Was ist Swingolf, wie legt man einen entsprechenden Platz an und was kostet das? top agrar hat diese Fragen mit Alejandro Jaramillo Bieringer (Präsident des Swingolf Dachverbands Deutschland e.V.) sowie mit Markus Wedekind (Geschäftsführer Swingolf Deutschland) besprochen.
Interview Swingolf
top agrar: Was ist der Unterschied zwischen Golf und Swingolf?
Alejandro Jaramillo Bieringer: Swingolf ist eine vereinfachte Art des Golfens. Die zwei grundlegendsten Unterschiede sind, dass man nur mit einem Schläger spielt und keine Platzreife benötigt. Der eine Schläger ist so konzipiert, dass man damit alle Schläge, die benötigt werden (Chip, Drive, Putt), ausführen kann.
Was sind die Voraussetzungen für einen Betrieb, der an einer Swingolfanlage interessiert ist? Wie groß und in welchem Zustand muss die Fläche sein?
Jaramillo Bieringer: Für einen 18 Loch Swingolfplatz benötigt man mind. 7 bis 8 ha. Es lassen sich auch Konzepte mit 9 oder 12 Loch realisieren. Da die Plätze grundsätzlich naturbelassen sind, sind die Vorgaben für sogenannte Fairways (Anm. d. Red.: die kurz gemähten „Wege“ über den Platz) bzw. das Rough (Anm. d. Red.: Zwischenbereiche mit längerem Gras) nicht so anspruchsvoll wie beim Golf. Der Mähaufwand liegt zwischen 1-2 x pro Woche. Die Topographie eines Platzes ist wie beim Golf flach bis sehr hügelig.
Am besten Gastronomie beim Swingolfplatz
Wer legt die „Strecke“ mit Fahnen und Löchern an?
Jaramillo Bieringer: Für Entwurf und Umsetzung eines Swingolfplatzes gibt es u.a. Markus Wedekind, der beratend tätig ist, aber auch von Seiten des Dachverbands stehen Joe Senf oder ich beratend zur Verfügung.
Was gehört zum Angebot? Was muss der Landwirt bieten?
Jaramillo Bieringer: Es gehört nicht zwangsläufig eine Gastronomie dazu, sie ist aber in den meisten Fällen empfehlenswert, weil damit nochmal Umsatz generiert wird. Auch eine persönliche Einweisung von Freizeitspielern ist ein großer Vorteil für sie. Es gibt aber auch ein Beispiel in unserem Verband eines Swingolfplatzes mit einer „Verleihhütte“, das zeigt, dass es auch mit einer „selbstständigen“ Ausgabe der Schläger und Bälle funktioniert. Auch beim Gastronomieangebot gibt es an diesem Platz lediglich einen Getränke-, bzw. Snackautomaten.
Wie viele Schläger und Bälle müssen zum Verleih angeboten werden?
Markus Wedekind: Bei 18-Bahnen-Anlagen planen wir ca. 120 Schläger, 800 Bälle und 3.000 Tees als Erstausstattung ein. In Geld sind das aktuell ca. € 10.000 brutto. Dazu kommen noch die Kosten für Fahnen, Beschilderung, Netze etc.
(Interview geht nach Umfrage unten weiter.)
Investitionskosten je nach Ausgangslage
Welche Investitionskosten kommen auf einen Landwirt zu, der alles einrichten will?
Markus Wedekind: Das ist nicht so einfach zu beantworten. Die Kosten sind stark abhängig von der vorhandenen oder ggfs. zu erstellenden Infrastruktur und den Kosten für die Genehmigungsverfahren. Tendenziell günstiger wird es, wenn es bereits ein Hofcafé oder ein Laden-Geschäft mit Zuwegung, Parkplätzen, Sanitäreinrichtungen und Ähnlichem gibt. Aufwendiger wird es, wenn ein Genehmigungsverfahren erforderlich ist und ein Empfangsgebäude mit Café und Schlägerausgabe erstellt werden muss. Dazu kommen eventuell noch Kosten für die Maschinen zur Platzpflege. Viel hängt von der Eigenleistung eines Betreibers ab. Genaue Zahlen – auch was die Wirtschaftlichkeit einer Anlage betrifft – können nur in einer konkreten Einzelfallbetrachtung ermittelt werden. Die Spannbreite liegt zwischen € 100.000 und € 500.000. Erste Hinweise finden Interessenten auf unserer Website.
Leserstimme
"Wenn ich das richtig gelesen habe, dann sind die Platzvoraussetzungen nicht wesentlich geringer als bei einem normalen Golfplatz? Wenn dem so ist, dann sind die veranschlagten 100 - 500.000 € sehr sehr sehr niedrig angesetzt. Alleine ein Genehmigungsverfahren schluckt schnell mehrere 10.000 €. Dazu die Greenkeeping-Technik, bauliche Maßnahmen, Bewässerungstechniken, usw, usw. Wer in dieses Standbein investieren will, der sollte sich im Vorfeld sehr viel Zeit nehmen und mit sehr vielen Platzbetreibern ausreichend diskutieren." (Stefan Lehr)