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Pflanzliche Proteine und Superfood aus dem Ausland erschweren regionalen Anbau

Der Anbau von Nischenkulturen kann interessant sein, um dem Trend rund um pflanzliche Proteine und „Superfood“ nachzugehen. Doch die günstigere Konkurrenz aus dem Ausland hemmt die Marktentwicklung.

Lesezeit: 4 Minuten

Ob in der Werbung oder in den Supermarkt-Regalen, Fleischalternativprodukte auf Basis von pflanzlichem Protein scheinen derzeit einen Aufschwung zu erleben, auch wenn sich der Anteil an Vegetariern und Veganern nach wie vor auf einem niedrigen Niveau bewegt. Viele Alternativprodukte sind dabei meist aus ausländischen Rohstoffen wie Soja oder Erbsen hergestellt. Und auch sogenanntes Superfood wie Quinoa stammt selten aus heimischer Produktion.

Je stärker verarbeitet, desto weniger interessiert Herkunft

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Ein Potenzial also für die heimische Landwirtschaft? Die größere Herausforderung sei es, dass die Kunden bei den Rohstoffen auf die Herkunft achteten und dazu bereit seien, einen Mehrpreis zu bezahlen, so Sandra Helfenstein, Mediensprecherin des Schweizer Bauernverbandes. Denn nicht nur viele Schweizer Landwirte interessieren sich zunehmend für den Anbau von Kichererbse, Quinoa und Co. Doch gerade bei stark verarbeiteten Lebensmitteln wie Fleischersatzprodukten zeigen die Erfahrungen, dass dort die Konsumenten die Herkunft weniger beachten.

Helfenstein spricht die ausländische Konkurrenz an: „Das Problem der Nischenkulturen ist, dass sie preislich hart am Wind mit ausländischen Importen stehen, weil es in diesem Bereich hier in der Schweiz keine oder kaum Zölle gibt. Wenn man Leguminosen zur menschlichen Ernährung aus einheimischer Produktion fördern will, wäre der Grenzschutz ein sehr wirkungsvolles Mittel."

Die Schweiz plane im Rahmen des Landwirtschaftlichen Verordnungspakets 2022 künftig auch für Körnerleguminosen Einzelkulturbeiträge zu sprechen, die für die menschliche Ernährung verwendet werden. Aus Sicht des Bauernverbandes ist dies ein wichtiger Schritt, um den Anbau zu fördern. Aber nicht der einzige: „Jetzt braucht es auch einen Schritt von Seite Markt, also die Festlegung von angemessenen Richtpreisen für die relevanten Kulturen wie Speisehafer oder Leguminosen für die menschliche Ernährung, damit der Anbau in der Schweiz endlich vorankommt.“

„Bereit, 10 bis 15 Prozent mehr zu bezahlen“

Mit Schweizer Proteinpflanzen bereits am Markt ist das Start-up fabas. Es arbeitet eng mit Schweizer Landwirten zusammen, um pflanzliches Protein regional anzubauen. „Die Kichererbsen verarbeiten wir zu Hummus. An weiteren Produkten mit Ackerbohnen und Erbsen arbeiten wir derzeit“, erklärt Anik Thaler, Co-Founder von fabas.

Im Vergleich zu ausländischen Produkten ist die Schweizer Ware teurer. „Unserer Erfahrung nach sind Konsumenten bereit, einen gewissen Mehrpreis für Produkte mit Schweizer Herkunft zu bezahlen“, sagt Anik Thaler. Dieser Unterschied liege geschätzt bei ca. 10-15 %.

Neben dem Grenzschutz nennt Thaler ebenso die Einzelkulturbeträge des Bundes als Faktor, die einen Einfluss auf die Preissituation haben. Dass diese neu nicht mehr nur für Eiweißpflanzen zur Futtermittelnutzung, sondern auch zur menschlichen Ernährung vergeben werden sollen, wertet sie wie der Bauernverband als positiv.

Verarbeitungsmöglichkeiten nur teilweise vorhanden

Anik Thaler sieht Marktpotenzial für die Produkte. „Für Hummus ist das Potenzial vorhanden. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass der Anbau von Kichererbsen möglich ist.“ Er bringe aber durchaus noch gewisse Risiken mit sich und gerade in Bezug auf Sorten oder Anbauempfehlungen fehle es noch an Erfahrung.

Thaler sieht auch Anbaupotenzial bei Erbsen und Ackerbohnen für die Weiterverarbeitung zu naturbelassenen Alternativprodukten. Dort könnten grundsätzlich die gleichen Sorten wie für Futtermittel verwendet werden. „Einzig die Aufreinigung muss präziser erfolgen. Für diesen Schritt sind aber die nötigen Infrastrukturen bereits teilweise vorhanden. Auch hier bedarf es aber noch größerer Erfahrung“, so die Gründerin.

Für Fleischalternativprodukte werden meist Proteinkonzentrate oder -isolate verwendet. In der Schweiz kann dieser Verarbeitungsschritt laut Thaler aktuell nicht durchgeführt werden. Aktuell sei fabas aber in einem Forschungsprojekt involviert, um diesen Schritt zu optimieren und lokal in der Schweiz durchzuführen.

Nische als Vorteil?

Grundsätzlich geht Thaler davon aus, dass es mehr Erfahrungswerte, Sortenempfehlungen, aber auch Beratung zur Kulturführung und Anbautechnik braucht, um den Anbau von Hülsenfrüchten zur menschlichen Ernährung in der Schweiz auszuweiten. Um den Landwirten die Anbauplanung zu erleichtern, hat fabas ein Tool entwickelt. Es soll die Anbauplanung digitaler und leichter zugänglich werden. Einige Produzenten von fabas nehmen die verarbeiteten Produkte wie Sonnenblumenkerne für die Direktvermarktung wieder zurück.

Auf die Frage, ob es möglich wäre, weitere in der Schweiz angebaute Nischenkulturen wie Quinoa aus dieser Nische zu holen meint Helfenstein, dass man sich zunächst die Frage stellen müsse, ob dies überhaupt Sinn mache. „Denn die Nische hat den Vorteil, dass das Produkt etwas Spezielles und der Preisdruck geringer ist“, sagt Helfenstein. Grundsätzlich sei es aber ohnehin eine Frage des Marktes: „Wenn immer mehr Menschen Quinoa essen, müssen wir diesem Wunsch auch nachkommen und den Anbau ausbauen. Das wird auch automatisch passieren, wenn der Produzentenpreis stimmt.“ Ein zentraler Erfolgsfaktor sei dabei immer eine gut sichtbare Deklaration der Rohstoffherkunft.

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