Die VertiFarm ist eine internationale Fachmesse für neue Wege, Lebensmittel zu produzieren. Vom 27. bis 29. September 2022 wurden in den Westfalenhallen Dortmund internationale Zucht- und Anbaumethoden der Zukunft präsentiert. Im Fokus standen dabei Kultivierungskonzepte nach dem Prinzip des Vertical Farming. Dabei geht es um die Produktion von Pflanzen, vornehmlich Sonderkulturen wie Salat, Gemüse, Kräutern oder Microgreens – und zwar nicht in der Breite, sondern in der Höhe. Regalsysteme, meterhohe Rotoren mit integrierten Pflanzkübeln und Container, ausgestattet mit automatisierter Licht- und Klimatechnologie, sind dafür die Grundlage. Die top agrar Redaktion war vor Ort, um Eindrücke visionärer Pflanzenbauunternehmen mitzunehmen.
Klassische Systeme
Klassische Anbausysteme im Vertical Farming orientieren sich am Regalprinzip. Auf den verschiedenen Ebenen finden sowohl Pflanztöpfe, als auch Wannen Platz. „In Vitro“- Kulturen, die sich in geschlossenen Plastikschalen befinden, können ebenfalls in Regalen wachsen. So soll Pflanzenproduktion auf engem Raum möglich sein. Die Bewässerung kann je nach Bedarf auf den verschiedenen Regalebenen zu- oder abgeschaltet werden. Bei diesem System handelt es sich um das „Ebbe und Flut“-Konzept. Dabei werden die Ebenen zunächst geflutet, das überschüssige Wasser läuft wieder ab.
Vanilleanbau in der Vertikalen?
Das Projekt „SustainVanil“ soll einen Beitrag zur Erhöhung der Erntemengen qualitativ hochwertiger Vanille leisten. Es ist ein Verbundprojekt der Hochschule Osnabrück, des Max-Rubner-Instituts, der Gesellschaft für Angewandte Mikrobiologie und des Unternehmens Synrise. Ziel ist es, ein Indoor-Kultursystem für Kultivierung von Vanille in Deutschland zu entwickeln. Dabei will man neue Lösungsansätze für Probleme im etablierten Vanilleanbau auf Madagaskar ausarbeiten.
Gewächsschränke
Zur Demonstration: Kleinere Mengen Salat oder Kräuter lassen sich auch in einsehbaren Schränken produzieren. Ein australischer Hersteller hat diese Einrichtung für Schulen, Restaurants oder Kantinen entwickelt. So soll Vertical Farming einfach zu erklären sein.
Regalsysteme für Vertical Farming gibt es in verschiedenen Ausführungen. Dieses Modell gibt es derzeit nur für die manuelle Pflanzenproduktion. Aussaat, Bestandsprüfung und Ernte erfolgen per Hand. Im kommenden Jahr will der Hersteller ein vollautomatisches System auf den Markt bringen.
Knackpunkt Energie
Energieeffizient und platzsparend soll dieses Anbaukonzept sein. Der bepflanzbare Körper dreht sich um seine eigene Achse und ist in beliebiger Höhe erhältlich. Auf einem Quadratmeter finden bis zu 200 Pflanzen Platz. Je Quadratmeter werden 20 l Wasser pro Woche benötigt. Aufgrund der Rotation sind weniger Lichtquellen nötig. Das spart Energie. Dennoch ist der relativ hohe Energiebedarf im Vertical Farming bislang ein Knackpunkt. „Mit Blick auf und die derzeitige Energiekrise fällt die Veranstaltung leider auf einen ungünstigen Zeitraum“, so ein Aussteller. „Dennoch freuen wir uns über so viele interessierte Messebesucher.“
Runde Anbausysteme
Meterhoch lassen sich die die runden Anbauelemente eines ungarischen Produzenten stapeln. Die vertikale Bauweise soll Platz sparen und sich vor allem für die Pflanzenproduktion in Städten eignen. Die Aussaat erfolgt in speziell eingeweichter Steinwolle, die Wasser gut halten soll.
Roboter
Pflanzenkarren, die sich als Regale für Vertical Farming-Konzepte eignen, sind oft sehr unhandlich. Ein flacher, autonomer Roboter soll Abhilfe schaffen. Nach vorgegebenem Programm fährt er die Karren an verschiedene Orte.
Nützlinge in Kapseln
Verschiedene Aussteller haben ihren Weg auf die Messe gefunden. So auch Unternehmen, die Nützlinge für Garten- und Ackerbau produzieren. Nematoden in Kapseln lösen sich in Pflanzensubstraten auf und bekämpfen Trauermückenlarven. Raubmilben fressen z.B. Thripse. Je nach Befallsdruck streut man die Nützlinge in Gemüsekulturen.