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Vielversprechender Pflanzenschutz mit Pilzen

Bestimmte Stoffwechselprodukte von Pilzen bringen interessante Eigenschaften für den Pflanzenschutz mit. Landwirte brauchen aber noch Geduld. Die Forschung läuft.

Lesezeit: 3 Minuten

Dr. Arnold Dohr forscht mit seinem Unternehmen EcoSafe an neuartigem Pflanzenschutz. Im Interview gibt er Einblicke.

Insektenpathogene Pilze werden seit langem als biologisches Mittel zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt. Was machen Sie anders und warum?

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Dr. Arnold Dohr: Wir nutzen die Stoffwechsel­produkte der insektenpathogenen Pilze, die sogenannten Sekundär­metaboliten. Pflanzen, Bakterien oder eben Pilze produzieren diese Stoffe, die sich der Mensch bereits auf ­vielfältige Weise zunutze macht. ­Bekanntestes Beispiel sind vielleicht Antibiotika.

In unserem Fall regen wir insektenpathogene Pilze durch eine spezielle Fermentierungsmethode zur ­Produktion von Sekundärmetaboliten mit ­hoher insektizider und akarizider Wirksamkeit an. Wir konnten bislang eine ­Wirkung gegen die Varroamilbe, die Gewächshausmottenschildlaus, die Obstbaumspinnmilbe und Blattläuse aller Art nachweisen.

Bei den Sporenpräparaten, die man aus dem ökologischen Landbau kennt, wird der Mikroorganismus als solcher eingesetzt. Die Wirkung erfolgt ­aufgrund einer Infektion der Ziel­organismen. Die Effektivität solcher Sporenpräparate hängt stark von Umwelt­bedingungen wie Luft­feuchtigkeit oder Sonneneinstrahlung ab. Die von uns untersuchten Stoffwechsel­produkte insekten­pathogener Pilze sind davon im ­Wesentlichen unabhängig.

Wirkung gegen Milben, aber nicht gegen Bienen

Für Bienen und Warmblüter sollen die Stoffe ungefährlich sein. Wie ist diese selektive Wirkung zu erklären?

Dohr: Insektenpathogene Pilze, wie ­Beauveria bassiana oder Metarhizium anisopliae, gelten als unschädlich für Warmblüter. Offensichtlich sind es auch deren Sekundärmetaboliten. Sie werden in Laborversuchen von den Bienen sehr gut vertragen. Wir konnten die selektive Wirkung wiederholt empirisch beobachten. Sie wurde mittlerweile auch von einem unabhängigen Bienenforschungsinstitut bestätigt. ­Außerdem weisen In-vitro Tests darauf hin, dass diese Substanzen offensichtlich ungiftig für Humanzellen sind.

Sie gewinnen die Substanzen durch eine spezielle Fermentierungsmethode. Wie funktioniert das? Ist Gentechnik im Spiel?

Dohr: Es handelt sich um eine Kultur auf flüssigen Medien. Details können wir derzeit noch nicht mitteilen. Gentechnik ist jedenfalls nicht im Spiel.

Die Wirkstoffe haben prinzipiell das Potenzial, chemisch-synthetische Wirkstoffe zu ersetzen."
Arnold Dohr

Für wie groß halten Sie das Potenzial der Wirkstoffe für die konventionelle Landwirtschaft? Können sie chemisch-synthetische Wirkstoffe ersetzen?

Dohr: Von den bisher gefundenen ­Eigenschaften her gesehen und bezogen auf den Labormaßstab haben die Wirkstoffe prinzipiell das Potenzial, chemisch-synthetische Wirkstoffe zu ersetzen. Die großindustrielle ­Herstellung der wirksamen Substanzen hängt aber wesentlich von einer ökonomisch sinnvollen Umsetzung der Herstellung im Industriemaßstab ab. Das ist wohl die größte Heraus­forderung, vor der wir noch stehen.

Wie sähe eine Anwendung der Stoffe in der Praxis aus?

Dohr: Die Stoffe können auf herkömmliche Weise versprüht werden.

Kooperation mit Industrie angestrebt

Wann sollen die Mittel auf den Markt kommen?

Dohr: Das Projekt befindet sich noch in der sogenannten Proof of Concept Phase, also in einem sehr frühen ­Stadium. Für die Weiterentwicklung streben wir daher möglichst frühzeitig die Kooperation mit der Industrie an, um die Wirkstoffe in Form neuer ­Präparate der Landwirtschaft zur ­Verfügung stellen zu können.

Wie sieht der Zulassungsprozess bei diesen Stoffen aus?

Dohr: Das Zulassungsverfahren ist ähnlich komplex, wie für konventionelle Pflanzenschutzmittel.

Wie finanzieren Sie sich bisher?

Dohr: Die Finanzierung des Forschungs­projektes erfolgt durch das Austria Wirtschaftsservice, der ­Förderbank des Bundes sowie durch Eigenmittel.

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