„Wir wollen nicht nur die nächste Krise überstehen, sondern unser System so umbauen, dass wir künftigen Krisen widerstandsfähiger begegnen können.“ Mit diesen Worten fasste Moderator Rens de Jong die Kernbotschaft des Innovationsgipfels F&A Next zusammen. Zwei Tage lang ging es vergangene Woche auf dem Campus der Universität Wageningen (Niederlande) um die Zukunft der Agrar- und Lebensmittelbranche. Das internationale Treffen bringt jährlich Start-ups, Investoren und weitere Branchenakteure zusammen. Besonders ein Ansatz wurde immer wieder als Schlüssel genannt: die Regenerative Landwirtschaft.
Hürden für Investoren: Warum sich viele noch zurückhalten
Die anwesenden Investoren wie die niederländische Rabobank oder der Export and Investment Fund of Denmark (EIFO) interessieren sich zunehmend für regenerative Ansätze. In gleich mehreren Diskussionsrunden kamen regenerative Maßnahmen und deren Finanzierung zur Sprache.
Als zentrale Hemmnisse für Investitionen im großen Stil nannten sie folgende Punkte:
Unsichere Rendite und hohe Investitionsrisiken
Verluste während der Umstellung (z. B. Ertragseinbußen)
Fehlende Beratung und technische Unterstützung für Landwirte
Keine Entlohnung für Ökosystemleistungen wie Humusaufbau oder Grundwasserschutz
Kosten der Umstellung: So teuer ist der Übergang
Die Speakerin Lucy Schroder hat sich auf Analysen rund um die Kosten Regenerativer Landwirtschaft spezialisiert. Sie führte auf, dass in der Übergangszeit von drei bis fünf Jahren zwischen 2.000 und 5.000 €/ ha zusätzliche Kosten für den Betrieb anfallen können. Einigkeit herrschte darüber, dass diese Kosten auf mehrere Schultern verteilt werden müssen. Vor allem die Landwirte bräuchten die Sicherheit, dass während der Umstellungszeit die gesamte Lieferkette dahintersteht. Immer wieder betonen die Diskutanten, dass das Vertrauen der Bauern gewonnen werden müsse.
Eine Geldquelle bilden Großkonzerne wie Nestlé oder McCain, die sich inzwischen öffentlich zur Regenerativen Landwirtschaft bekennen und diese nutzen, um ihre Klimaziele zu verfolgen. Lucy Schroder betonte, dass das Geld grundsätzlich verfügbar sei, jedoch mehr Schnittstellen zwischen den geldgebenden Unternehmen und den Landwirten geschaffen werden müssen. Eine Idee, die durch Start-ups wie Klim oder Agreena bereits angestoßen wird. Die Unternehmen investieren in solche Schnittstellen, über die das Geld transparent und zweckgebunden beim Landwirt ankommt.
Verbraucher sollten das Konzept mittragen
Eine weitere Finanzierungsquelle seien die Verbraucher. „Die Preise für Lebensmittel sind in den letzten Jahrzehnten zu stark gefallen. Lebensmittel sind zu billig geworden. Das belastet die Erzeuger“, sagte Panelist Adam Kybird von Triodos Investment Management. Gleichzeitig, so gab er zu bedenken, könne man die Mehrkosten nicht allein auf die Verbraucher abwälzen, zum Beispiel wegen der aktuellen Inflation. Der dänische Investor Valdemar Engel sagte: „Der Aufpreis für regenerative Produkte wäre das kleinere Übel verglichen mit den Risiken einer Ernährungskrise und dem Aufpreis, den eine Lebensmittelknappheit verursachen würde.“ Schlussendlich sei die Erschwinglichkeit von Lebensmitteln eine sozialpolitische Frage.
Einen Ansatz bietet die Online-Plattform CrowdFarming, die Höfe direkt mit Kunden vernetzt. Letztere übernehmen virtuelle Patenschaften, etwa für Bäume oder Bienenstöcke, und erhalten im Gegenzug die Produkte. Das Ziel sind faire Preise und eine sicherere Wertschöpfung für Landwirte, die nachhaltig wirtschaften. Auch regenerative Betriebe werden gezielt unterstützt. Die Nachfrage sei hoch, doch das Angebot könne kaum mithalten. Denn bislang nehmen nur wenige Höfe teil.
Zuletzt kamen öffentliche Gelder als Finanzierungsweg für regenerative Betriebe zur Sprache. Die Panelisten waren sich einig, dass diese lediglich eine Art Starthilfe seien. Langfristig müssten sich die Produkte ohne solche Subventionen rechnen können.
Nachhaltige Innovationen ausgezeichnet
Neben zahlreichen Diskussionsrunden durften sich zwei Start-ups am Ende der Veranstaltung über den Feike Sijbesma Sustainable Innovation Award 2025 freuen. Agrobiomics aus Dänemark und Vivici aus den Niederlanden konnten die Jury überzeugen. Beide erhielten ein Preisgeld von jeweils 12.500 €.
Agrobiomics will Pflanzen widerstandsfähiger gegen klimatische Belastungen wie Trockenheit oder Versalzung machen. Dafür entwickelte das Start-up neue Biostimulanzien.
Vivici produziert Molkeprotein, jedoch ohne Kühe. Das Start-up stellt die Proteine mit Präzisionsfermentation her. Das erste Produkt, Vivitein™ BLG, ist ein tierfreier Ersatz für klassische Molkeprodukte. Die Jury lobte das Skalierungspotenzial
Das waren die Highlights des F&A Next im vergangenen Jahr: