Seit 2020 gibt das Biodiversitäts-Startup „Artenglück" von Lara Boye (32) und Landwirt Felix Schulze-Varnholt (27) Unternehmen und Privatpersonen die Möglichkeit, Naturschutz vor der eigenen Haustür zu fördern und damit Landwirten eine Einkommensquelle auf Grenzertragsstandorten zu finanzieren. Denn dort werden - gegen Bezahlung der Firmen - z.B. mehrjährige Blühfelder oder Feldvogelfenster angelegt oder in Zusammenarbeit mit Partnerförstern in geeigneten Waldflächen Aufforstungen ermöglicht.
Wir sind stets darum bemüht, unsere Liste an potentiellen neuen Partnerlandwirten auszubauen."
Am vergangenen Montag (23. Juni 25) trat das Agrar-Start-up bei der Gründershow "Die Höhle der Löwen" auf und fragte die Investoren nach 250.000 € für 10 % Anteile. Nach einem gelungenen Pitch boten Carsten Maschmeyer und Nils Glagau tatsächlich 250.000 € an, forderten dafür aber 20 % Anteile (je Investor 10 %). Dieses Angebot schlugen Boye und Schulze-Varnholt aus. Lara Boye sagt: "Wir konnten uns nicht auf die Höhe der abzugebenden Anteile einigen, daher gab es am Ende keinen Deal."
Agrarthemen scheinen derzeit bei DHDL im Trend zu liegen. Erst kürzlich hatte das Quinoa-Startup Mudda Natur auf der Bühne für den heimischen Anbau der südamerikanischen Kultur geworben.
Wie viele Landwirte machen bereits bei Artenglück mit?
"Der Auftritt war sehr spannend für uns, denn so ein Geschäftsmodell wie unseres war vorher noch nie in der Sendung zu sehen", sagt Lara Boye im Nachgang der Ausstrahlung auf Nachfrage von top agrar. "Wir wussten also nicht, wie die Löwen darauf reagieren würden und ob sie die Verbindung zwischen Landwirtschaft, Naturschutz und Unternehmen nachvollziehen können." Das funktionierte, das Gründerteam schlug den angebotenen Deal dann aber aus.
Die Bodenbearbeitung, Aussaat und Pflege erfolgt durch die Landwirte selbst. Diese Arbeiten können sie uns zusätzlich zur Flächenprämie in Rechnung stellen."
Derzeit arbeitet das Jungunternehmen mit über 60 Partnerlandwirten aus Deutschland, Österreich und Schweiz zusammen und hat über 100 ha unter Bewirtschaftung, wovon nach Angaben der Mitgründerin alleine 80ha auf die mehrjährigen Blühfelder fallen. "Da unser Ansatz sehr lokal ist, 30 km vom Wunschstandort der Unternehmen werden die Naturschutzprojekte realisiert, sind wir stets darum bemüht, unsere Liste an potenziellen neuen Partnerlandwirten auszubauen", sagt Boye und ruft damit Landwirtinnen und Landwirte auf, sich zu melden. Insbesondere in der Nähe von Großstädten sei die Nachfrage nach regionalen Naturschutzprojekten hoch.
1.000 € pro ha und Jahr auf Grenzertragsstandorten
Das Gründerteam fragt bei seinen Partnerlandwirten gezielt nach Grenzertragsstandorten, um nicht in Konkurrenz zur Lebensmittelproduktion zu stehen, erklärt Lara Boye. "Wir möchten, dass die Landwirte für ihren Einsatz für die Natur ähnlich fair vom Deckungsbeitrag entlohnt werden, wie z.B. im Getreideanbau." Daher erhalten Landwirte in Abhängigkeit von der Region und den verfügbaren Flächen rund 1.000 € pro Hektar und Jahr als Deckungsbeitrag für diese Flächen.
Wird ein Vertrag geschlossen, beauftragt das Start-up die Landwirte, eine Naturschutzmaßnahme anzulegen. "Gemeinsam schauen wir vorher, welche Flächen sowohl ökologisch Sinn machen als auch sichtbar liegen", sagt Lara Boye. "Die Bodenbearbeitung, Aussaat und Pflege erfolgt durch die Landwirte selbst. Diese Arbeiten können sie uns zusätzlich zur Flächenprämie in Rechnung stellen."
86 Unternehmen an Bord
Unternehmensseitig konnte "Artenglück" nach eigenen Angaben bislang 86 Unternehmen werben, mit denen unterschiedliche Projekte durchführt werden: darunter hauptsächlich mehrjährige Blühfelder und Feldvogelfenster sowie Waldaufforstungs- und Moorprojekte. Auch Events auf dem Firmengelände (z.B. Bau von Insektenhotels, Vogelnistkästen, Blühinseln, usw. fallen darunter. "Die finanzielle Unterstützung der Unternehmen beginnt meistens bei ca. 3.000 € mit kleineren Projekten, abhängig von Größe und Umfang", so Boye.
Wer den Auftritt der Agrar-Gründer nochmal sehen möchte, findet die Folge auf RTL+.