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Prototyp eines Pflugsaatsystems: Zwischenfrüchte säen mit dem Pflug

Um bei der Aussaat von Zwischenfrüchten Arbeitsgänge einsparen zu können, hat ein Landwirt aus Oberbayern ein Säsystem für den Pflug entwickelt.

Lesezeit: 5 Minuten

Gut zu wissen

- Das Pflugsaatsystem sät grobe Samen in den Erdbalken und feine Samen auf das Gepflügte.

- Demontieren lässt sich der Sä­balken in nur 20 Minuten. Am Pflug sind keine Veränderungen nötig.

- Einen Preis für den Eigenbau konnte uns der Landwirt noch nicht nennen.

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Nicht jeder Landwirt kann und will auf den Pflug verzichten. So auch Mathias Maier aus dem oberbayerischen Schönberg im Landkreis Mühldorf am Inn. Dennoch möchte er Zwischenfrüchte in seine Fruchtfolge integrieren. Allerdings ist das Zeitfenster nach der Getreideernte oftmals knapp.

In der Praxis weit verbreitet ist deshalb der Einsatz eines Universalstreuers z. B. auf dem Grubber. Dieses Verfahren hat für Landwirt Maier einen entscheidenden Nachteil: Das so verteilte Saatgut liegt auf der Bodenoberfläche. Bei ausreichend Feuchtigkeit ist das für Lichtkeimer in Ordnung, für Dunkelkeimer jedoch nicht. Auch die Drillsaat von

Zwischenfruchtgemengen ist immer ein Kompromiss, weil grobe Samen leicht vertrocknen, wenn sie zu flach abgelegt werden. Alles Gründe für Mathias Maier, über ein anderes Säsystem nachzudenken, das Saatgut in zwei Bodenhorizonten ablegt.

Säbalken am Pflug

Seinen vierfurchigen Lemken-Volldrehpflug Europal 7 stattete der Landwirt deshalb mit den Haltearmen eines Kerner Schollen­crackers aus. Daran befestigte er ein Gestänge für die Saatleitungen und die Särohre seines selbstentwickelten Systems. Die Saatgutauslässe bestehen beim jetzigen Prototypen aus Wasserlei­tungs­­bögen. „Das sieht zwar eigenwillig aus, war aber bei der Entwicklung praktisch“, sagt der Landwirt. „Den Anstellwinkel der Bögen kann ich beliebig verstellen, bis die ideale Wurfrichtung herausgefunden ist.“

Die nach innen, zum Pflug zeigenden Rohre lassen das grobe Saatgut in den sich drehenden Erdbalken hineinrieseln. Der Winkel der Rohre zum Pflugkörper bestimmt dabei die Ablagetiefe. Eine exakte Tiefenablage ist jedoch nicht möglich. „Aber den Ackerbohnen macht es nichts aus, ob sie 5 oder 8 cm tief liegen“, so Mathias Maiers Erfahrung. Die vom Pflug weg ausgerichteten Rohre blasen das feine Saatgut auf die frisch gepflügte Bodenoberfläche.

Insgesamt 16 Särohre sind an dem vierfurchigen Pflug montiert: zweimal vier für grobes und zweimal vier für feines Saatgut. Um nicht auch 16 Schläuche verlegen zu müssen, installierte Mathias Maier elektronisch schaltbare Y-Ventile. Diese geben jeweils die nach unten gerichteten Särohre frei. Jedes Ausheben des Pflugs löst über das Hubwerkssignal den Schaltvorgang im Y-Ventil automatisch aus.

Zweigeteilter Saattank

Bedient wird das Pflugsaatsystem über ein ISO-Bus-Terminal von Horsch. Denn die Dosiereinheiten mit zwei elektrischen Antrieben und hydraulischem Gebläse, die Saatgutverteiler sowie die Elektronik stammen von Horsch. Der Saatguttank hingegen ist bei dem selbstkonstruierten Prototyp ein zweigeteilter Tank mit 1 500 l Fassungsvermögen eines ehemaligen Kverneland Düngerstreuers.

Den Tank versah Mathias Maier mit Leermeldesensoren und einer Innenbeleuchtung. Ein vorne am Tank angebrachter Radarsensor ermittelt die Fahrgeschwindigkeit für die exakte Dosierung der Saatmenge. Die Düngerdosierung von Kverneland ersetzte der Landwirt durch eine Saatgutdosierung von Horsch. Zwei unabhängig voneinander arbeitende Elek­tromotoren drehen nun die Zellenräder. Über das Terminal lassen sich somit zwei verschiedene Aussaatstärken einstellen.

Das hydraulisch angetriebene Gebläse befördert das Saatgut aus dem Fronttank über zwei Leitungen mit 70 mm Durchmesser nach hinten zu den zwei Saatgutverteiltürmen des Pflugsaatsystems. Ein Verteiler ist für die groben Samen und einer für die feinen Samen zuständig.

Starkes Gebläse für Bohnen

Da grobe Samen wie Ackerbohnen oder Erbsen für den relativ weiten Weg von der Dosierung am Fronttank vorne über den Verteiler im Heck des Schleppers bis zu den Saatgutauslässen am Pflug einen recht starken Luftstrom benötigen, konnte Mathias Maier kein elektrisch angetriebenes Gebläse einsetzen. Außerdem musste er den Tank mit einem luftdichten Deckel verschließen, damit darin der nötige Überdruck entsteht.

Somit muss der zur Pflugsaat eingesetzte Schlepper nicht nur mit einem Fronthubwerk und einer ISO-Bus-Steckdose, sondern auch mit den für den Antrieb des Gebläses nötigen Hydraulikanschlüssen ausgestattet sein: Dazu zählt eine Druckleitung, ein freier Rücklauf sowie ein weiterer Lecköl­­an­schluss. „Für eine gute Verteilung von grobkörnigen Leguminosen stelle ich für das Gebläse eine Hydrauliköl-Fördermenge von 23 l pro Minute ein“, berichtet Mathias Maier.

Anfertigung auf Anfrage

Rund 80 ha Zwischenfrüchte hat Mathias Maier inzwischen mit seinem selbstent­wickelten Pflugsystem gesät. Wie er findet, mit gutem Erfolg. Weitere Anfertigungen sind möglich. Die Landmaschinenwerkstatt Xaver Loipfinger (x-loipfinger.de) aus Bodenkirchen im niederbayerischen Landkreis Landshut unterstützt Mathias Maier dabei.

Pflug-, Grubber- und Drillsaat im Vergleich

In einer Projektarbeit haben Studierende der Hochschule Triesdorf das pneuma­tische Pflugsaatverfahren von Mathias Maier mit etablierten Verfahren der Zwischenfruchtaussaat verglichen. Auf zwei Schlägen wurden dazu eine Saatgut­mischung mit Feinsämereien sowie grobkörnige Leguminosen ausgesät.

Für die Drillsaat kam eine Kreisel­eggen­drillkombi von Pöttinger zum Einsatz. Bei der Grubbersaat verteilte ein Düngerstreuer von Rauch die Leguminosen vor dem Grubbern, die dieser anschließend in den Boden einmischte. Außerdem streute bei dieser Variante ein auf dem Grubber aufgebauter, elektrisch angetriebener Universalstreuer von Lehner das feine Saatgut während des Grubberns auf die bearbeitete Fläche.

Anschließend untersuchten die Studierenden die Entwicklung des Zwischenfruchtbestands mittels Luftbildaufnahmen sowie durch Bestimmung von Trockenmasse- und Chlorophyllgehalt. Die Pflugsaat zeigte hier keine Nachteile.

Dafür ergab die Betrachtung der Wirtschaftlichkeit einen Vorteil für die Pflugsaat, sofern der Pflug bei den nicht im Pflugsaatverfahren gesäten Varianten im Frühjahr zur Grundbodenbearbeitung eingesetzt wird. Ansonsten liegen die Kosten der Grubbersaat nach Berechnungen der Studierenden bei 44 Euro und die der Drillsaat mit Säkombi bei 65 Euro pro Hektar, während für die Pflugsaat rund 80 Euro/ha zu veranschlagen sind.

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