die Textur und das Nährstoffprofil von Pilzen verbessert und sie in eine Fleischalternative verwandelt.
morgenmaterials: Ein Jungunternehmen, das Myzelmaterialien kostengünstig und skalierbar als Alternative zu petrochemischen Materialien auf den Markt bringen will. Die Myzelmaterialien sollen aus der Verbindung von Pilzmyzel und Paludikultur (Moorgräsern) entstehen.
Opterra: Eine Finanzplattform, die Banken und Lebensmittelunternehmen zusammenbringt, um Landwirten, die auf regenerative Landwirtschaft umstellen wollen, mittels Co-Finanzierungen Kredite mit günstigen Zinsen und flexibler Rückzahlung bereitzustellen. So entstehen neue finanzielle Handlungsspielräume für Betriebe – während Banken und Unternehmen ihre Lieferketten bzw. Portfolios resilienter gestalten und Scope-3-Emissionen senken können.
Plantilizer: Plantilizer entwickelt spezifische Lösungen durch einzigartige Kombinationen von Biokohle und Mikroorganismen.
Revoja: Pflanzlicher Joghurtdrink aus regionalem Soja, bei dessen Herstellung Okara entsteht, ein protein- und ballaststoffreiches Nebenprodukt. Anstatt es ungenutzt zu lassen, integriert es das Start-up in neue Produkte und will so einen geschlossenen Produktionskreislauf schaffen.
Klimawandel, Kostensteigerungen und Arbeitskräftemangel
Der Klimawandel, Kostensteigerungen und der Mangel an Arbeitskräften sind nur einige der Herausforderungen, vor denen die grüne Branche steht. Um weiterhin erfolgreich wirtschaften zu können muss sie Lösungen finden. Innovative Start-ups spielen dabei nach Auffassung der Rentenbank und des Frankfurter Start-up-Zentrums TechQuartier eine zentrale Rolle dabei. Sie arbeiten an Konzepten, die Antworten auf aktuelle und zukünftige Herausforderungen bieten. Gleichzeitig führen ihre Entwicklungen zu Effizienz und Produktivitätssteigerungen, die die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe erhöhen sollen.
So geht es bei Themen wie effizienter Wassernutzung und alternativen Proteinen nicht nur darum, sich an klimatische Veränderungen anzupassen und einen Beitrag zum Umweltschutz und zur Biodiversität zu leisten, heißt es in der Pressemeldung, sondern auch Ressourcen effizienter einzusetzen, Kosten zu senken und neue Wirtschafszweige zu erschließen.
"Auf diese Weise verbinden innovative Start-ups Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit", sagte Nikola Steinbock, Sprecherin des Vorstands der Rentenbank, bei der Eröffnung des GANS25. "Als starker Partner der Branche unterstützen wir Start-ups mit Nachrangdarlehen und unserem Engagement im Venture Capital-Bereich. Gleichzeitig bieten wir mit dem GANS innovativen Akteuren der Branche ein Forum für Austausch und Vernetzung, um gemeinsam Lösungen für die vielfältigen Herausforderungen zu entwickeln und zu diskutieren."