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23-Jähriger Buchholzer Landwirt ist mit „Heidjer Knoblauch“ dick im Geschäft

Auf seinem Betrieb in Niedersachsen baut Leon Kurz Knoblauch an. Unter der Marke „Heidjer Knoblauch“ verkauft er ihn an Händler, Gastronomen und Hofläden. Auch eigener Aioli gehört zum Sortiment.

Lesezeit: 5 Minuten

Im mittlerweile dritten Jahr widmet sich Junglandwirt Leon Kurz aus Buchholz in der Nordheide dem Anbau und der Vermarktung von Knoblauch. Er baut die Knollen auf 2,5 ha an und vermarktet sie unter der Marke „Heidjer Knoblauch“ an Hofläden, den regionalen Handel und Restaurants im Raum Hamburg und der Lüneburger Heide. Der 23-Jährige beliefert insgesamt rund 35-40 Abnehmer mit Knoblauch. Seit Herbst 2021 gehören außerdem selbst entwickelte Aioli-Dips zum Sortiment.

Nische erkannt

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Da Norddeutschland keine klassische Knoblauch-Anbauregion ist, sah Leon Kurz Chancen für einen neuen Betriebszweig. Der Agrarstudent steht vor der Hofübernahme des elterlichen Marktfruchtbetriebs. Dort bewirtschaftet die Familie rund 400 ha und baut unter anderem Raps, Weizen und Gerste an. „Ich wollte unseren Betrieb breiter aufstellen. Durch Anbau und Vermarktung von frischem – statt wie häufig getrocknetem – Knoblauch haben wir in unserer Region ein Alleinstellungsmerkmal.“ Dennoch ist ihm bewusst, dass Knoblauch „keine Kartoffel ist“, die in derart großen Mengen gegessen wird. „Mein Vater war aber nicht abgeneigt von meiner Idee, sicherte mir Unterstützung zu, übergab mir aber die Verantwortung und das Risiko“, so Kurz.

Vermarktung muss stehen

Zuerst ein Vermarktungskonzept für die Ware entwickeln und sich dann auf den Anbau konzentrieren – das war die Grundidee des Junglandwirts. „Viele große Wettbewerber bauen eine neue Kultur sofort auf eine ordentlicher Fläche an und überlegen nach der Ernte, wie sie die Ware vermarkten.“ Leon Kurz wollte allerdings von Anfang an in einer guten Verhandlungsposition sein und nicht notgedrungen seine Ware unter Wert verkaufen müssen, falls er keine Abnehmer finden würde.

Um das eigene Anbaurisiko gering zu halten, begann er im Herbst 2019 zunächst auf 2.500 m² mit verschiedenen Knoblauchsorten im Anbau. Zusätzlich versuchte er sich auf 1.200 m² im Anbau von Schalotten. Kurz nach der Pflanzung sprach er verschiedene Hofläden in der Lüneburger Heide und Hamburg an, die seine Ware potenziell verkaufen könnten, und gewann erste Hofläden und Restaurants als Abnehmer.

Um sich Wissen in diesem Bereich anzueignen, hat er im Studium gezielt Module aus den Bereichen Marketing, Innovation und Unternehmensführung gewählt und sich nicht nur mit den „klassischen“ Themen wie Landtechnik und Ackerbau beschäftigt. Gleich zu Beginn investierte er Zeit und Aufwand in das Marketing und entwickelte gemeinsam mit einem befreundeten Kommunikationsdesigner die Marke „Heidjer Knoblauch“. Mittlerweile hat er eine mittlere vierstellige Summe in das Marketing investiert. Unter anderem die Pflege der Social-Media-Auftritte, die Gestaltung von Logos und Etiketten sowie die Homepagepflege hat Kurz damit an einen Experten gegeben, um sich anderen Themen widmen zu können.

Aller Anfang ist schwer

Neben der Vermarktung ist auch der Anbau einer fremden Gemüsekultur kein Selbstläufer. „Man handelt nach Bauchgefühl. Erfahrungswerte gibt es kaum.“ Auch wenn der Knoblauch von der Kulturführung einfach ist, waren Aspekte wie die Sortenwahl, die Wahl des Erntezeitpunkts und der Pflanzenschutz herausfordernd. „Wie bei allen Nischen ist es so: Die, die wissen wie der Anbau funktioniert, behalten es meistens für sich.“

Während in Süddeutschland Erträge von bis zu 12 t pro ha möglich seien, rechnet Kurz mit etwa 5-6 t vermarktungsfähiger Ware vom Hektar.

„Je besser der Boden, desto besser wächst der Knoblauch.“ Während in Süddeutschland Erträge von bis zu 12 t pro ha möglich seien, rechnet Kurz mit etwa 5-6 t vermarktungsfähiger Ware vom Hektar. Kurz hat mittlerweile Sorten gefunden, die auf seinen Böden (20 bis 40 Bodenpunkte) gut wachsen. Zur Ausbildung der Knollen hat der Knoblauch einen relativ hohen Wasserbedarf. Der Landwirt baut ihn deshalb nur auf Flächen an, die sich mit der schon vorhandenen Technik beregnen lassen.

Frühe und späte Sorten

Er setzt auf frühe und späte Sorten, um die Erntezeitpunkte zu streuen und möglichst lange frische Ware anbieten zu können. Die erste Ernte wurde bereits vor kurzem eingefahren. Jüngst hat Familie Kurz in Lagertechnik investiert, um bis in den Herbst hinein frische Ware vermarkten zu können. „Das ist die Königsdisziplin, auch noch zu Weihnachten frischen Knoblauch anbieten zu können. Nur so können wir uns abheben.“

Im Verkauf kostet der frische Knoblauch zwischen 12,00 und 22,00 € pro kg, wovon der Landwirt 5,50 bis 8,00 € erhält. Kurz setzt bisher auf die direkte Belieferung regionaler Edeka-Märkte und die Lieferung an das Famila-Zentrallager. „Im Handel ist es schwieriger, sich abzuheben. Wir setzen daher auf Verkostungsaktionen und Aufsteller, um uns zu präsentieren.“

Verwertung von B-Ware: Aioli

Besonders der Lebensmitteleinzelhandel stellt strenge Anforderungen an die optische Produktqualität – der Knoblauch etwa dürfe nicht lila oder aufgeplatzt sein und müsse ganze, runde Knollen ausbilden. „Vom Hektar erntet man neben guter A-Ware aber auch Ware, die nicht 100 % den optischen Ansprüchen entspricht, aber trotzdem verwertet werden kann“, sagt Kurz. Kurzerhand kam ihm die Idee, einen regionalen Aioli-Dip aus frischem Knoblauch zu produzieren.

In Kooperation mit dem Koch entwickelte er ein Grundrezept für Aioli in der Wirtschaftsküche eines benachbarten Hofladens – auch, um niederschwellig anzufangen und nicht direkt in eigene Produktionsräume am Hof investieren zu müssen. „Das war ein guter Austausch. Wir konnten unsere Vorschläge anbringen und die Rezeptur wurde angepasst.“ Mittlerweile gibt es drei Sorten Aioli von Heidjer Knoblauch – Klassisch, Senf und Himbeere. Enthalten sind darin 5 % Knoblauch sowie Mayonnaise, Joghurt und Gewürze. „Wir können momentan leider nicht vollständig mit eigenen Zutaten oder eigenen Eiern arbeiten, da das lebensmitteltechnisch und in Sachen Haltbarkeit zu schwierig ist“, sagt er. Für ein 150 ml-Glas nimmt Kurz 2,80 € im Wiederverkauf.

In Zukunft soll es noch weitere Sorten und Produkte geben. Ein eigener Hofladen oder Onlineshop sind vorerst aber nicht geplant – der Junglandwirt will sich auf den Verkauf vor Ort konzentrieren.

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