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Neue Lebensmittel von Start-ups im Handel: Der Preis dominiert​

Dirk Goerzen galt lange als Start-up-begeisterter Kaufmann, der Gründern von Food-Start-ups großzügig Fläche in seinem Edeka-Markt bereitstellte. Doch seine Euphorie ist verflogen.

Lesezeit: 4 Minuten

Dieser Beitrag ist zuerst erschienen im Fachmagazin Lebensmittel Praxis, Ausgabe 16/22.

Autor: Tobias Dünnebacke

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Dirk Goerzen ist selbstständiger Edeka-Kaufmann in Koblenz. Er galt lange als Start-up-begeistert und stellte Gründern großzügig Fläche in seinem Markt bereit. Doch seine Euphorie ist verflogen.

Lebensmittelpraxis: Die Start-up-Szene befindet sich in einer depressiven Phase. Anleger sind vorsichtiger geworden und wenden sich anderen, lukrativeren Investments zu. Hinzu kommt die Energiekrise. Wie erleben Sie diese Zeit als Kaufmann?

Dirk Goerzen: Im Moment geht alles über den Preis. Wir bekommen dreimal die Woche Trockensortiment geliefert, da sind auffallend viele rote Kartons dabei. Damit meine ich unser Preiseinstiegssegment der Edeka. Die Kunden waren die letzten Jahre experimentierfreudig und haben gerne neue und auch teurere Produkte aus der Start-up-Szene probiert, aber momentan dominiert Kaufzurückhaltung. Und die wird sich verfestigen, wenn die Endkunden im März kommenden Jahres ihre Strom- und Gasrechnung kriegen.

Wie wirkt sich das auf Ihr Sortiment im Markt in Koblenz aus?

Goerzen:Mir fehlen Regalflächen. Ich habe meinen Mitarbeitern gesagt, dass alles, wovon wir nicht fünf bis sechs Kartons im halben Jahr drehen, raus muss. Wir wollen den schnell drehenden Artikeln mehr Platz einräumen, um uns auf das einzustellen, was die Leute jetzt verstärkt nachfragen. Das heißt auch weniger Produkte von Food-Start-ups.

Unabhängig von der aktuellen Preissituation ist Ihre anfängliche Start-up-Euphorie verflogen. Warum?

Goerzen:Weil sich alles wiederholt und viel kopiert wird. Die Gründer machen da mittlerweile ähnliche Fehler wie die Industrie. Ich habe die großen Hersteller vor rund 15 Jahren kritisch gesehen. Die Produktpalette war doch relativ langweilig. Es gab eine Sorte Persil, Ariel, Jacobs Kaffee. Dann kamen Erweiterungen wie Balance, koffeinfrei, mild etc. Alles wenig aufregend. Wenn Maggi ein neues Fix-Produkt auf den Markt gebracht hat, zog Knorr nächste Woche mit dem gleichen Konzept nach.

Ich hatte große Lust auf breites und tiefes Sortiment, und da gab es zunächst Vielversprechendes in der Gründerszene. Doch heute muss ich sagen, der Drive ist irgendwie raus. Ich brauche nicht die 17. Bionade oder den 20. Energydrink. Ich suche echte Weltneuheiten.

Welche Produkte aus der Gründerszene sind Ihnen denn in Erinnerung geblieben?

Goerzen:Eines meiner Lieblingsprodukte ist eine Marmelade aus der Tube. Vom Inhalt nichts Neues, aber die Verpackung macht Spaß. Man muss auch sagen, dass das ganze Segment der Powerriegel von neuen Unternehmen wie Chimpanzee geprägt und vorangetrieben wurde. Große Hersteller wie Oetker und Seitenbacher hatten da kein Angebot, sind mittlerweile aber nachgezogen.

Wann war für Sie der große Boom in Sachen Food-Start-ups?

Goerzen:Vor Corona, um das Jahr 2018, haben wir wöchentlich mindestens fünf neue Produkte gelistet. Aber auch damals galt, was wir nicht über das MHD hinaus verkaufen können, fliegt raus.

Goerzen:Das kommt ungefähr hin.

Was nach wie vor ein Problem ist, sind unrealistische Preisvorstellungen." - Dirk Goerzen

Händler haben immer den geringen Grad an Professionalisierung bemängelt, beispielsweise bei der Logistik.

Goerzen:Da ist die Szene besser geworden. Was nach wie vor ein Problem ist, sind unrealistische Preisvorstellungen. Aktuell habe ich Fischkonserven von der Firma Fangst gelistet. Muscheln, Regenbogenforelle, Dinge, die ich normalerweise nicht im Sortiment habe. Eine tolle Marke, aber im Einkauf viel zu teuer.

Dabei waren doch die Jahre der Pandemie sehr lukrativ für den LEH ...

Goerzen:Keine Frage. Aber ich kenne heute schon unsere Strompreise für nächstes Jahr und muss sagen, ich werde sehr froh sein, wenn ich schwarze Zahlen schreiben kann. Wer nicht rechtzeitig mit einem günstigen Vertrag Vorsorge getroffen hat, der wird ein riesiges Problem bekommen.

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