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Aufforstung: Dieser Landwirt refinanziert Laubmischwald durch Weihnachtsbäume

Thorsten Rabeler verkauft Nordmanntannen und investiert die Erlöse in die Aufforstung der Fläche hin zu einem Laubmischwald. Das Projekt „Aktion Weihnachtswald“ soll zum Naturschutz vor Ort beitragen.

Lesezeit: 4 Minuten

Beim Gang über die 5,5 ha große Fläche der „Aktion Weihnachtswald“, erzählt Thorsten Rabeler aus Melsdorf bei Kiel von seiner Vision: Seine Heimat aufforsten und der Natur mehr Raum verschaffen. Rabeler ist Bänker und Jäger in einer Person. Der naturliebende Familienvater möchte seine Region nachhaltig gestalten. Der Finanzberater in ihm hat ausgerechnet, wie viele Bäume bis zur schwarzen Null verkauft werden müssen. Der vermeintliche Gegensatz ist bei genauerem Hinschauen eher eine praktische Kombination zweier Leidenschaften.

Weihnachtsbäume finanzieren nachhaltige Aufforstung

Die Ackerfläche in Schönwohld bei Kiel hat Landwirt Thorsten Rabeler 2018 gekauft. In der Schonung befanden sich 30.000 konventionell bewirtschaftete Nordmanntannen. Die Tannen verkauft der Kieler nach und nach. Knapp die Hälfte sind bereits veräußert. Mit dem Erlös finanziert er die Aufforstung dieser Fläche hin zu einem naturnahen Laubmischwald. Was frei wird, wird gemulcht und mit Laubbäumen bepflanzt. 2.300 Bäume sind bisher neu gepflanzt worden.

Sobald er genügend Weihnachtsbäume verkauft hat, startet Rabeler mit dem ganzflächigen Anpflanzen der Laubbäume und plant die Aktion auf weiteren Flächen fortzusetzen.

Ein Laubmischwald ist das Ziel

Seit sechs Jahren verkauft der Landwirt die Nordmanntannen. Bisher hat er durch den Verkauf von 13.991 Weihnachtsbäumen rechnerisch 2,74 ha Waldfläche refinanziert. Der Bestand von 30.000 Nordmanntannen dezimierte über die Jahre durch Verkauf und Mulchen auf 12.000 Stück. „Mein Ziel ist es, davon noch etwa die Hälfte zu verkaufen“, sagt Thorsten Rabeler. „Dann hätte ich den Kaufpreis der Fläche von 230.000 €, zuzüglich 115.000 € für die Nordmanntannen und meinen Arbeitsaufwand refinanziert“.

Um sein Angebot zu erweitern, kauft er konventionell gezogene Tannen zu. Diese stellt er separat auf. Sie kosten pro Stück 5 € mehr, als die von ihm kultivierten Weihnachtsbäume, die unabhängig von der Größe 30 € pro Baum kosten. Neben den Tannenbäumen verkauft er Schnittgrün, für 5 € pro Bund. Letzte Saison waren es alleine 400 Bund: „Ich kann dem Andrang gar nicht gerecht werden, obwohl ich oft abends noch Schnittgrün schneide“, schmunzelt er.

Wie es mit dem Weihnachtswald weitergeht

Perspektivisch plant der Jäger, weitere Flächen für die Aktion Weihnachtswald aufzuforsten, schließlich ist die Weihnachtsbaumkultur auf der jetzigen Fläche endlich. Die Generierung einer Kompensationsfläche durch Ausgleichswald kann er sich auf der jetzigen Fläche gut vorstellen. Dabei können Landeigentümer Ausgleichsmaßnahmen durchführen und diese an z.B. Bauträger verkaufen. Für weitere Einnahmen durch Ökopunkte plant Rabeler mithilfe der Landschaftsplanerin neben der Aufforstung hin zum Laubmischwald auch das Anlegen eines Blühstreifens um das Areal herum. Für zusätzliche Ökopunkte plant er Abgrabungen am Gelände, um einen Sandsteilhang für gewisse Lebensformen anzulegen.

Ergänzend wird der Landwirt sogenannte Knickstrukturen anlegen. Durch die Erweiterung eines Teiches am tiefsten Punkt der Fläche soll ein Feuchtbiotop entstehen. Auf diese Weise will Thorsten Rabeler mit den Ökopunkten Geld verdienen, das er in weitere Naturschutzprojekte einfließen lassen kann.

Naturnahe Bewirtschaftung

Kurz nach der Übernahme der Schonung 2018 entschied sich Rabeler ohne Dünger und Pflanzenschutz zu wirtschaften. Dadurch lässt sich auch die hellgrüne Farbe der Bäume erklären: In den Senken färben sich die Tannenbäume typisch Tannengrün. Dort sind gelöste Nährstoffe bei Niederschlägen eingewaschen. Auf den Kuppen der Anpflanzung sind weniger Nährstoffe im Boden vorhanden, hier hellen sich die Tannen auf. Den eigentlichen Nährstoffmangel beurteilen viele Kunden allerdings positiv: „Manche Leute fragen mich, ob ich wieder so einen coolen neongrünen Weihnachtsbaum für sie hätte“, sagt Thorsten Rabeler.

Ich versuche eine Koexistenz der positiven Art zu schaffen."
Thorsten Rabeler

Nicht nur die Farbgebung ändert sich bei der naturnahen Bewirtschaftung, auch die Tierwelt fühlt sich seiner Ansicht nach nun wohler: „In nahezu jedem dritten Baum befindet sich ein Vogelnest“, schätzt Rabeler. „Und auf den Stämmen wachsen Moos und Pilze, das war früher nicht so“. Auch was Insekten angeht, stellt der Landwirt positive Veränderungen fest. Durch die Vermehrung von Nützlingen wie z.B. Marienkäfer und Florfliegen. Der Pflanzenschutz kann daher entfallen, sagt der Kieler.

Auf Chemie zu verzichten hat bei Rabeler allerdings nichts mit Ideologie zu tun. Er sagt: „Ich versuche eine Koexistenz der positiven Art zu schaffen“.

 

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