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Wie steht es um deutsche Agrar-Start-ups?

Eine Studie der Fachhochschule Südwestfalen soll mehr Wissen über Agrar-Start-ups in Deutschland sammeln. Doktorandin Sibylle Gerlach berichtet im Interview von den ersten Ergebnissen.

Lesezeit: 5 Minuten

Die Datengrundlage und das Wissen zu Agrar-Start-ups in Deutschland ist klein. Das soll eine Promotionsstelle unter der Leitung im Team von Prof. Dr. Jan-Henning Feil an der FH Südwestfalen in Soest ändern. Wir haben mit der Doktorandin Sibylle Gerlach über erste Ergebnisse gesprochen.

top agrar: Wie viele Start-ups haben Sie befragt und was sind erste Erkenntnisse über die Agrifood-Start-ups?

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Gerlach: Wir haben von Juli 2021 bis Mai 2022 insgesamt 110 AgriFood-Start-ups befragt und können damit schon einmal einen ersten Überblick über die Start-up-Szene im Agrarbereich liefern. Hier zunächst einmal ein paar Eckdaten zu unserer Stichprobe:

  • 85 % männliche Gründer
  • Durchschnittsalter 35 Jahre
  • 87 % verfügen über Hochschulabschluss
  • Unternehmensalter durchschnittlich 2,5 Jahre
  • 13 % in den neuen Bundesländern

Inhaltlich decken diese ein breites Feld an verschiedenen Ideen und Lösungsansätzen ab. Mit einem Anteil von gut 25 % beschäftigt sich der Großteil der befragten Start-ups mit dem Thema „innovative Vermarktung und Handel“. Hierunter fallen beispielsweise digitale Handelsplattformen für landwirtschaftliche Betriebsmittel und Erzeugnisse.

Mit einem Anteil von gut 20 % ist die Gruppe der „Farm-Management-Software und Sensing-Technologien“ vertreten. Diese Kategorie wird durch Start-ups gebildet, die sich beispielsweise mit der softwarebasierten Entscheidungsunterstützung oder auch der Verwendung von Sensortechniken in der Tier- und Pflanzenproduktion beschäftigen. Die dritte große Untergruppierung wird mit knapp 20 % durch die Kategorie „innovative Produktionssysteme“ gebildet. Hierunter fallen neuartige Produktionsmodelle wie z.B. Indoor Farming oder die Aufzucht von Insekten und Algen.

Faktoren für Erfolg und Misserfolg

Einige Untersuchungen haben wir zu den Erfolgsfaktoren von Gründerteams aufgestellt. Der Faktor „Kategorie Landwirtschaft“ wirkt offenbar negativ auf den Erfolg von Startups. Hierrunter fallen solche mit einem engen Bezug zur landwirtschaftlichen Primärproduktion (Farm-Management-Software, Sensing Technologien, usw.).

Oftmals handelt es sich hier um GründerInnen, die ein physisches Produkt oder ein Produktionssystem erstellen. Das ist häufig mit einem vergleichsweise hohen Bedarf an Zeit, Kapital und Arbeit verbunden. Aufbau und die Weiterentwicklung dieser Start-ups können somit langfristiger und insgesamt schwieriger sein.

Auch der Faktor „alleinstehende Gründung“ hat einen negativen Einfluss. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass Start-ups, die in einer Partnerschaft zu beispielsweise Unternehmen oder Forschungseinrichtungen entstanden sind tendenziell erfolgreicher zu sein scheinen. Eine mögliche Erklärung hierfür liegt sicherlich in der Ausnutzung von Synergieeffekten.

Der positive Einfluss der Partnerschaften gilt jedoch nicht für den Fall, dass es sich bei dem Partnerunternehmen um einen landwirtschaftlichen Betrieb handelt. Hier konnte wiederum ein weiterer negativer Effekt nachgewiesen werden. Ein möglicher Erklärungsansatz dafür könnte in der Struktur und den Eigenschaften der landwirtschaftlichen Betriebe liegen. Diese bringen zwar häufig Sicherheiten in Form von Eigentum mit sich.

Allerdings werden sie in ihrem unternehmerischen Handeln auch durch die Bindung an Produktionszyklen und diverse Abhängigkeiten von äußeren Einflüssen wie Märkten und Umweltbedingungen beeinflusst. Diese Abhängigkeiten wirken sich offensichtlich negativ auf die Entwicklung eines potenziellen Start-ups aus.

Einen positiven Einfluss haben dagegen die beiden unternehmensbezogenen Faktoren „skalierbar“ und „Exit-Absicht“. Beide Eigenschaften gelten auch als Maß für Expansionsfähigkeit und demnach auch als Erfolgsindikator.

Unter den persönlichen Einflussfaktoren finden sich Variablen, welche die GründerIn betreffen. Neben den Netzwerkfähigkeiten und dem Innovationsvermögen, konnte hier auch ein positiver Einfluss der praktischen, landwirtschaftlichen Fähigkeiten herausgearbeitet werden. Grundlegende Kenntnisse aus der landwirtschaftlichen Praxis scheinen also wichtig zu sein.

Inwieweit spielen landwirtschaftliche Betriebe eine Rolle? Sind ihre befragten Gründer bspw. selbst auch Landwirte?

Dazu muss ich ganz klar sagen, dass den landwirtschaftlichen Betrieben auf den ersten Blick in unserer Stichprobe eine eher zu vernachlässigende Rolle zu kommt. So haben nur gut 6 % der befragten GründerInnen angegeben ihr Start-up als Ausgründung eines landwirtschaftlichen Betriebes gegründet zu haben. Trotzdem spielt das Thema Landwirtschaft für gut 75 % der befragten GründerInnen eine Rolle. Die große Mehrheit hat nämlich angegeben, in irgendeiner Weise einen Bezug zur Landwirtschaft zu haben.

Reichen Ihre ersten Erkenntnisse schon für Handlungsempfehlungen in Richtung Landwirtschaft, Politik und Start-up-Szene?

Wie schon erwähnt, sind wir gerade noch am Anfang der Auswertungen. Was für uns aber schon jetzt auffällig ist, ist, dass eine enge Verknüpfung zur Landwirtschaft selbst, sei es durch die Ausrichtung oder eine Partnerschaft, offensichtlich eher nachteilig für den Erfolg der Start-ups zu sein scheint. Um dieser Tendenz entgegenzusteuern, gilt es Möglichkeiten zu schaffen, die unternehmerische Aktivität der landwirtschaftlichen Betriebe zu fördern und zu erleichtern - damit sie eben nicht Hemmschuh von innovativen Entwicklungen werden.

Um dieser Tendenz entgegenzusteuern, gilt es Möglichkeiten zu schaffen, die unternehmerische Aktivität der landwirtschaftlichen Betriebe zu fördern und zu erleichtern - damit sie eben nicht Hemmschuh von innovativen Entwicklungen werden.

Dies kann beispielsweise durch den Abbau von Regularien, aber auch durch den Aufbau von gezielten Unterstützungs- und Bildungsangebote gelingen. Gerade Letzteres unterstützt auch die Erkenntnisse im Bereich der persönlichen Faktoren, da auch hier den im weitesten Sinne unternehmerischen Fähigkeiten der GründerInnen eine starke Bedeutung zugesprochen wird.

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